IoMT und Connected Insurance – Was das Internet of Medical Things für Lebens- und Krankenversicherer bedeutet

Im Beitrag geht es um die Rolle von Connected Insurance und das Internet of Medical Things in der Lebens- und Krankenversicherung.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Produktmanagement
Themen:
Gesundheit Produktentwicklung Krankenversicherung Lebensversicherung
IoMT und Connected Insurance – Was das Internet of Medical Things für Lebens- und Krankenversicherer bedeutet

Die Zahl der Nutzer:innen, die Gesundheitsdaten wie Puls, Schritte, Schlaf oder die Sauerstoffaufnahme messen, steigt kontinuierlich an. Vernetzte Geräte im Gesundheitsbereich und das Internet of Medical Things (IoMT) gewinnen somit für Versicherer zunehmend an Attraktivität.  Schon seit einigen Jahren befinden sich Versicherer in einem Transformationsprozess, der auch von den neusten technischen Entwicklungen angetrieben und gesteuert wird.

Im Jahr 2019 umfasste der weltweite IoMT-Markt ein Volumen von mehr als 56 Milliarden US-Dollar und ist seitdem stark gewachsen – Tendenz weiterhin steigend. Bis 2027 wird ein Marktvolumen von 415 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Auch durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach IoMT-Geräten exponentiell gestiegen, was sich folglich auf den weltweiten IoMT-Markt auswirkte.

Welche Rolle spielen die vernetzten Medizingeräte für Versicherungen? Welche Potenziale und Herausforderungen ergeben sich daraus für die Zukunft? Ein aktuelles Whitepaper, das von Zühlke Deutschland und den Versicherungsforen Leipzig erstellt wurde, setzt sich mit verschiedenen Fragen zum Internet der Dinge im medizinischen Bereich sowie deren Bedeutung für Lebens- und Krankenversicherer auseinander. Anhand mehrerer leitfadengestützter Tiefeninterviews mit Expert:innen aus verschiedenen Bereichen konnten einige wichtige Erkenntnisse herausgearbeitet werden.

Wearables sind heute nicht mehr wegzudenken

Vor einigen Jahren konnten Wearables gerade einmal Schritte zählen oder den Puls messen – heute und in Zukunft inkludieren Devices wie Apple Watch, Fitbit oder Garmin immer mehr Funktionalitäten, die sich im medizinisch-indizierten Bereich bewegen. Auch wenn der medizinisch-klinische Bereich und der Consumer-Bereich sich immer mehr überschneiden, scheint die Entwicklung und die zunehmende Verbreitung von Devices zur Messung und Auswertung von Gesundheitsdaten stark von der Konsumentenseite getrieben zu sein. Sensorik und Geräte zur „Selbstvermessung“ im Konsumentenbereich immer erschwinglicher und damit für die Masse nutzbar werden. Zum anderen ist der Consumer-Bereich ein großer (und weniger regulierter) Markt, weshalb Technologieunternehmen bestrebt sind, diesen Markt mit neuen Services zu bedienen.

Wearables

Die Kernfrage wird in Zukunft sein, wie Daten aus Wearables & Co. beispielsweise bei der Antragsstellung oder bei kurzzeitigen, flexiblen Versicherungen zum Einsatz kommen können. Außerdem stellt sich die Frage, welche Produkte Versicherer entwickeln können, bei denen sowohl sie selbst als auch die Kund:innen von diesen Daten profitieren.

„Wenn mein Wearable oder mein Handy über Sensoren erkennt, dass ich gerade Ski fahre, dann soll bitte meine Unfallversicherung automa­tisch für den Aktivitätszeitraum um 50.000 Euro erhöht werden. Das wird hoffentlich die Zukunft sein.“ (Florian Schubert, Swiss RE)

Der Umgang mit den Datenmengen

Durch den Boom der Wearables werden seit einigen Jahren gigantische Mengen an Vitaldaten erzeugt. Diese könnten zum Ausgangspunkt für vielversprechende IoT-basierte Strategien und Serviceangebote werden, die auf eine stärkere Individualisierung setzen. Das Potenzial der Datenmengen ist groß. Allerdings gibt es hier hohe datenrechtliche und regulatorische Hürden.

