Die neue Macht der Generation Z im Jobmarkt
Rüdiger Maas, CEO des Instituts für Generationenforschung, erläutert im Interview, warum die Generation Z den Arbeitsmarkt revolutioniert.

Rüdiger Maas, CEO des Instituts für Generationenforschung, erläutert im Interview, warum die Generation Z den Arbeitsmarkt revolutioniert. Er erklärt, wie die digitale Prägung das Verhalten beeinflusst, warum die GenZ trotz Smartphone-Affinität selten IT-Spezialisten hervorbringt und wie Unternehmen sich als attraktive Arbeitgeber positionieren können.
Herr Maas, Sie sagen, dass die jüngere Generation ganz anders tickt, als wir denken. Wie denken wir denn über die Generation Z?
Bezogen auf den Arbeitsmarkt zum Beispiel erlebt die Generation Z ein absolutes Novum, dass wir in dieser Form in Deutschland noch nie hatten. Die größte Kohorte seit der Nachkriegszeit, die sogenannte Generation der Babyboomer, verlässt jetzt in großen Teilen den Arbeitsmarkt und die kleinste Generation, die GenZ, betritt ihn. Es gibt nun mehr freie Arbeitsplätze als Nachwuchskräfte, als GenZ-ler kann ich mir also den Arbeitsplatz aussuchen. Sie sind somit keine Bewerber, sondern Kunden und als Kunde kann ich fordern. Die älteren Generationen haben bezogen auf den Arbeitsmarkt so eine Situation nie kennengelernt und können die Wahrnehmung und die „Denke“ der Jungen erstmal nicht nachvollziehen und interpretieren deren Verhalten oft aus ihrer Logik heraus. Schnell werden diese als faul, verwöhnt und leistungsunwillig bezeichnet. Doch würden wir uns nicht alle so verhalten, hätten wir so eine Auswahl?
Was macht die Generation Z tatsächlich aus?
Die GenZ-ler wuchsen quasi mit Smartphone und Social Media auf. Sie können eine Welt ohne gar nicht mehr nachvollziehen. Über 99 Prozent von ihnen besitzt ein Smartphone und geht damit täglich mehrere Stunden online. 95 Prozent von ihnen folgen Influencern. All dies hat es in der enormen Ausprägung so noch nie gegeben.
In der IT herrscht allerorten Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Dabei ist die Generation Z diejenige, die als erste komplett in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Wie passt das zusammen?
Da sie zu über 85 Prozent nur passiv konsumieren, kommen da eben keine Spitzenprogrammierer. YouTube, Instagram und TikTok funktionieren so intuitiv, dass es auch Kleinkinder bedienen können. Wieso sollten deswegen IT-Spezialisten entstehen? Eigentlich sogar genau das Gegenteil. Zum Verständnis eine Gegenfrage: Gab es in den 80ern Spitzentechniker, weil die Jugend so lange TV gesehen hat und wussten, wie die Fernbedienung geht? Nein, denn damals wie heute wird es nur angewendet, nicht hinterfragt oder gar verstanden.
Haben Sie einen Tipp für IT-Abteilungen von Versicherungen, wie sie von Jüngeren als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden können?
IT ist ein Sonderfall. Die Jungen wissen, dass man dort sehr viel verdient und die Firmen alles ermöglichen, was der Incentive-Markt hergibt. Hier wäre es besser, gleich von vorneherein auf intrinsische Motivation zu setzen: tolles Team, tolle Arbeitsatmosphäre, tolle Vorgesetzte. Idealerweise auch früher ansetzen, durch Praktika und Schnuppertage, da hat man schon den ersten Point of Sale.
Hinweis: Rüdiger Maas wird auf dem Messekongress IT für Versicherungen eine Keynote zum Thema "Warum tickt die Generation unserer Nachwuchskräfte anders, als wir denken?" geben. Wenn Sie mehr zum Thema erfahren wollen oder den Austausch mit Expertinnen und Experten aus der Versicherungs-IT suchen, dann schauen Sie im November vorbei!