Trendradar: Social Business

Im Beitrag widmen wir uns dem Trendradar-Trend "Social Business".

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Trends Trendforschung Arbeitswelten/NewWork
Trendradar: Social Business

Die Grameen Bank ist der Pionier unter den Social Businesses. Inzwischen gibt es viele weitere Unternehmen und Unternehmer:innen, die die Welt zu einem besseren Ort machen wollen.

Was steckt dahinter?

  • Social Business will gesellschaftliche Probleme mit unternehmerischen Mitteln lösen – und dabei Geld verdienen.
  • Social Business und somit Social Entrepreneurs verfolgen die Vision, dass die Wirtschaft dem Menschen dient.
  • Social Businesses wollen durch Wirtschaftlichkeit und Erfindergeist die Herausforderungen und Probleme unserer Zeit schneller und effizienter lösen als beispielsweise karitative bzw. humanitäre Non-Profit-Initiativen

Der Unternehmensgewinn wird bei Social Businesses zu 100 Prozent für das soziale oder ökologische Unternehmensziel reinvestiert. Das gemeinwohlorientierte Arbeiten, ohne dabei die wirtschaftlichen Aspekte aus den Augen zu verlieren, liegt insbesondere bei jungen Gründer:innen im Trend. Aber Achtung: Social Business ist nicht zu verwechseln mit Corporate Social Responsibility (CSR) oder einer Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften – beides funktioniert unabhängig von der Profitorientierung eines Unternehmens. Social Business nach Prof. Muhammed Yunus, Friedensnobelpreisträger und einer der bekanntesten Social-Business-Pioniere, zufolge, definiert sich Social Business durch die Lösung sozialer Probleme und Erfüllung sozialer Bedürfnisse durch betriebswirtschaftlich nachhaltiges Management. Also Geschäftskonzepte, die sich selber tragen und nicht abhängig von Charity und öffentlichen Geldern sind.

Social Business Grafik 1

Wie gut das funktioniert, bewies er bereits vor 45 Jahren, als er in Bangladesch an 42 Näherinnen jeweils 27 US-Dollar verlieh. Aus dem von ihm entwickelten Mikrofinanz-System gründete sich die Grameen Bank. Grameen ist bengalisch und bedeutet so viel wie „dörfliche Bank“. Die Bank verleiht Geld ohne Sicherheiten zu relativ niedrigen Zinskonditionen, was dazu führt, dass viele der Kreditnehmer den Sprung aus der Armut ins Kleinunternehmertum schaffen.

Was tut sich hier aktuell?

Seit 2004 gibt es beispielsweise das Ashoka Support Network, das aktuell mehr als 350 Mitglieder in über 40 Ländern umfasst. Das Netzwerk bringt Menschen zusammen, die miteinander soziale Innovationen voranbringen und gesellschaftliche Veränderungen ermöglichen wollen. Eines der bekanntesten Deutschen Mitglieder ist die Initiative discovering hands. Das Unternehmen setzt sich für die frühzeitige Entdeckung von Brustkrebs durch Taktilographie ein. discovering hands bildet blinde und sehbehinderte Frauen zu medizinischtaktilen Untersucherinnen (MTUs) aus, die im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung eingesetzt werden. Die MTus haben besondere Tastfähigkeiten. Die Taktilographie hat viele wissenschaftlich belegte Erfolge vorzuweisen: MTUs ertasten circa 30 Prozent mehr Gewebeveränderungen als Ärzte.

Warum so relevant?

Der „Deutsche Social Entrepreneurship Monitor 2020/21“ ergab, dass 80,2 Prozent der Befragten mit der Unterstützung von Social Entrepreneurship in Deutschland durch die Politik unzufrieden sind. Die Politik scheint den Handlungsbedarf jedoch erkannt zu haben. Die Bundesregierung arbeitet laut Koalitionsvertrag an einer „nationalen Strategie für Sozialunternehmen, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen“. Andere Länder sind da bereits weiter. Laut einem Ranking der Thomson Reuters Foundation von 2019 liegen Kanada, Australien, Frankreich, die Beneluxländer und Indonesien auf den ersten zehn Rängen als Länder, in denen soziale Innovationen besonders gute Bedingungen vorfinden.

Der gesellschaftliche Wert eines Unternehmens rückt immer mehr in den Vordergrund und spielt bei der Jobsuche inzwischen bei vielen Mitarbeitenden eine entscheidende Rolle. Nachhaltigkeit und Gemeinwohl dürfen nicht als Kosten- oder Hygienefaktor verstanden werden, sondern als Chance. Was der Gesellschaft einen Mehrwert bringt, kann auch dem Unternehmen einen Mehrwert bringen. Ein Umdenken muss geschehen und der Purpose eines Unternehmens muss mehr in den Vordergrund rücken. Die Bundesregierung tut folglich gut daran, gemeinwohlorientierte Unternehmen zu unterstützen.

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