New Work in traditionellen Unternehmen

Dass die Arbeitswelt sich rapide wandelt, insbesondere in den Zeiten der Corona-Pandemie, ist viel diskutiert und bekannt. Der notwendige Wandel, den traditionelle Unternehmen wie Versicherer, Banken oder Energiedienstleister vollziehen müssen, ist kein einfacher und eher langfristig angelegt. Die Arbeitswelt, die wir in Start-ups und mittelständischen Unternehmen vorfinden, ist nicht vergleichbar mit denen eines traditionellen und komplexen Unternehmens. Regulatorische Anforderungen, Unternehmenskultur oder räumliche Gegebenheiten stehen einem notwendigen Wandel häufig im Wege. Bei unserem Expertentreff Campus Arbeitswelten haben wir daher die New-Work-Experten der Versicherungs-, Banken- und Energiebranche zusammengebracht und die Herausforderungen diskutieren lassen. Raumkonzepte, Recruiting, Strategie, Führungskonzepte, Organisation und Unternehmenskultur standen auf der Agenda der zweitägigen Veranstaltung.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Betrieb & Organisation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork
New Work in traditionellen Unternehmen

Vision, Ziele und Strategie

Im Vortragspanel „Vision, Ziele, Strategie“ machte Marko Reinhardt von der HDI next GmbH den Auftakt. Er berichtete über die Konzeption und Einführung einer völlig neuen und zukunftsweisenden Arbeitswelt, die im HDI Konzern auf der grünen Wiese geschaffen wurde. Wesentliche Treiber für diese Entscheidungen waren rechtlicher Natur. Zudem spielt die Unternehmenskultur eine große Rolle, da sich diese nicht so einfach in einem großen Konzern wandelt. Mitarbeiter- und Kundenorientierung sind für die HDI next Treiber für Wachstum. Zudem empfindet sich das Unternehmen selber als Hybrid zwischen Start-up und Konzernwelt, was zahlreiche Vorteile für das junge Unternehmen birgt. Weitere Einblicke gab es von der EnBW Baden-Württemberg und der TAS AG.

Management und Leadership

Einen sehr detaillierten Einblick, wie sich Führung durch Krisen wandelt, gab Christian Schönhofen, Transitionsteam agile KfW bei der KfW Bankengruppe. Er zeigte, wie sich die Führung in Folge der Finanzkrise wandelte – hin zu einer agilen Organisationsform. Die Erfahrungen aus der ersten Krise kamen der KfW im Zuge der Corona-Pandemie zugute. Man hatte bereits Erfahrung mit selbstorganisierten Teams und agiler Führung gemacht. Nun gilt es, die positiven Erfahrungen aus der Corona-Zeit zu konservieren. Schönhofen betonte, dass sich die Anforderungen an Führung geändert haben. Es geht um wirksame Führung, die die Zusammenarbeit fördert. Es gibt neue Rollen, die gefüllt werden müssen.

Auch Kommunikations-Profi Birgit Wetzel erläuterte in ihrem Vortrag die Bedeutung der Selbstorganisation. Es geht Wetzel zufolge darum, die eigenen Fähigkeiten, Stärken, die eigene Kreativität und Eigenverantwortung stärker einzubringen und das in Balance zu den technischen Entwicklungen zu setzen.

Organisation und Zusammenarbeit 

Matthias Tokarski von der Allianz Direct eröffnete die dritte und letzte Session am ersten Tag zum Thema „Organisation & Zusammenarbeit“. Tokarski berichtete über die agile Transformation einer bestehenden Organisationseinheit. Sein Fazit nach zwei Jahren ist durchaus positiv: So haben sich die  Mitarbeiter dem Thema Agilität selbst genähert und es sich erarbeitet. Wichtig sei jedoch, dass Agilität auch vorgelebt wird und man sich bewusst wird, dass Agilität einen Wandel von Verhalten und Kultur erfordert. Weitere Einblicke gab es von Theresa Kordas und Karl Markus Höng von den Stadtwerken Düsseldorf sowie Armin Gehren von der Archonic GmbH.