Kund:innen müssen motiviert werden, Daten freizugeben. Es kommt darauf an, einen signifikanten Mehrwert für die Kund:innen zu schaffen, der sich nicht nur in Bonuspunkten, Prämienreduktion oder besonderen Rabatten in ausgewählten Stores niederschlägt, sondern in sinnvollen gesundheitsfördernden Maßnahmen. Voraussetzung ist mehr Transparenz und Aufklärungsarbeit, um den Kund:innen klar zu vermitteln, wozu welche Daten erhoben und analysiert werden.

"Es ist ganz klar eine sogenannte „Something for Something Economy“. Ich gebe dir etwas, was kriege ich zurück oder was bietest du mir an, wenn ich dir das gebe? Gratis wird das nicht laufen." (Manuel Heuer, Dacadoo)

Zusammenarbeit im Ökosystem Gesundheit

Trotz technologischer Lösungsansätze der Versicherer, sind Kund:innen womöglich eher bereit, ihre Daten mit anderen Anbietern als Versicherungsunternehmen zu teilen. Ein digitales Ökosystem Gesundheit, in dem unterschiedliche Partner zusammenarbeiten, kann Mehrwert sowohl für Versicherte als auch für Versicherer, andere Unternehmen und Start-ups schaffen. Insbesondere wenn es um die Bereiche Fitness/Sport, Sportausrüstung, Gesundheits-, Ernährungs- oder Mental-Health-Programme geht. Die Herausforderung liegt darin, aus verschiedenen Einzellösungen ein funktionierendes Gesamtbild aufzubauen, eine End-to-End-Journey in einem Ökosystem, ohne dass die Kund:innen eine Vielzahl von Apps installieren müssen.

"Wenn sich Gesundheits-Start-ups und Versiche­rer zusammenschließen, können sie Mehrwert für ihre Kundinnen und Kunden schaffen. Die Start-ups bringen ihr medizinisch-technisches Know-how ein, die Versicherer ihre Risikokom­petenz, ihre Daten und die Schnittstelle zu den Versicherten. Auf diese Weise entsteht eine Win-Win-Win-Situation." (Dr. Michael Zons, DEVK)

Ein Blick in die Zukunft

Wie die aktuellen Entwicklungen rund um DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen) oder auch die Geschwindigkeit, mit der Covid-19-Impfstoffe entwickelt und getestet wurden, zeigen, können auch hierzulande medizinisch-regulierte Entwicklungen schnell vorangehen. Versicherer müssen sich auf diese Entwicklung einstellen und entsprechend reagieren.

"Die Entwicklung beschleunigt sich: Je mehr Daten Sie haben, je besser die Sensorik wird, je schneller Sie Früherkennung machen können, desto eher werden die Kunden solche Produkte auch von sich aus nutzen. Die Frage ist, wie schnell man tatsächlich ist und es schafft, Silos zu durchbrechen und über Interoperabilität – vielleicht auch Open Insurance – nachzudenken." (Jens Sievert, ERGO)

Wirft man einen Blick in die Zukunft, lautet die spannende Frage: Ist das IoMT der Schlüssel zu stark individualisierten Angeboten und Services im Gesundheitsbereich? Die Antwort darauf hängt stark mit der Verwertbarkeit der Daten zusammen. Versicherer müssen die Vorteile dieser Technologien transparenter und zielgruppengerechter transportieren, kommunizieren und in attraktive Produkte übersetzen. Denn nur so besteht die Möglichkeit in Zukunft individuellere Angebote anbieten zu können.

Sie möchten mehr darüber lesen, wie das IoMT heute und in Zukunft das Gesundheitswesen verändert und was dies für Lebens- und Krankenversicherer bedeutet? Das kostenlose Whitepaper finden Sie hier zum Download:

Whitepaper IoMT