Nachfolgeplanung in Familienunternehmen: Darauf kommt es an!

Der Führungswechsel in einem Familienunternehmen kann eine Herausforderung sein. Für die einzelnen Familienmitglieder und Gesellschafter ist eine Unternehmensübergabe meistens mit großen Veränderungen verbunden. Über den Erfolg und das weitere Fortbestehen des Unternehmens entscheidet die Nachfolgeplanung. Für Geschäftsinhaber, die in naher Zukunft in Rente gehen, stellt sich deshalb die Frage: Worauf kommt es bei der Nachfolgeplanung in meinem Unternehmen an?

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Betrieb & Organisation
Themen:
Nachfolgemanagement
Nachfolgeplanung in Familienunternehmen: Darauf kommt es an!

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Familienunternehmen in Deutschland

Die überwiegende Mehrheit aller Unternehmen in Deutschland befindet sich in Familienbesitz. Viele davon sind kleine regionale Betriebe. Andere sind internationale Konzerne (z. B. Volkswagen AG), die zu den 500 weltweit größten Familienunternehmen zählen. Familiengeführte Firmen haben einen hohen Anteil an der Gesamtbeschäftigung in Deutschland und bilden sozusagen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Dabei lassen sie sich in zwei Arten einteilen:

  • Familienkontrollierte Unternehmen werden von einer kleinen Personenanzahl geführt. Die Eigentümer müssen nicht zwingend Teil der Unternehmensleitung sein.
  • Eigentümergeführte Unternehmen werden von nur wenigen Personen geleitet. Im Gegensatz zu den familienkontrollierten Unternehmen ist mindestens ein Eigentümer in der Unternehmensleitung.

Im Jahr 2020 waren rund 91% der deutschen Firmen familienkontrolliert und 87% eigentümergeführt. Beide Arten der Familienunternehmen stellen gemeinsam über 50% der Gesamtbeschäftigten in Deutschland dar.

Infografik zu den Anteilen von Familienunternehmen in Deutschland an allen Unternehmen

Darstellung und Bild: Statista

Nachfolgeplanung ist Unternehmensplanung

In den nächsten Jahren verabschieden sich die sogenannten Baby Boomer – die Generation aus der geburtenreichen Nachkriegszeit – in ihren wohlverdienten Ruhestand. Auch viele Firmeninhaber werden ihren Arbeitsplatz für immer verlassen. Wie können Familienunternehmen trotzdem erfolgreich weitergeführt werden?

Die Planung der Unternehmensnachfolge sollte einen wesentlichen Teil der Unternehmensplanung ausmachen. Es geht hier also darum, die Unternehmensleitung rechtzeitig nachzubesetzen und das Unternehmen erfolgreich an den Nachfolger zu übergeben. Für eine gelungene Nachfolgeplanung gilt es insbesondere die folgenden Punkte zu beachten.

1. Form der Übergabe festlegen

Die Entscheidung über die richtige Nachfolgerschaft für den Familienbetrieb ist oftmals eine schwierige. Nicht immer ist klar, ob die eigenen Kinder die Führung übernehmen können oder wollen. Aus diesem Grund sollten sich Geschäftsinhaber schon frühzeitig über eine geeignete Nachfolge Gedanken machen.

Falls der Sohn oder die Tochter nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten möchten, bedeutet das nicht sofort das Ende des Unternehmens. Die folgenden vier Alternativen sorgen trotzdem für eine erfolgreiche Firmenfortführung.

  1. Fremdgeschäftsführer: Eine externe Führungskraft kann als Fremdgeschäftsführer in Frage kommen. Nicht jeder, der das notwendige fachliche Wissen besitzt, ist jedoch für diese verantwortungsvolle Position geeignet. Auch die Persönlichkeit selbst muss in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. Kann die potenzielle Führungskraft z. B. die Werte und Ziele des Unternehmens mittragen und weiterverfolgen?
  2. Management-Buy-Out (MBO): Hier kaufen die bisherigen Manager das Unternehmen mit ihrem eigenen Kapital. Die Vorteile liegen auf der Hand: Niemand kennt den Betrieb so gut wie die bisherigen Manager selbst. Eine aufwändige Buchprüfung kann somit unter Umständen entfallen. Außerdem haben die bisherigen Manager ihr Können in der Regel bereits viele Jahre vor dem Kauf unter Beweis gestellt. Der bisherige Eigentümer kann somit besser einschätzen, ob das Unternehmen in seinem Sinne weitergeführt werden wird.
  3. Management-Buy-In (MBI): Externe Manager kaufen das Unternehmen und sorgen für frischen Wind. Der Nachteil ist hier allerdings, dass Buchprüfung und Übergabe für gewöhnlich relativ viel Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem bleibt natürlich eine gewisse Unsicherheit, ob die externen Manager die Geschäfte auch im Sinne des ursprünglichen Eigentümers fortführen werden.
  4. Stiftung: Eine weitere Möglichkeit, die Firma unabhängig von den eigenen Nachkommen zu erhalten, bietet die Gründung einer Stiftung. Diese Rechtsform ermöglicht es, das Geschäft ohne Eigentümer und Gesellschafter weiter zu betreiben. Die Stiftung gehört sozusagen sich selbst.

