Unternehmenskultur als einendes Element

Zurzeit wird viel über die Corona-Krise und ihren Einfluss auf Arbeitswelt und -weise geschrieben. Diese Krise, die jetzt in großen Teilen Arbeitgeber zwingt, ihre Mitarbeiter ins Home-Office zu senden, wird bereits als Beschleuniger einer Transformation des Arbeitens, vor allem des Home-Office, er- und verklärt.  Das mag vielleicht sein, endgültig wird sich diese Transformation aber erst mit einigem zeitlichen Abstand zeigen können. Zunächst bedeutet die Krise für viele in unserer Branche eine erzwungene Umstellung der Arbeitsweise. Ob und wie Home-Office realisiert werden kann, wird insbesondere durch den jeweiligen Beruf bestimmt. Weiterer Faktor ist die Anpassungsfähigkeit des Arbeitgebers, sich auf solche Situationen einzustellen.  Was sich aber in wahrscheinlich jeder Firma zum gegenwärtigen Zeitpunkt zeigt – wie auch immer sie durch die Corona-Krise getroffen wurde – ist, dass die Unternehmenskultur nun einem Lackmustest unterworfen ist. Es wird gerade zwangsweise deutlich, wie gut Kollegen und Abteilungen aufeinander eingespielt sind, ob funktionierende Kommunikationskanäle vor der Krise etabliert wurden und ob diese nun Bestand haben. Lassen Sie mich daher hierzu etwas ausführen. 

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Betrieb & Organisation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork
Unternehmenskultur als einendes Element

Diversität als Kulturgestalter

Kürzlich haben wir unsere Mitarbeiter in einer Umfrage gebeten, ELEMENT zu beschreiben. Am häufigsten wurde das Schlagwort „Diversität“ zur Beschreibung verwendet. Eigentlich liegt dies auch auf der Hand und zwar in vielerlei Hinsicht: Unsere knapp 120 Mitarbeiter kommen aus 25 verschiedenen Nationen. Die eine Hälfte unserer Mitarbeiter arbeitet in der IT und hat einen entsprechenden Hintergrund – oftmals weit weg von unserem Geschäftsfeld „Versicherung“. Ein anderer Teil unserer Mitarbeiter kommt aber genau aus diesem Bereich, darunter Aktuare, Risikomanager, Schadenexperten und weitere. Wieder andere Mitarbeiter haben einen Hintergrund in der Unternehmensberatung oder dem Start-up-Umfeld. 

Nicht nur sprachlich herrscht bei uns Vielfalt, sondern auch bei Arbeitsweisen, Verständnis von Fristen, Meetings oder der generellen Sicht auf die Versicherungsindustrie. Die Unterschiede sind abwechslungsreich und groß. In unserem Vorhaben ist diese Vielfalt eine Grundvoraussetzung, denn sie ermöglicht Ideenreichtum und Innovation. Das einende Element in dieser Vielfalt ist unsere Unternehmenskultur. Eine Kultur, die nicht vorherbestimmt oder geplant wurde, sondern die durch unsere Mitarbeiter entsteht und geprägt wird.

Gelebte Unternehmenswerte 

Unternehmenskultur hat bei uns keinen Event-Charakter, wir verstehen diese als geteilte Werte, wie sich Mitarbeiter tagtäglich verhalten, wie wir miteinander arbeiten und kommunizieren. Wenn die Unternehmenskultur „gut“ ist, verhalten sich die Mitarbeiter dem Unternehmenszweck zuträglich. Gerne möchte ich hier etwas ins Detail gehen. 

Zunächst zur Kommunikation: Aufgrund unserer Internationalität kommunizieren wir vorrangig auf Englisch, erst danach auf Deutsch – und auf Ukrainisch, Polnisch, Portugiesisch, Niderländisch usw. Entsprechend ist das Beherrschen der englischen Spreche ein wichtiges Einstellungskriterium. Indem wir uns nicht nur auf deutschsprachige Mitarbeiter fokussieren müssen, können wir so auf einen ungleich größeren Talente-Pool zurückgreifen. Gerade in der IT, in der Fachkräfte auch in der gegenwärtigen Krise Mangelware sind, ist das ein enormer Vorteil. 

Wir müssen jedoch auch Sprachbarrieren anderer Art abbauen: IT spricht eine andere Sprache als Juristen, Aktuare eine andere als Business Development und so weiter. Hier werden ständig gelebte Transparenz, offener Dialog sowie Vertrauen wichtig. Nur so gelingt richtiges Teamwork. Und ehrlich gesagt, gelingt uns das auch nicht jeden Tag und in jedem Meeting. 

