Digitale Innovationen im Dienstleistungsbereich
Die Digitalisierungsbemühungen der Versicherungsbranche sind enorm. Ob im Kundenmanagement, Vertrieb oder Schadenbereich – die Assekuranz schraubt an neuen Lösungen. Diesen Eindruck bestätigt auch die Tata Consultancy Services. Eine Studie des Unternehmens ergab, dass 80 Prozent der Versicherer der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüberstehen. Das spiegelte sich auch in der Selbsteinschätzung des digitalen Reifegrades wider: Auf einer Skala von 1 bis 10 gaben sich die Versicherer eine 5,9. Der Durchschnitt aller untersuchten Branchen lag bei 5,5. Es gibt aber noch einiges zu tun und sicher ist, dass die Branche noch am Anfang ihrer digitalen Bemühungen steht. Innovationen kommen nicht von selbst. Ihnen geht oft harte und kreative Arbeit voraus. Wichtige Impuls- und Innovationsgeber sind u. a. wissenschaftliche Einrichtungen, die an Themen forschen, arbeiten und im Idealfall den Transfer in die Praxis schaffen.
Gemeinsam Innovationen in die Praxis transferieren
Die Versicherungsforen verstehen sich schon immer als Partner von Wissenschaft und Praxis. Dass dies nicht nur eine Floskel ist, sondern auch gelebt wird, zeigt u. a. das aktuelle Sponsoring der neuen HHL-Professur für digitale Innovation im Dienstleistungsbereich. Am 23. September 2019 war die feierliche Vertragsunterzeichnung, bei der die Förderung durch die gesamte LF Gruppe besiegelt wurde. Nun ist die Berufung auf die Professur abgeschlossen. Prof. Dr. Claudia Lehmann (siehe Vita am Ende des Beitrags) wird diese mit Leben füllen und gemeinsam mit der LF Gruppe, und den Versicherungsforen als Teil der Gruppe, an spannenden und innovativen Themen arbeiten. Ziel der Professur ist es, neue Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, um neue Technologien nutzbar zu machen und sie in innovative digitale Geschäftsmodelle zu überführen. Der Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis ist dabei von besonderer Bedeutung: Die Professur soll dazu beitragen, deutsche Unternehmen im Dienstleistungsbereich zu unterstützen, die Digitalisierung für sich zu entdecken und zu nutzen. Prof. Lehmann zufolge besteht das Ziel darin „Dienstleistungen zu entwickeln, die ohne die neuen Technologien noch nicht denkbar waren“. Für diese neuen Dienstleistungen erarbeitet die Professur passende Geschäftsmodelle. Besonders wichtig ist Prof. Lehmann dabei die Frage, „wie die Mitarbeiter in den Transformationsprozess hin zur Digitalisierung eingebunden und mitgenommen werden können“.
Aktuelle Projekte im Rahmen der Kooperation
Zukunft lässt sich nicht im Alleingang gestalten. Dazu braucht es ein starkes Ökosystem aus Branchen- und Innovationsexperten. Das ist das Motto der LF Gruppe, die sich neben den Versicherungsforen aus den Bankenforen, den Energieforen, den Digital Impact Labs, den Maklerforen und dem New Players Network zusammensetzt. Unterschiedliches Branchen-Know-how, Methodik sowie ein starkes Netzwerk aus Wissenschaft, Experten aus der Praxis und Start-ups charakterisieren die gesamte Gruppe. Ein spannender Mix, auch für die HHL, die bereits gemeinsam mit den Versicherungsforen Leipzig in den ersten Projekten steckt. Wie sich die Kooperation gestaltet und was das für erste Projekte sind, wissen unsere Geschäftsführer Jens Ringel und Justus Lücke.
Das Sponsoring der HHL-Professur ist ein enormer Invest. Warum ist sie für die Versicherungsforen strategisch so wertvoll. Was erhofft ihr euch davon?