2. Notfallplan parat haben

Im Idealfall findet die Firmenübergabe über einen längeren Zeitraum und mit einer detaillierten Strategie statt. Allerdings weiß niemand, was die Zukunft bringen wird. Deshalb müssen unerwartete Ereignisse in der Nachfolgeplanung mitberücksichtigt werden.

Für den Fall, dass der Eigentümer plötzlich verstirbt, sollten ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Für Eigentümer empfiehlt es sich daher, eine Ablebensversicherung abzuschließen. So können die Hinterbliebenen im Ernstfall weiterhin Kredite bezahlen und Fixkosten begleichen.

3. Nachfolge frühzeitig planen

Wenn man sich noch jung und fit fühlt, wird man sich höchstwahrscheinlich noch nicht mit einer möglichen Nachfolge auseinandersetzen. Dennoch ist es wichtig, dass der Führungswechsel frühzeitig geplant wird. Ein solcher Prozess kann nämlich schnell einige Jahre dauern.

Spätestens wenn man 50 Jahre alt ist, sollte man sich ernsthafte Gedanken über die Nachfolgeplanung machen. Wenn sich nämlich in der eigenen Familie oder unter den Mitarbeitern niemand finden lassen sollte, bleibt dann immer noch genügend Zeit, um einen externen Manager zu rekrutieren.

4. Potenzielle Nachfolger miteinbeziehen

Wenn Sohn oder Tochter dazu bereit sind, das Familiengeschäft fortzuführen, sollten sie so früh wie möglich in das Unternehmensgeschehen miteinbezogen werden. Regelmäßige Zusammenkünfte der Familie – z. B. bei gemeinsamen Mahlzeiten – helfen, um verschiedene Unternehmensfragen zu thematisieren.

Vor der Übergabe schlägt der Nachwuchs jedoch idealerweise noch seine eigene Karrierelaufbahn ein. So können vorab wertvolle Erfahrungen in anderen Betrieben gesammelt werden. Jungunternehmer werden so mit der Lebenswirklichkeit konfrontiert und entwickeln sich in ihrem unternehmerischen Denken weiter.

5. Konfliktfelder vermeiden

Sobald feststeht, dass die eigenen Kinder die familiengeführte Firma übernehmen werden, können Generationskonflikte entstehen. Durch entsprechende Kommunikation sind solche Konflikte in der Regel jedoch vermeidbar.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang ein offener Austausch zwischen Jung und Alt über Ziele, Werte und Erwartungen. Diese intensiven Gespräche schaffen Transparenz und stärken das Wir-Gefühl im Familienunternehmen. Außerdem wird dadurch eine konstruktive und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre geschaffen.

6. Steuerliche Fallstricke im Auge behalten

Viele Familienunternehmen sind heutzutage in mehreren Ländern aktiv. Bei länderübergreifender Tätigkeit können sich schnell komplexe erbschafts-, vermögens- und schenkungssteuerrechtliche Konstellationen ergeben. Es ist daher ratsam, auch diese Aspekte bei der Nachfolgeplanung frühzeitig zu berücksichtigen.

Fazit

Der Generationenwechsel stellt viele Familienunternehmen vor große Herausforderungen. Wer soll die Firma übernehmen, nachdem sich der Eigentümer in den Ruhestand verabschiedet hat? Damit der Führungswechsel reibungslos über die Bühne gehen kann, sollten Firmeninhaber frühzeitig mit einer detaillierten Nachfolgeplanung beginnen.

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