Der Versicherungsmarkt Deutschland im Blick
Zahlen und Fakten zum deutschen Versicherungsmarkt 2020 sowie einen Überblick zum Status quo und Entwicklungstendenzen möchten wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen.
Widerstandskräftig und zuversichtlich trotz Corona – dieses Fazit zog der GDV für das Versicherungsjahr 2020. Die Branche zeigt sich trotz der Pandemie stabil und schlossen mit einem leichten Zuwachs der Beitragseinnahmen ab. Mit 220,96 Milliarden EUR fallen diese rund 1,7 Prozent höher aus als im Vorjahr. Für 2021 rechnen Versicherer mit einem Plus um die drei Prozent. Rund 454 Millionen Verträge hielt die deutsche Versicherungswirtschaft Angaben des GDV zufolge 2020, damit übernehmen die deutschen Versicherer Risiken von fast jedem Haushalt und Unternehmen in Deutschland und begleiten uns auf Schritt und Tritt. 165 Milliarden Euro wurden für Versicherungsleistungen aufgewandt (ausgezahlte Leistungen), im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Minus. Weitere Zahlen und Fakten zum deutschen Versicherungsmarkt sowie einen Überblick zum Status quo und Entwicklungstendenzen
möchten wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen.
Anzahl der Marktteilnehmer geht zurück
Die Zahl der Versicherungsunternehmen auf dem deutschen Markt entwickelte sich 2020 erstmals seit 2017 leicht rückläufig, sieben Versicherungsunternehmen zogen sich innerhalb eines Jahres aus dem Geschäft zurück. Damit standen 523 Erst- und Rückversicherer sowie Pensions- und Sterbekassen am 31.12.2020 unter deutscher Bundesaufsicht, wie das Statistische Taschenbuch des GDV ausweist.
Mehr als ein Drittel der Unternehmen ist im Schaden- und Unfallgeschäft tätig. Die Zahl der Anbieter ging auch hier zurück und sank um zwei Unternehmen auf 202 Vertreter. Die überwiegende Mehrheit der Versicherungsunternehmen ist als Aktiengesellschaft oder Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit organisiert. Für 2019 weist der GDV 276 AGs sowie 242 WaGs aus.
Die meisten Versicherungsunternehmen sind in Nordrhein-Westfalen beheimatet, gefolgt von Bayern. Niedersachsen liegt mit zwei Unternehmen mehr als Baden-Württemberg auf Platz 3. In Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hat hingegen kein Versicherungsunternehmen seinen Stammsitz.
Von ausländischen Erstversicherungsunternehmen betreiben 18 Vertreter im Lebenbereich und 67 Vertreter im Nicht-Lebenbereich Niederlassungsgeschäfte. Im Dienstleistungsgeschäft waren 2019 806 ausländische Erstversicherer am deutschen Markt zu finden, neun weniger als im Vorjahr.
Vertragsbestand schwächelt in der Krise
Rund 454 Millionen Verträge hielt die deutsche Versicherungswirtschaft Angaben des GDV zufolge 2020. Das entspricht einem Wachstum von etwa 1,8 Prozent und behält somit den gleichen Wachstumskurs wie im Vorjahr bei. Damit übernehmen die deutschen Versicherer Risiken von fast jedem Haushalt und Unternehmen in Deutschland. Auf den Kompositbereich
entfällt dabei mit knapp 81 Prozent traditionell der größte Anteil der Verträge. Im Lebenbereich geht der Vertragsbestand stetig zurück, 2020 etwas stärker als in den Vorjahren.
Die Versicherungsdichte und -durchdringung stieg 2020 in Deutschland weiterhin an, wenn auch nicht ganz so stark wie im Vorjahr. Vorläufigen Angaben des GDV zufolge gaben die Deutschen rund 2.657 EUR pro Kopf für Versicherungen aus, 43 EUR mehr als im Vorjahr. Die Versicherungsdurchdringung stieg 2020 von 6,30 Prozent auf 6,62 Prozent an.
