Low Code/No Code in der Versicherungsbranche: Innovationen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für eine digitale Zukunft

Im Beitrag geben wir einen Einblick in ausgewählte Impulse des Erfahrungsaustausches „Digitalisierung von Prozessen - Low Code/No Code-Strategien für Versicherungen“.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Analytik & IT
Themen:
Low Code / Now Code
Low Code/No Code in der Versicherungsbranche: Innovationen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für eine digitale Zukunft

Im Rahmen des Erfahrungsaustausches „Digitalisierung von Prozessen - Low Code/No Code-Strategien für Versicherungen“ in Leipzig diskutierten Expertinnen und Experten aus der Versicherungsbranche innovative Anwendungsbeispiele, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren beim Einsatz von Low-Code- und No-Code-Lösungen. Ziel war es, zu zeigen, wie die Technologien dazu beitragen, Prozesse effizienter und flexibler zu gestalten und neue Produkte schneller auf den Markt zu bringen.

Der Erfahrungsaustausch wurde unter der Leitung von Robert Schnoeckel, Future Scientist bei den Versicherungsforen Leipzig, erstmalig durchgeführt. Im Beitrag geben wir einen Einblick in ausgewählte Impulse der Veranstaltung.

Chancen und Anforderungen bei der Einführung von Low Code

Jan Gottschick, Senior Scientist beim Institut Fraunhofer FOKUS, eröffnete die Veranstaltung mit seinem Vortrag „Low Code Canvas – Facetten bei der Einführung von Low Code“. Er hob hervor, dass die Nutzung von Low-Code-Plattformen eine „Investition in die Zukunft“ sei, um Anwendungen schneller und einfacher zu entwickeln und langfristig zu pflegen. Im Fokus steht dabei ein strategisches Vorgehen, das mit einem fachlichen Modell beginnt: „Decisions first – vor der Umsetzung kommt die Planung“, betonte Gottschick.

Gottschick erklärte, dass Low Code eine Vielzahl an Funktionen abdecken kann, von der Bearbeitung bestimmter Prozesse und Ereignisse bis hin zu automatisierten Entscheidungen. Dennoch seien technische, organisatorische und funktionale Anforderungen des Unternehmens entscheidend. Künstliche Intelligenz kann zwar unterstützend wirken, doch Gottschick warnte vor möglichen Sicherheitslücken: „Unternehmen sollten aufgrund von Datensicherheitsbedenken nicht ausschließlich auf KI vertrauen.“ Eine durchdachte Planung sei daher unverzichtbar, um die Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten.

Schnelle Markteinführung durch Cleo: Neue Produkte in zwei Wochen

Ingolf Putzbach, Geschäftsführer der Cleo & You GmbH, demonstrierte den pragmatischen Ansatz des Start-ups bei der Entwicklung von Versicherungsprodukten. Cleo hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Produkte in weniger als zwei Wochen auf den Markt zu bringen. Mithilfe der digitalen Versicherungsplattform SCIP Insurance Suite können Produkte nicht nur schnell konzipiert, sondern auch der gesamte Vertriebsprozess digital abgebildet werden. „Einfachheit, Modularität und Wiederverwendbarkeit sind die Erfolgsfaktoren“, erklärte Putzbach und verwies auf die Bedeutung von No-Code- und Low-Code-Bausteinen für eine flexible und effiziente Konfiguration.

Ein besonderes Highlight seines Vortrags war die Live-Konfiguration eines neuen Kleintier-Versicherungsprodukts. Hierbei wurde gezeigt, wie Produkte ohne den klassischen Deployment-Prozess in Echtzeit live geschaltet werden können. Auch das Self-Service-Portal und die individuellen Antragsstrecken für Vertriebspartner lassen sich durch die Plattform problemlos integrieren. Durch diese Flexibilität könne Cleo eine vollständig digitale Journey von der Antragstellung bis zur Schadenbearbeitung bieten und sei damit „time-to-market“ führend.

Digitale Transformation bei SWICA: Effizienzgewinn durch Low Code

Fabian Ringwald, CIO der SWICA Gesundheitsorganisation, und Silvan Stich, Head of Low Code bei der Zühlke Group, gaben einen Einblick in die digitale Transformation des Schweizer Krankenversicherers SWICA. Mit 2.260 Mitarbeitenden und Prämieneinnahmen von 5,8 Milliarden CHF stand SWICA vor der Herausforderung, den Prozess der Offertenerstellung zu optimieren und effizienter zu gestalten.

„Das Ziel der Einführung der neuen Lösung Offerta war es, den bisherigen, auf Excel basierenden Prozess, zu ersetzen, da dieser fehleranfällig war und Medienbrüche verursachte,“ erklärte Ringwald. Die Low-Code-Plattform Mendix wurde gewählt, um eine schnellere und einfachere Umsetzung zu ermöglichen. Mithilfe von Mendix konnte SWICA ein System schaffen, das die Prämienberechnung digitalisiert und den Mitarbeitenden einen benutzerfreundlichen Zugang zu allen notwendigen Informationen bietet.

Durch die Implementierung der Offerta-Lösung konnte der Zeitaufwand für die Angebotserstellung um 30 bis 50 Prozent reduziert werden. „Die Mitarbeitenden profitieren von einem optimierten, weniger fehleranfälligen System, das ihre Arbeit erleichtert und Transparenz ermöglicht,“ so Stich.

Es stellte sich jedoch heraus, dass die Prozesse im Bereich Underwriting bei SWICA komplexer waren als erwartet. Stich betonte: „Es empfiehlt sich, die eigenen Prozesse genau zu kennen und abzubilden, bevor man in ein Low-Code-Projekt startet.“ Die Umsetzung hat gezeigt, dass komplexe Systeme spezifische Softwareentwicklungen erfordern und ein erfahrenes Team für die Umsetzung notwendig ist. Außerdem ist Low Code eine Plattform, die Investitionen erfordert.

Fazit: Low Code und No Code als Zukunftstechnologien in der Versicherungsbranche

Die Anwendungsbeispiele verdeutlichen das Potenzial von Low-Code- und No-Code-Plattformen für die Versicherungsbranche. Ob für die schnelle Produktentwicklung, die Prozessoptimierung oder die Verbesserung der Kundenkommunikation: Erfolgreiche Implementierung hängt entscheidend von einer durchdachten Strategie und der Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen ab. Low-Code- und No-Code-Lösungen können bereits heute vielfältig eingesetzt werden. Dies erfordert jedoch Klarheit über die eigenen Prozesse, Know-how und Investitionsbereitschaft.

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