Ökosysteme und Kooperationen

Startup kasko und zurich

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Schaden & Leistung
Themen:
Ambient Assisted Living (AAL) Kooperationen
Ökosysteme und Kooperationen

Versicherer sollen in Ökosystemen denken und nicht mehr in Produkten. Das hört und liest man immer häufiger.  Sie sollen in die Lebenswelten der Kunden eintauchen und hier spannende Lösungen schaffen, die mehrwertig für den Kunden sind und über den eigentlichen Versicherungsschutz hinausgehen. Smart Home oder Ambient Assisted Living sind da nur zwei spannende Ansätze. Auch Themen wie Mobilität und Gesundheit bieten durchaus Anknüpfungspunkte, die von Versicherern neu gedacht werden können.

Wichtig dabei ist, dass man dies in Kooperation mit Partnern tut, die die gleiche Sprache sprechen. Wie eine solche Kooperation aussehen kann, darüber haben wir mit Jörg-Tobias Hinterthür, Leiter des Smart Home Innovation Labs bei der Zurich Versicherungs AG, und Nikolaus Sühr, CEO & Co-Founder des Start-ups Kasko, gesprochen.

 

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Sie haben gemeinsam mit KASKO die komplette Smart Home Proposition entwickelt. Was haben Sie hier umgesetzt und wie kommt KASKO hier ins Spiel?

Jörg-Tobias Hinterthür: Unsere Philosophie der Zurich Innovation Labs sieht vor, dass wir Themen schnell und unkompliziert als Prototypen umsetzen, um sie am Markt vertesten zu können. Hierzu sind auch schnelle und flexible IT-Lösungen notwendig. Ziel dieser Lösungen ist dabei immer die Integrations- und Migrationsfähigkeit in unsere Kernsysteme. Das war mit der Lösung von KASKO gewährleistet.

Das Zurich Smart-Home-Paket besteht aus einer Kombination einzelner Technikkomponenten, die einen Einstieg in die Vernetzung des eigenen Zuhauses unkompliziert und kostengünstig ermöglichen. Darüber hinaus verbinden wir diese mit einem Servicebaustein, der, zusätzlich zur bestehenden Hausratversicherung, schnelle Hilfe im Ereignisfall bietet. Ein Knopfdruck in der Smart-Home-Steuerungs-App verbindet unseren Kunden rund um die Uhr direkt mit dem Schadendienst, der die notwendigen Dienstleistungen sofort bereitstellt. Für den Kunden ist damit auch direkt die Schadenmeldung erledigt und er muss keine weiteren Formulare ausfüllen oder finanziell in Vorleistungen gehen. 

Kooperationen von Start-ups und Versicherern sind keine Seltenheit mehr. Welche Learnings haben Sie aus dem letzten Projekt mitgenommen?

Jörg-Tobias Hinterthür: Für uns war gerade der Start der Kooperation eine spannende Zeit, da KASKO eins der ersten Start-ups war, mit dem wir im Innovation Lab Smart Home zusammenarbeiteten.

Die Bedeutung einer klaren Zielformulierung und der Anforderungen an den Prototypen wurden uns hier noch einmal bewusst. Dabei galt: So genau wie nötig und detailliert wie nötig. Uns ging es hier insbesondere um die Geschwindigkeit, möglichst schnell am Markt vertesten zu können.

Ein weiteres Learning war für mich die Tatsache, dass das Stakeholdermanagement, wenn man externe Start-ups einbindet, viel Zeit in Anspruch nimmt. Das lag in unserem Projekt daran, dass wir zu einen mit einer vollkommen neuen Proposition an den Markt gehen wollten und andererseits die Kooperation mit einem Start-up intern auf großes Interesse stieß. Wir haben schnell gemerkt, dass unsere Aufgabe insbesondere im Einbinden des Vertriebs lag, während sich KASKO um viele organisatorische Themen im Backend kümmerte. Die Aufgabenteilung zwischen Unternehmen und Start-up im Vorfeld zu fixieren, war ein großer Lernpunkt für mich.

Auch die Art der zukünftigen Zusammenarbeit wurde bereits beim ersten Treffen festgelegt. Schließlich haben wir uns in den Zurich Innovation Labs der agilen Projektarbeit und Design Thinking verschrieben. Daran wollten wir auch in der Kooperation mit einem Start-up festhalten. Uns war das gemeinsame Arbeiten in Sprints mit geteilten Routinen wie Daily, Retro und Review über den Projektzeitraum wichtig. Trotz räumlicher Trennung hat diese intensive Zusammenarbeit mit einem externen Start-up sehr gut funktioniert.

Nikolaus Sühr: Für mich sind das drei zentrale Dinge: Das sind zum ersten Verständnis und Erfahrung: ein Start-up muss die Entscheidungs- und Einkaufsprozesse des Versicherers verstehen und auf Basis der Erfahrungswerte Vorschläge machen. Der Versicherer muss verstehen, dass Start-ups nicht viel Zeit haben, das Zeitfenster für die Projektumsetzung ist kleiner. Daher arbeiten sie aktiv an pragmatischen Lösungen. Zweitens ist Vertrauen sehr wichtig. Der Umfang des Projekts entwickelt sich in einer agilen Vorgehensweise konstant weiter und man muss darauf vertrauen, dass im Sinne des Projekts entschieden wird.

Der letzte Punkt ist, dass man die User früh ins Boot nehmen muss. In den meisten Fällen sind dies die Verantwortlichen für die verschiedenen Vertriebskanäle. So kann man vorab validieren, welche Anforderungen (Produkt, Prozess, Commercials) Must- oder Nice-to-haves sind.

Die Erfahrungen aus Ihrem aktuellen Projekt mit KASKO waren positiv. Was müssen Start-ups mitbringen, damit Sie als Kooperationspartner für die Zurich in Fragen kommen?

Jörg-Tobias Hinterthür: Generell sind für uns alle Start-ups interessant, die durch innovative Lösungen wirklich neue Wege in der Technik oder der Kundenansprache gehen. Für uns war es in der Projektarbeit tatsächlich sehr wichtig, einen Kooperationspartner zu haben, der uns zuhört und unsere Bedürfnisse versteht. Aber auch weitreichendes Branchenwissen ist von Vorteil. Das will heißen, dass das Start-up auch die Sprache der „Versicherung“ sprechen muss. Die Begebenheiten wie rechtliche Rahmenbedingungen, grundsätzliche Arbeitsweise eines Versicherers und die Marktlage sollten bekannt sein. Start-ups sollten außerdem einen gewissen Erfahrungsschatz mitbringen. Nur so können sie uns umfassend beraten und in weiteren Entscheidungen, wie z. B. dem Vertriebsweg unterstützen. Das ist ein deutlicher Mehrwert neben der eigentlichen Unterstützung beim „Bauen“ eines Prototyps.