Mit Blick auf ausgewählte Versicherungssparten wird auf Grundlage von Zahlen des GDV deutlich, dass vor allem die Sachversicherung und die Kfz-Haftpflichtversicherung im Vergleich zum Vorjahr sichtbar an Verträgen hinzugewonnen haben. Kleinere Verluste im Vertragsbestand mussten jedoch die private Unfallversicherung und die allgemeine Haftpflichtversicherung verbuchen.
Beitragswachstum in der PKV und der Kompositversicherung
Im vergangenen Jahr wurden bei den Versicherern Beitragseinnahmen in Höhe von über 220 Milliarden EUR erzielt, 2019 waren es 217,4 Milliarden EUR. Dies entspricht einem leichten Wachstum von 1,6 Prozent, wie der GDV ausweist. Das Beitragswachstum reiht sich damit in den Trend der letzten Jahre ein, jedoch schwächer als im vergangenen Jahr.
Die privaten Krankenversicherer konnten ihre Beiträge von 41 Milliarden EUR auf 42,8 Milliarden EUR steigern, was einem Wachstum von 4,4 Prozent entspricht. Damit ist die Wachstumsrate in der PKV wieder leicht angestiegen. Die Kompositversicherung folgte auch 2019 dem Wachstumstrend der letzten Jahre: Bereits 2019 steigerten sie ihre Beitragseinnahmen um 3,5 Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 73,2 Milliarden EUR. 2020 stiegen die Beiträge noch einmal um 2,3 Prozent auf jetzt 74,9 Milliarden EUR. Die gesamten Beitragseinnahmen der Lebensversicherer, Pensionskassen und -fonds lagen mit 103,2 Milliarden Euro exakt auf dem Vorjahreswert, wie der GDV berichtet. Beim Geschäft mit Einmalbeiträgen konnten die Versicherer sogar zulegen: Hier stiegen laut Zahlen des Branchenverbands GDV die Einnahmen sogar um 0,4 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro (2019: 38,1 EUR).
Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherung machen wie auch im Vorjahr den mit knapp 48 Prozent größten Anteil am Gesamtgeschäft aus. Darauf folgt die Sparte der Kompositversicherung mit 33,9 Prozent – ihr Anteil hat sich verglichen zum letzten Jahr nicht verändert. Wieder leicht angestiegen ist der Anteil der privaten Krankenversicherung an den Beitragseinnahmen auf 19,4 Prozent.
Ausgezahlte Leistungen in der Erstversicherung sind leicht gesunken
Insgesamt wurden 2020 165 Milliarden EUR an die Kunden der Versicherer ausgezahlt, was einem leichten Rückgang der ausgezahlten Leistungen in 2019 entspricht (167,6 Mrd. EUR). Auch die Gesamtleistungen in der Erstversicherung verzeichnen einen Rückgang. Während sie im Vorjahr noch 240 Milliarden EUR betrugen, liegt der Wert 2020 noch bei 220 Milliarden EUR.
Erstmals wieder gesunken sind 2020 die ausgezahlten Leistungen der Lebensversicherer. Sie fielen 2020 auf 82,1 Milliarden Euro. Das sind 3,3 Prozent weniger als im Jahr 2019. Ein geringer Anstieg ist lediglich bei der PKV zu verzeichnen, während im Vorjahr 29,8 Milliarden EUR ausgezahlt wurden, sind es 2020 31 Milliarden EUR. Nach einem Anstieg der ausgezahlten Leistungen im Kompositbereich ist auch hier 2020 ein leichter Rückgang von 2,8 Prozent auf 51,8 Milliarden EUR zu verzeichnen.
Der größte Anteil der ausgezahlten Leistungen liegt mit 49,7 Prozent bei der Lebensversicherung, gefolgt von der Schaden-/Unfallversicherung (31,4 Prozent) und der Krankenversicherung (18,9 Prozent).
Der Beitrag ist ein Ausschnitt aus dem Themendossier Versicherungsmarkt Deutschland. Dieses erschien Anfang November und ist für unsere Forenpartner kostenfrei
abrufbar. Wir betrachten darin u. a. auch den internationalen Versicherungsmarkt und nehmen die Marktführer unter die Lupe.
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