Trendradar-Megatrend: Brain-Machine-Interface

Im Beitrag widmen wir uns dem Trendradar-Trend "Brain-Machine-Interface".

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Analytik & IT
Themen:
Trends Trendforschung
Trendradar-Megatrend: Brain-Machine-Interface

Ein Brain-Machine-Interface, oder kurz BMI, ist eine Schnittstelle zwischen menschlichem Gehirn und Computer, über die eine direkte Informationsübertragung stattfindet.

Durch das Auslesen von Gedanken wird eine Maschine, also zum Beispiel ein Roboterarm, gesteuert. Ganz ohne gesprochene Sprache oder irgendeine Muskelbewegung. Das passiert, vereinfacht gesagt, indem man zum Beispiel per EEG oder durch implantierte Elektroden neuronale Signale des menschlichen Gehirns misst. Das BMI vergleicht diese dann mit vorgegebenen oder erlernten Referenzmustern. So identifiziert das System charakteristische neuronale Signaturen und Motive, die als Kontrollsignale dienen. Durch die Identifikation der Kontrollsignale entschlüsselt das BMI die Absichten des Nutzers und gibt sie als Befehle an die Maschine weiter.

Die Entwicklung

Die Grundlage für BMIs wurde 1929 gelegt. Schon zu dieser Zeit hat man das erste Mal die Gehirnströme eines Menschen gemessen. Die Verknüpfung mit Computern kam einige Zeit später, in den 1970ern. Im Jahr 1999 haben Wissenschaftler schließlich zeigen können, dass es möglich ist, einen Roboterarm durch Gedanken zu kontrollieren. In ihrem Experiment haben sich Laborratten selbst über einen Hebel mit Wasser versorgt. Während des Drückens wurden bestimmte Gehirnaktivitäten gemessen. Schließlich wurde der Hebel so umgestellt, dass er auf eben diese Aktivitätsmuster reagierte – die Ratten konnten ihn immer noch aktivieren. Schließlich haben sie sogar aufgehört, den Hebel zusätzlich manuell zu drücken. Im selben Jahr ist es Forschern in Berkeley gelungen, aufgezeichnete Gehirnströme zu decodieren. Leistungsfähigere Hardware und sinkende Preise machten es schließlich möglich, die gemessenen Daten in Echtzeit auszuwerten. Seitdem schreitet die Forschung zu BMIs immer schneller voran.

Einsatzgebiete

Die Relevanz

Vor allem der medizinische Anwendungsbereich ist sehr vielversprechend. BMIs können schwerwiegende Behinderungen kompensieren – sie geben beispielsweise Menschen mit Lähmungen oder fehlenden Gliedmaßen eine Möglichkeit, zu kommunizieren und körperlich mit ihrer Umwelt zu interagieren. In der Rehabilitationsmedizin gibt es schon erste marktfähige Produkte. Das größte Hindernis in der Entwicklung ist dabei derzeit die niedrige Informationsübertragungsrate zwischen Gehirn und Computer. Diese führt dazu, dass die mentalen Kommandos von den Systemen häufig nicht verstanden oder falsch interpretiert werden. Für Versicherer führt der verstärkte Einsatz von BMIs vor allem zu komplexerem Risikomanagement und komplizierterer Tarifierung. Wenn menschliche Gebrechen mit Mitteln kompensiert werden, die nicht mehr Teil des menschlichen Körpers sind, kreiert dies Unschärfe bezüglich der Vertragsgegenstände, zum Beispiel bei der Berufsunfähigkeit. Auch weil sich nur schwer zwischen dem humanen Versicherungsnehmer und seinen technologischen „Erweiterungen“ differenzieren lässt. Die Festsetzung von Prämien wird erschwert: Zum einen, weil BMIs das Langlebigkeitsrisiko in unbestimmtem Maße beeinflussen, zum anderen, weil das Volumen prospektiver Behandlungskosten und möglicher Einsparungen noch unklar ist. Andererseits bietet die potenzielle Zunahme spezifischer Daten eine Chance zur echtzeitaktuellen und präziseren Prognose. Die meisten Herausforderungen entstehen also erkennbar durch die Neuheit der Technologie.

Dennoch: Andere Trends, wie Künstliche Intelligenz und Big Data, deren Signifikanz nach wie vor steigt, lassen das Verschmelzen von menschlicher Intelligenz und technologischen Möglichkeiten umso relevanter erscheinen.

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