Wirbel um das Fluggastrecht – Wie Start-ups den Markt umkrempeln

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Start-ups
Wirbel um das Fluggastrecht – Wie Start-ups den Markt umkrempeln

In zwei Wochen startet der Partnerkongress der Versicherungsforen Leipzig. Mit den Schwerpunkten „Sharing Economy“, „Cyber Risk und Cyber Security“, „Artificial Intelligence“ und „New Work“ erwarten wir wieder viele spannende Vorträge, zahlreiche Teilnehmer und hochmotivierte Start-ups. Letztere präsentieren ihre Geschäftsidee in diesem Jahr erstmalig, um den Rockstar Award zu gewinnen. Die Jury und das Publikum entscheiden, wer als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht. Schon seit längerem stehen die 10 teilnehmenden Start-ups fest – doch nun konnte sich noch ein weiterer Gründer qualifizieren: Mit WirkaufendeinenFlug.de haben wir ein weiteres Start-up in den Ring geholt und natürlich möchten wir nicht versäumen, ihnen unseren letzten Anwärter auf den Rockstar Award vorzustellen.

Das Hamburger Start-up WirkaufendeinenFlug.de wirbt damit, bei Flugverspätungen und -annullierungen bis zu 400 EUR Entschädigung pro Person auszuzahlen. Fluggästen wird in nur 3 bis 24 Stunden der Anspruch gegen die Fluggesellschaft ausbezahlt. Im Interview verrät uns Konstantin Loebner, Founder & CEO von WirkaufendeinenFlug.de, was es mit dem Service für verärgerte Fluggäste auf sich hat.

 

WirkaufendeinenFlug.de ist seit Anfang letzten Jahres online. Wie hat sich euer Service seitdem entwickelt?

Wir hatten einen sehr turbulenten Start, den alle Marktteilnehmer gespürt haben. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass die Nachfrage so groß ist, als wir an den Start gegangen sind. Alleine in den ersten drei Tagen haben fast alle großen deutschen Medien über uns berichtet. Wir hatten damals eine Landingpage, ein rudimentäres Backend und zwei Mitarbeiter. Wir sind dann aufgrund der sehr großen Nachfragen nach unserem Angebot in nur einer Woche auf knapp 30 Mitarbeiter gewachsen. Die Zeit war völlig verrückt. Wir haben dann aber sehr schnell gemerkt, dass unser Business nur Spaß macht und sich skalieren lässt, wenn man alles automatisiert, was sich vernünftigerweise automatisieren lässt. Heute machen wir dank unseres sehr hohen Automatisierungsgrades und perfektionierter Abläufe mehr Umsatz mit nur zwei Sachbearbeitern, als vor einem guten Jahr mit knapp 30.

Auf dem Markt für Fluggastrecht ist einiges los. Neben euch gibt es noch weitere Anbieter wie EUflight oder Compensation2go, die einen vergleichbaren Service anbieten. Was unterscheidet euch von den übrigen Playern?

Es sind mit uns fast zeitgleich mehrere Player auf den Markt gedrängt, die einen ähnlichen Service für Endverbraucher anbieten. Unsere automatisierten Prozesse von Underwriting über Collection bis hin zur automatisierten Klageerstellung erlauben uns eine sehr schlanke Aufstellung und machen unser Geschäft deutlich skalierbarer. Auch in Sachen Geschwindigkeit sind wir schneller als alle anderen Player im Markt. Viele unserer Kunden erhalten eine Auszahlung nur wenigen Minuten, nachdem sie den Fall eingereicht haben. Zudem arbeiten wir mit diversen Partnern zusammen, auch aus der Versicherungswirtschaft, denen wir eine Palette an Services anbieten, mit denen wir uns ganz klar von Mitbewerbern unterscheiden.

Auf dem Partnerkongress am 14. September werdet ihr eure Geschäftsidee vor ca. 350 Teilnehmern und Entscheidern aus der Versicherungsbranche vorstellen. Wo bestehen deiner Ansicht nach Ansatzpunkte für Kooperationen mit Versicherungsunternehmen?

Mit unserer Technologie und unserer regulatorischen Flexibilität als Nicht-Versicherung können wir z.B. Rechtsschutzversicherern helfen, ihre Kosten für die Durchsetzung von Kleinstforderungen signifikant zu reduzieren: Sei es, dass wir Fluggastrechteforderungen von Versicherungsnehmern bewerten und sehr effizient außergerichtlich durchsetzen oder, dass wir andere Kleinstforderungen, deren Durchsetzung wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, dem Versicherungsnehmer abkaufen und so der Versicherung deutlich höhere Kosten für die Forderungsdurchsetzung ersparen. Dieses Modell ist in anderen Ländern gängige Praxis, aber in Deutschland für Versicherungen nicht möglich. Hier kommen wir dann als externer Spezialist für die Bewertung, den Ankauf und die Durchsetzung von Kleinstforderungen ins Spiel.

Die meisten Konferenzteilnehmer nutzen euren Service als Vielflieger wahrscheinlich bereits selbst. Wie hat sich im letzten Jahr eure Bekanntheit entwickelt und wie wirken sich aktuell die Schlagzeilen um Air Berlin auf euer Image und Kundenzahlen aus?

Wir hatten das Glück, vom ersten Tag an von einem starken Medienecho begleitet zu werden. Ich denke, dass liegt vor allem daran, dass wir bereits bei der Konzeption unserer Produkte einen sehr starken Fokus auf Benutzerfreundlichkeit gelegt haben und wir natürlich auch in einem Gebiet unterwegs sind, das uns alle betrifft. Wer fliegt denn nicht? Ich alleine habe unseren Service im letzten Jahr drei Mal in Anspruch genommen, wobei ich bei meinen Flügen mit Air Berlin immer Glück hatte, die sonst bei uns für ordentlich Volumen gesorgt haben. Nach der Insolvenz von Air Berlin gab es für ein paar Tage ein Peak an Anfragen, doch das hat sich inzwischen auch wieder normalisiert. Wir lassen unsere Kunden mit Forderungen gegen Air Berlin, trotz der Insolvenz, nicht im Regen stehen, sondern versuchen deren Forderungen im Wege des Inkassos durchzusetzen. Eine Quote ist immer noch besser als nichts.

 

Sie haben die letzten Start-up Interviews verpasst? Hier finden Sie die Interviews mit unseren Rockstar-Award-Anwärtern:

E-Health in Leipzig – Ein Blick in die Innovationsschmiede »SpinLab« – Im Interview mit den Start-ups DIPAT und DOCYET

„Tech’s outside the box“ – Im Interview mit den Start-ups baningo und advocado

„Wie InsurTechs der Lebensversicherung wieder Leben einhauchen“ – Im Interview mit den Start-ups Getsurance und Penseo

Absichern mit wenigen Klicks: Wie Start-ups Versicherungsprodukte neu denken“ – Im Interview mit den Start-ups hepster und inxure.me

„Start-ups und Kooperationen – Vorteile, Learnings und Hürden“ – Im Interview mit den Start-ups Liimex und Kasko.


 

 

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