So macht Arbeit endlich wieder Sinn!

Was ist der Sinn des Lebens? Wie finde ich den Sinn meines Lebens? Warum brauche ich überhaupt einen Sinn? Diese Fragen gehören wohl zu den klassischen philosophischen Leitfragen der Menschheit, mit denen sich bereits vor vielen Jahrhunderten große Denker wie Aristoteles, Kant oder Nietzsche beschäftigt haben. Der individuelle Zeitpunkt für diese Fragestellungen liegt häufig nahe an Schicksalsschlägen im eigenen Leben. Meist sind es Verluste von geliebten Menschen oder des Arbeitsplatzes, die einen das große Ganze hinterfragen lassen. Sinnfragen sollten jedoch nicht nur in solchen Situationen auf der gedanklichen Tagesordnung stehen, sondern können den Alltag eines jeden leiten. Vor allem die Arbeitswelt profitiert davon, diesen Fragen nachzugehen.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Betrieb & Organisation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork
So macht Arbeit endlich wieder Sinn!

Ein Kompass für die selbstbestimmte Arbeit

Gerade in der aktuellen Umbruchphase von Unternehmen, die sich von mechanistischen Organisationsstrukturen hin zu freien Organismen entwickeln möchten, kann Sinnstiftung einen Rahmen und Halt geben. Es gibt nicht mehr nur den einen Chef, der Ziele vorgibt und diese von seinen Angestellten stur umsetzen lässt. In einer immer komplexer werdenden Welt helfen diese hierarchischen Strukturen nur noch in den seltensten Fällen. Die Strukturen müssen aufgebrochen, Freiraum und selbstbestimmtes Arbeiten ermöglicht werden. So kann gezielt auf die vielfältigen Anforderungen und schnelllebigen Veränderungen der heutigen Zeit reagiert werden. Oftmals schwingt beim Thema „Selbstbestimmung“ oder „Selbstorganisation“ die Befürchtung mit, Mitarbeiter könnten ohne klare Vorgaben nicht effizient arbeiten. Einen Sinn in seiner Arbeit zu sehen, kann allerdings ein Wegweiser für all die beruflichen Entscheidungen, vor allem aber ein hoher intrinsischer Motivationsfaktor sein. Schließlich stellt die Selbstverwirklichung des Individuums die höchste Form der menschlichen Bedürfnisse (nach Maslow) dar und drückt oftmals auch aus, für etwas Höheres einzustehen. Wenn Mitarbeiter von inneren Überzeugungen, etwas Hilfreiches und Wertvolles zu tun, getrieben werden, erhöht sich nicht nur ihre Zufriedenheit, sondern auch deren Produktivität. Diese Überzeugungen geben also die Richtung vor, halten den Ball am Laufen und sorgen für sinnstiftende Ergebnisse.

Der Sinn ist somit eine Art Kompass, um den Mitarbeitern in einer dynamischer werdenden Arbeitswelt weiterhin Orientierung geben zu können.

 

Beispiele für sinnstiftende Zusammenarbeit

Wer jetzt widersprechen mag, dass es keine Unternehmen geben kann, die mit Selbstbestimmung und sinnstiftender Arbeit wirtschaftliche Erfolge erzielen können, dem sei das Buch „Reinventing Organizations“ von Frédéric Laloux ans Herz gelegt. Laloux hat eine Vielzahl von Unternehmen ausfindig machen können, die auf alternative Organisationsdesigns setzen und sehr wohl wirtschaftlich handeln. Die Bandbreite reicht von kleinen Unternehmen bis zu größeren Konzernen, vom Pflegedienst bis zum Energieversorger. All diese Organisationen haben gemein, dass sie ihren Profit nicht in den Vordergrund des Handelns stellen, sondern einem gemeinsamen Zweck nacheifern. Laloux bezeichnet es als eine Art Energiefeld, das die Mitarbeiter antreibt und motiviert. So arbeiten bspw. die Mitarbeiter des Pflegedienstleisters Buurtzorg komplett hierarchielos in selbstorganisierten Teams. Klassische Führungsaufgaben existieren nicht mehr. Dafür kann jeder Mitarbeiter als Berater einspringen, um sein Kollegium mit fachlichem Rat in speziellen Angelegenheiten zu unterstützen.

Auch in der Energiewirtschaft sind diese eher ungewöhnlichen Arbeitsformen möglich. Der internationale Energieversorger AES ist ebenso in selbstorganisierten Gruppen von 15 bis 20 Personen aufgestellt. Hier werden nicht nur Aufgaben und Tätigkeiten aus den Teams heraus bestimmt. Auch Entscheidungen über Gehälter werden von einer Art Beratungsprozess begleitet, bei denen die Kollegen Empfehlungen für eine künftige Vergütung abgeben. Da Gewinnorientierung in diesen Unternehmen eher zweitrangig ist, verringert sich das Konkurrenzdenken zwischen den Teams und Mitarbeitern. Mit dem Blick auf das gemeinsame höhere Ziel der Unternehmung kommt es zu fairen Entscheidungen und das Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt.

Den Kompass richtig ausrichten

Doch wie finden Organisationen nun einen höheren Sinn in ihrer Unternehmung? Schenkt man den Aussagen des britischen Autors Simon Sinek größere Aufmerksamkeit, so beginnt man einfach mit der Frage nach dem Warum. Warum gibt es das Unternehmen? Warum kommen die Mitarbeiter täglich zur Arbeit? Warum macht jedes einzelne Individuum der Organisation genau das, was es tut? Jede Antwort auf diese Fragen, kann mit einem weiteren Warum hinterfragt werden bis man letztlich einen tieferen Zweck ausfindig machen kann. Hier sollte die Geschäftsführung nicht ein „Warum“ für das gesamte Unternehmen festlegen, sondern möglichst viele Angestellte einbeziehen und befragen, was deren tiefere Motivation ist, für diese Organisation zu arbeiten. Doch bei einem erarbeiteten Leitspruch, der dieses Warum widerspiegelt, sollte es nicht bleiben. Es muss eine Verbindung zwischen dem Gemeinschafts- und dem Individualsinn geschaffen werden. Nach Daniel H. Pink spielen neben dem höheren Zweck auch die Einbringung und Weiterentwicklung eigener Kompetenzen sowie Entscheidungsfreiheit und Übernahme von Verantwortung eine wichtige Rolle, um die intrinsische Motivation zu erhöhen. Werden diese Faktoren beachtet, die typischerweise auch die Arbeit in gemeinnützigen Organisationen charakterisieren und dort für einen hohen Antrieb sorgen, kann sinnstiftende Zusammenarbeit ermöglicht und gefördert werden.

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