Das ist doch keine echte künstliche Intelligenz!
Kommt Ihnen dieser Spruch bekannt vor? Immer wieder laufen einem ähnliche Sätze über den Weg. Man versucht, dass komplexe Feld der künstlichen Intelligenz auf einem fundierten, mathematischen Sachverhalt herunterzubrechen. Sobald man dies tut, löst sich der magische KI-Vorhang und man stellt fest, dass das, was intelligent scheint, doch nur eine Aneinanderreihung von Zahlen, Parameter und Formeln ist.
Das ist doch keine echte künstliche Intelligenz! Kommt Ihnen dieser Spruch aus der Überschrift bekannt vor? Immer wieder laufen einem ähnliche Sätze über den Weg, sowohl in Kommentaren von Zeitschriften, Podcasts etc., aber auch in Gesprächen und Vorträgen. Man versucht, dass komplexe Feld der künstlichen Intelligenz auf einem fundierten, mathematischen Sachverhalt herunterzubrechen.
Sobald man dies tut, löst sich der magische KI-Vorhang und man stellt fest, dass das, was intelligent scheint, doch nur eine Aneinanderreihung von Zahlen, Parameter und Formeln ist. Ja, sicherlich derjenige, der diese Formel aufschreibt, scheint intelligent zu sein. Aber ein Computerprogramm, dass die von einem intelligenten Wesen eingegebenen Anweisungen ausführt, ist es dann nicht? Moment mal, das ist ja genau, dass was Computerprogramme schon seit Jahren tun! Ist das nun intelligent oder nicht?
Der KI-Effekt
Üblicherweise vergleicht man die Leistungsfähigkeit der künstlichen Intelligenz mit der menschlichen Intelligenz. Eine KI soll zum Bespiel Texte übersetzen und dieselben Texte lässt man einen Menschen übersetzen. Anschließend bewertet und vergleicht man die Ergebnisse. Am Ende kommt zum Beispiel folgendes Ergebnis heraus: Die Maschine übersetzt zu x-Prozent besser als der Mensch. Ist die Maschine nun intelligent? Wann ist eigentlich ein Mensch intelligent?
Abgesehen von einer Zahl bei der Auswertung eines IQ-Tests würden vermutlich viele zustimmen, dass wenn ich den aktuellen Schachweltmeister besiege, man mir sicher eine große Intelligenz zusprechen würde. Aber eine Maschine, die das geschafft hat, ist es nicht. Dieser wird es aberkannt. Denn sie hat sich vorher Millionen von Spielzügen und Partien angesehen und prognostiziert so ihren nächsten Zug. Ein sehr paradoxes Bewertungsmuster, wenn man die Leistungsfähigkeit (deren Intelligenz) der Systeme mit dem Menschen vergleicht und anschließend dieses nicht mehr tut, wenn eine Maschine eine Aufgabe gelöst hat. Eine sehr kurze und aussagekräftige Beschreibung kommt dazu von Computerwissenschaftler Larry Tesler: „KI ist alles das, was noch nicht erreicht wurde.“
Erwartungen an KI sind sehr hoch
Der Ursprung beginnt bereits im eigenen Wortlaut des Forschungsfeldes. Denn sowohl das Wort künstlich als auch das Wort Intelligenz lassen sehr viel Spielraum für Interpretationen. Hinzu kommt, dass leider die Wissenschaft den Science-Fiction-Autoren um Jahrzehnte hinterherhinkt. Verrückterweise haben genau diese unser abstraktes Bild einer „wahrhaftigen“ KI geprägt. Ich denke, die meisten verbinden damit eine eigenständig denkende und menschenähnliche Entität, dessen Intelligenz der menschlichen Intelligenz weit überlegen. Da ist es nicht verwunderlich, dass Schach spielen wohl nicht einer künstlichen Intelligenz zugeschrieben wird. Vielmehr erwartet man einfach, dass Schachspielen einfach ein Nebenprodukt sei, was eine KI können muss. Unsere Erwartungen an diese Technologie sind also prinzipiell sehr hoch.
Auch die Medien tragen hier ein ganzes Stück zu den überzogenen Erwartungen bei. Schlagzeilen wie: „KI in der Medizin: KI, die Depressionen erkennt“ oder „Google sagt, dass seine künstliche Intelligenz Lungenkrebs ein Jahr vor dem Arzt entdecken könne“ schüren nicht nur riesige Erwartungen sondern verzerren auch immer wieder das Bild der tatsächlichen Leistungsfähigkeit.
Aber egal wie hoch die Erwartungen sind und egal wie fantastisch oder ernüchtern die Ergebnisse sind – alle aktuellen KI-Systeme insbesondere, welche mit maschinellem Lernen zu tun haben, sind und bleiben ein mathematisches Gebilde. Ob man diesen Intelligenz zusprechen kann, ist daher die falsche Frage.