Hier kommt ein weiteres, äußerst wichtiges Schlagwort ins Spiel: Transparenz. Probleme und sensible Themen müssen offen angesprochen werden, um ein gegenseitiges Problemverständnis zu fördern und Silo-Denken zu verringern. Hierzu ist ein regelmäßig stattfindendes „All Hands“ fest verankert. An diesem Meeting nehmen alle Mitarbeiter teil und es findet ein gemeinsamer Austausch über aktuelle Entwicklungen und Updates statt. Die Präsentationen für unsere Mitarbeiter über die aktuelle Entwicklung von ELEMENT, unterscheiden sich kaum von jenen, die dem Aufsichtsrat vorgestellt werden. Zum All Hands können Fragen an das Management gestellt werden – auf Wunsch anonym – diese werden dann im Plenum „ohne Filter“ beantwortet. 

Unsere flachen Hierarchien und größtmögliche Offenheit bedeuten gerade auf Managementebene des Öfteren ein Umdenken, oft gar einen Mehraufwand. Dies ermöglicht jedoch einen Abbau von Barrieren, selbstständiges Arbeiten wird so gefördert und gefordert, was schlussendlich die Umsetzung der besten Idee ermöglicht. 

Einen vorwiegend sozialen Fokus haben regelmäßige Veranstaltungen, in denen beispielsweise Mitarbeiter reihum ihr Heimatland vorstellen. Kollegen können so auch einmal von einer anderen, persönlicheren Seite kennengelernt werden. 

Entsprechend der Aufmerksamkeit, die wir der Unternehmenskultur geben, ist ein weiteres Einstellungskriterium der sogenannte Cultural Fit, also ob unsere Unternehmenswerte vom Einstellungskandidaten geteilt werden. Dieser Punkt wird in der gleichen Gründlichkeit wie andere Qualifikationen unter die Lupe genommen. Vor der Einstellung versuchen wir so sicherzustellen, dass sich der Neuzugang gut im Team einlebt, unsere Unternehmenskultur weiterträgt und bereichert. 

Schlussendlich – so viel Arbeit auch seitens des Managements hineingesteckt wird – muss die Unternehmenskultur durch jeden Mitarbeiter getragen werden. Hier liegt ein weiterer, wichtiger Punkt: Selbstverantwortung. Genau wie in anderen Bereichen, geben wir unseren Mitarbeitern größtmögliche Selbstständigkeit und -verantwortung. Ideen, die unser Unternehmen bereichern sollen, versuchen wir aufzunehmen und umzusetzen. Und auch hier: das ist kein Selbstläufer und die Umsetzung bedeutet zusätzliche Arbeit! Mitarbeiter werden hierdurch jedoch selbst zu Botschaftern, was mittel- und langfristig Innovation fördert. 

Krisenresilienz durch Unternehmenskultur 

Obwohl unsere Werte dadurch bereits ihre Daseinsberechtigung hätten, wirken sie sich, wie hier dargelegt, auch über die Mitarbeiterzufriedenheit hinweg aus. Unsere Unternehmenskultur ist der verbindende Faktor in unserer Diversität, welche gleichzeitig ein Teil der Kultur wird. 

Unser Geschäftsziel – unter anderem das Implementieren neuer Produkte innerhalb kürzester Zeit – bedeutet, dass viele, teilweise sehr verschiedene Prozesse parallel ablaufen müssen, und das über verschiedenste Abteilungen hinweg. Das bedeutet wiederum, dass die Abstimmung zwischen verschiedenen Abteilungen erstklassig laufen muss. Überwiegend wird das durch digitale Prozesse gewährleistet, die menschliche Komponente ist jedoch ebenso entscheidend. Hier kommt unsere Unternehmenskultur zum Tragen. 

Gerade zu Zeiten der Corona-Krise macht sich dies doppelt bezahlt. Denn auch mit den zusätzlichen Herausforderungen, die durch Home-Office und eine allgemeine Unsicherheit entstehen, funktionieren unsere – teilweise sehr komplexen – Abläufe nach wie vor. Mitarbeiter stimmen sich unter den derzeit vorherrschenden, widrigen Bedingungen meist komplett selbstständig ab. Hier zahlt sich das Vertrauen in unsere Mitarbeiter mehr als aus. Auf die sich momentan stetig ändernden Ausgangsbedingungen reagieren wir flexibel. 

Insgesamt macht uns unsere Unternehmenskultur widerstandsfähiger und krisenfester. 

Themen Tags