Recruiting und Personalentwicklung

An Tag zwei gab Magdalena Ljuna von der LV1871 einen Einblick in das agile Recruiting des Versicherers. Hier entscheidet das Team über Neubesetzungen und nicht der Chef. Im IT-Bereich macht das Unternehmen schon lange gute Erfahrungen mit der Selbststeuerung durch die Teams. Nun wird diese Selbststeuerung auch in den Fachbereichen und bei den Auszubildenden etabliert.

Dr. Heiko Wilhelm von der iteratec GmbH betonte, wie wichtig es ist, Mitarbeiter permanent für ihr Unternehmen zu gewinnen. Dabei empfiehlt es sich, die Perspektive stets aus Sicht des Mitarbeiters als auch aus der des Unternehmens einzunehmen.

Insights aus der Bankenbranche gab Lena Pötzl von der TeamBank AG. Mit ihr haben wir auch ein Interview für den Fachblog für die Assekuranz zum Thema Employer Branding geführt.

Arbeitsorte und Räume

Nicole Kielwagen und Andreas Kupper von der Stadtwerke München GmbH berichteten über die Entstehung von modernen bzw. veränderten Büroflächen und über ihre Herangehensweisen. Die Einbindung von Mitarbeitern bzw. den Nutzern bei der Wahl von möglichen Arbeitsraumkonzepten ist ein wichtiges Mittel für den zukünftigen Erfolg. Ebenso wie ein guter Mix von verschiedenen Büroflächen für unterschiedliche Arbeitssituationen (je nach Nutzen).

Gregor Kamps von der Gesellschaft für innovative Bautechnologien mbH betrachte Großraumbüros auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Er stellte das Großraumbüro auf den Prüfstand und zeigte, wie sich äußere Einflüsse wie Lärm und Temperatur auf die Leistungsfähigkeit und Fehleranfälligkeit der Mitarbeiter auswirken. Zudem beschrieb er flexible Gestaltungselemente, die für ein positives Arbeitsklima im Open Space sorgen. Auch auf Vorkehrungen und Lüftungssysteme in Zeiten von Corona ging er dabei ein.

Einen weiteren Einblick gab es von Dr. oec. HSG Markus Rittich, Spezialist im Ressort People Experience und Projektleiter beim AXA Konzern.

Unternehmenskultur

Stärkenorientierung als Bestandteil einer Unternehmenskultur wurde durch Dr. Michael Dumpert von der Sparda-Bank München eG veranschaulicht. „Wir sollten nach den Stärken schauen und das Bestmögliche eines Einzelnen fördern“, sagte Dumpert. Oftmals ist es jedoch so, dass Schwächen durch verschiedene Maßnahmen verbessert werden sollen und Stärken dabei außer Acht bleiben. Ein Wechsel der Perspektive kann dabei neue Ansätze liefern.

Svenja Freese, Referentin Personalentwicklung bei der WestfalenWeser Netz GmbH stellte unterschiedliche Möglichkeiten vor, wie der Energiedienstleister seine Mitarbeiter zu eigenen Projekten motiviert und dabei die Zusammenarbeit fördert. Als Nebeneffekt steigert dies auch das Engagement der Mitarbeiter. 

Mit der Abschluss-Keynote von Prof. Dr. Jens Nachtwei von der Humboldt Universität Berlin über die Psychologie einer automatisierten Leistungsgesellschaft endete der Expertenaustausch zur Zukunft der Arbeitswelt. Nach zwei spannenden Tagen mit Impulsen zu Themen wie Recruiting, Leadership, Raumkonzepte und Unternehmenskultur wagte Prof. Nachtwei mit den Teilnehmern einen Blick in die Zukunft. In dieser wird unser Arbeiten automatisierter und effizienter sein. Gleichzeitig werden heutige Berufe überflüssig und die Anforderungen an die Mitarbeiter werden sich wandeln. Nachtwei zufolge lässt Persönlichkeit sich noch lange nicht digitalisieren. Hier sollten daher die Stärken ausgebaut werden.

Bärbel Büttner
Referentin für Social Media
Bärbel Büttner unterstützt als Referentin für Social Media seit 2013 das Team "Unternehmenskommunikation, Wissensportal und Partnerbetreuung" der Versicherungsforen Leipzig. Ihr Schwerpunkt liegt in der Betreuung und Entwicklung der Social-Media-Präsenz der Versicherungsforen Leipzig. Dabei ist sie u.a. für die redaktionelle Betreuung des »Fachblogs für die Assekuranz« zuständig.

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