Cloud-Einsatz in Versicherungen: Insights aus dem Expertenaustausch 2023

Immer mehr Versicherer finden ihren Weg in die Cloud und jedes Jahr treffen sich in Leipzig die IT-Experten, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu diskutieren. Im Mai durften wir wieder spannenden Impulsen aus den Versicherungshäusern lauschen. Im Beitrag geben wir einen Einblick in die Cloud- Strategien und Cloud-Umsetzungsprojekte der Assekuranz.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Analytik & IT
Themen:
Cloud KI / AI / künstliche Intelligenz
Cloud-Einsatz in Versicherungen: Insights aus dem Expertenaustausch 2023

Der Cloud-First-Ansatz der HUK-COBURG 

André Wölfing und Stefan Peter von der HUK-COBURG VVaG berichteten beim Expertentreff über die digitale Transformation des Versicherers und diskutierten dabei die Rolle von APIs, Service-Plattformen und der Cloud. Im Zentrum steht dabei der Kunde und die Frage: „Wie kann der Kunde am besten bedient werden im Rahmen von Regulatorik wie Datenschutz?“ Dies soll unter Einsatz von Technologie wie künstlicher Intelligenz erfolgen, mit dem Ziel, schnell reagieren zu können und dabei möglichst transparent zu agieren. Bei der HUK werden bereits 235.000 Online-Schadenmeldungen cloudbasiert und automatisiert erfasst. Zudem werden über digitale Service-Plattformen, via API, Anwendungen für die unterschiedlichen Teams gebaut. Hier betonten die beiden Experten, dass jeder Service-Provider Know-how voraussetzt, das es vorab aufzubauen gilt. Das Unternehmen verfolgt einen Cloud-First-Ansatz – jedoch nur dort, wo es ökonomisch sinnvoll und eine Skalierbarkeit realisierbar ist. Zudem ist die Cloud ideal für das schnelle Ausprobieren und gewinnt aufgrund des Fachkräftemangels auf Entwicklerebene zunehmend an Bedeutung. Ein Cloud-Only-Ansatz wird jedoch Wölfing und Peter nach auch in Zukunft nicht verfolgt werden. Es wird immer Prozesse „On-Prem“ geben. Zudem stellen sich mit dem Einsatz von Cloud-Technologie ganz neue Fragen: Was passiert, wenn beim cloudbasierten Ansatz ein Krisenfall wie Stromausfall eintritt und die Verfügbarkeit nicht gewährleistet werden kann. Hier gilt es, ein internes Krisenkonzept parat zu haben.  

Erfahrungsberichte mit unterschiedlichen Cloud-Lösungen   

Wie die DEVK ihre Vertriebssysteme in die AWS Cloud migrierte, berichteten Gülnur Cevik, Großprojektleiterin, und Torsten Gilles, Cloud Delivery Manager, beide DEVK Versicherungen. Die beiden diskutierten die Learnings und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Migration der Vertriebsanwendungen in die Cloud und betonten: „Das Thema Befähigung kann man nicht überschätzen“. 

Ihre Erfahrungen mit der Novum Cloud Platform teilte Marina Mihaylova, Digital Business Analyst UNIQA Affinity International Markets bei der UNIQA Insurance Group AG, begleitet durch Klaus Stadlbauer, Head of Austria bei der Novum-RGI Germany GmbH. Die Uniqa ist in 18 Ländern aktiv und bietet den dortigen Business Partnern über eine cloudbasierte Sales-Plattform eine Lösung zum Verkauf am Point of Sale. Wie diese Lösung aufgebaut ist und wie die unterschiedlichen Anforderungen der Partner und Länder berücksichtigt werden, erläuterten die beiden in ihrem Vortrag „UNIQA - Embedded Insurance auf Basis der Novum Cloud Platform“.    

Im Vortrag von Matthias Sonnemann von Google Cloud Deutschland und Oliver Ganswig, Team Lead Digital Workplace von der Cloudwürdig GmbH, ging es um „Business Continuity Management für BaFin-regulierte Unternehmen am Beispiel Google Workspace“. Die beiden Experten diskutierten den Status quo der aktuellen Arbeitswelt. Diese wandelt sich und das kollaborative Zusammenarbeiten verschiebt sich zunehmend in virtuelle Welten. Die Abhängigkeit von Cloud-Diensten steigt und somit auch das Bedürfnis nach einem zuverlässigen Partner mit 100-prozentiger Verfügbarkeit. Google sieht Sonnemann zufolge die Regulatorik als Wettbewerbsvorteil und arbeitet eng mit der BaFin zusammen. Das Thema Cyber-Sicherheit ist hoch aufgehangen und spiegelt sich in der gesamten Architektur wider. Somit hat Google den Anspruch, eine der sichersten Cloud-Infrastrukturen zu stellen.  