Die Versicherungsforen Leipzig stehen seit ihrer Gründung für eine optimale Synergie von Wissenschaft und Praxis. Wir sind davon überzeugt, dass ein nachhaltiger, unternehmerischer Erfolg nur durch eine methodisch exzellente Vorgehensweise erreicht werden kann. Diese methodische Exzellenz ist jedoch wirkungslos, wenn sie nicht die Gegebenheiten der wirtschaftlichen Praxis berücksichtigt – seien es menschliche Faktoren, historisch gewachsene Organisationsformen oder einfach regulatorische Rahmenbedingungen. Die Versicherungsforen haben sich daher in den vergangenen Jahren eine breite und tiefe, in der Praxis erprobte, versicherungsfachliche Methodenkompetenz aufgebaut.
Wir wollen aber auch die wissenschaftliche Komponente im vollen Umfang mit berücksichtigen, denn insbesondere der Bereich der Digitalisierung und der Innovationen erfordert aufgrund seiner hohen Dynamik eine dauerhafte „Grundlagenforschung“, die man jedoch im unternehmerischen Kontext nicht gewährleisten kann. Mit der Stiftung der Professur an der Handelshochschule Leipzig (HHL) erhoffen wir uns daher genau dieses: Unser Fach-Know-how entlang der gesamten Versicherungswertschöpfungskette um State-of-the-Art-Frameworks und -Methodiken im Kontext der Digitalisierung zu ergänzen und sie kombiniert unseren Partnern zugänglich zu machen. Auf diese Weise leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Zukunftssicherheit der Versicherungswirtschaft. Die Kooperation mit der HHL passt somit perfekt zur Strategie der Versicherungsforen, stets als einer der ersten die branchenrelevanten Trends zu erkennen und praxisgerecht aufzubereiten.
Die ersten Projekte sind angelaufen oder in Planung. Kannst du uns einen Einblick geben?
Die Zusammenarbeit mit der HHL und insbesondere mit der neu gestifteten Professur hilft uns an verschiedenen Stellen, unsere inhaltliche Arbeit tiefer, fachlich fundierter und breiter, im Sinne von branchenübergreifender und internationaler, aufzustellen.
So besteht zum einen die Möglichkeit für Partner der HHL, Projekte gemeinsam mit Studenten aufzusetzen, in denen diese über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten konkrete Konzepte, Produkte oder gar Prototypen und Minimum Viable Products (MVP) marktorientiert erarbeiten. In diesem Kontext bewerben wir uns mit dem Thema „Aufbau lokaler Ökosysteme“, welche die Zusammenarbeit von Banken, Energieversorgern, Versicherern sowie weiterer Branchen in einem kommunalen Umfeld verwirklichen, um ein studentisches Team, das dieses Konzept gemeinsam mit uns an konkreten Use Cases weiterentwickelt.
Zum anderen wollen wir gemeinsam mit der HHL schauen, welche Forschungsprojekte wir national oder international durchführen können. So planen wir u. a. im Themenbereich Gamification und Nudging, die Ergebnisse der jeweiligen Forschungsinitiativen zu teilen und ggf. die weitere Forschung zusammenzulegen.
Die HHL als eine der führenden Business Schools in Europa ist auch für die berufsbegleitende Weiterbildung des Managements von Versicherungsunternehmen prädestiniert. Neben den regulatorischen Anforderungen an die Kompetenzen von Vorständen und Führungskräften nach dem „Fit & Proper“-Ansatz sind es insbesondere die Fragestellungen nach neuen Strategien, Führungskonzepten und digitalen Kompetenzen, die eine kontinuierliche Weiterbildung für Führungskräfte erfordern. Hier sehen wir in der Kombination aus dem branchen- und versicherungsfachlichen Wissen der Versicherungsforen und dem Management-Know-how der HHL einen unbestreitbaren USP in der Ausgestaltung spannender und informativer Schulungsformate.