Auch Martin Pluschke, Leiter Anwendungsentwicklung bei der NÜRNBERGER Versicherung, sieht in Cloud-Lösungen die klaren Vorteile in einer schnellen Skalierbarkeit und optimalen Bedingungen für eine reibungslose Kollaboration und Kooperation. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen sind Cloud-Services ein Weg, um technische Neuerungen schnell und sicher umzusetzen. Trotzdem sollte man sich immer die Frage stellen „Inwieweit möchten wir uns von den Services abhängig machen?“. Cloud-Dienste bieten viele Chancen, bergen aber auch Herausforderungen und Gefahren, wie steigende Preise, steigende Abhängigkeit und möglicher Intransparenz: „The Magic happens inside, doch was passiert wirklich?“ Pluschke betonte in dem Zusammenhang „Die Cloud-Services nehmen Daten und geben Werkzeuge an die Hand, aber am Ende hängt man am Kostentropf und der andere wird schlauer“. Was man selber machen kann, sollte man auch intern umsetzen. Schließlich ist eine Transformation von der Produkt- zur Datenkompetenz zu beobachten.  

Martin Pluschke, Nürnberger

EU-AI Act: Erste Insights 

Per Kristian Stöcke, Rechtsanwalt bei LLR Rechtsanwälte PartG mbB, diskutierte die aktuellen regulatorischen Herausforderungen beim Einsatz von KI. Dabei zeigte er den Status quo beim EU-AI Act (Stand Mai 2023), der dem Experten zufolge eher eine Software- statt eine KI-Regulierung darstellt. Spannend war dabei der Einblick in die im AI-Act definierten KI-Risikoklassen. Diese reichen von minimal bis unakzeptabel. Als unakzeptabel gelten bspw. Social Scoring und unterschwellige Beeinflussung. Chatbots und Deep Fakes fallen unter limited. Als hoch, aber nicht unzulässig gelten KI-Systeme mit schädlichen Auswirkungen auf Gesundheit oder Sicherheit. Solche KI-Systeme erfordern eine besondere Aufmerksamkeit. Der Experte empfiehlt bei aktuellen KI-Projekten folgende Punkte zu beachten:  

  • die KI bereits heute dokumentieren 
  • einen risikobasierten Ansatz verfolgen 
  • aktuelles Recht und Handreichungen berücksichtigen 
  • EU-AIA im Blick behalten und frühzeitig implementieren 
  • aktuelle Gesetze richtig anwenden 
Per Kristian Stöcke, Rechtsanwalt bei LLR Rechtsanwälte PartG mbB

Fazit 

Der Expertentreff zeigte einmal mehr, die Zukunft gehört den Cloud-Services. Hohe IT-Sicherheit, hohe Skalierbarkeit und optimale Voraussetzungen für die moderne Arbeitswelt stehen hier klar auf der Haben-Seite. Gleichzeitig gilt es jedoch, eine eigene Datenkompetenz aufzubauen und im Hinblick auf regulatorische Vorgaben die Datentransparenz im Blick zu behalten – insbesondere im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz.  

Der nächste Expertentreff findet im Rahmen der IT-Woche am 23./24. April 2024 statt. Bei der IT-Woche führen wir an fünf Tagen vier Konferenzen durch. Neben dem Thema Cloud wird es Konferenzen zu IT-Sicherheit, künstlicher Intelligenz und Facharchitektur geben. Nutzen Sie also gern die Gelegenheit, sich mit IT-Experten aus Ihrem Fachgebiet und angrenzenden Bereichen auszutauschen und Ihr Netzwerk zu erweitern.  

IT-Woche | Versicherungsforen Leipzig

Hinweis: Bei dem Beitrag handelt es sich um eine redaktionelle Zusammenfassung ausgewählter Impulse. Die Veranstaltung hatte eine Vielzahl an spannenden Einblicken zu bieten. Die komplette Agenda finden Sie hier:

Cloud-Einsatz 2023