Homeoffice oder Büro? So finden Sie das richtige Gleichgewicht

Seit Beginn der Pandemie veränderte sich das wirtschaftliche, gesellschaftliche und private Leben von heute auf morgen radikal. Ein Beispiel hierfür ist unser Verhalten im öffentlichen Raum, das strengen Regeln unterliegt. Die Sorgen und Unsicherheiten um unsere Gesundheit und Zukunft belasteten unsere Gedanken- und Gefühlswelt. Wir mussten uns zum Schutz von uns selbst und Anderer zeitweilig sogar in die soziale „Isolation“ begeben. Dadurch konnten zwar viele Arbeitnehmer ihren Beruf nicht vollständig ausüben. Aber ungefähr die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland hatte die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Bis dato betrachteten viele Führungspersonen und Arbeitnehmer diese flexible Arbeitsform eher skeptisch. Diese Skepsis konnte allerdings dank der digitalen Fortschritte in relativ kurzer Zeit überwunden werden. Aktuell diskutiert man sehr intensiv, ob das Homeoffice weiterhin zum regulären Arbeitsalltag gehören wird. Wir, die Versicherungsforen Leipzig, wollten in diesem Zusammenhang wissen, welche Erfahrungen die Arbeitnehmer im Homeoffice gemacht haben und wie sie nun dazu stehen. Im Zeitraum zwischen dem 16. Juni und 2. Juli 2020 nahmen 229 Experten aus der Versicherungsbranche an unserer Online-Umfrage teil

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork
Homeoffice oder Büro? So finden Sie das richtige Gleichgewicht

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Was waren die größten Herausforderungen?

Knapp 60 Prozent der Befragten gab an, dass das Homeoffice und der mobile Zugriff auf notwendige Systeme und Prozesse innerhalb von fünf Tagen eingerichtet werden konnten. Die überwiegende Mehrheit (90 Prozent) bewertet den Umstellungsprozess als reibungslos.

Die größten Herausforderungen stellten die Zusammenarbeit bzw. Kommunikation und Führung aus der Entfernung dar. Die Führungspersonen mussten ihren Führungsstil an die neuen Umstände zeitnah anpassen. Dem einen oder anderen Chef fiel es womöglich schwer, die direkte Kontrolle über die Mitarbeiter zu verlieren. Zudem standen alle Führungspersonen vor der großen Herausforderung, auf die heterogenen Mitarbeiterbedürfnisse einfühlsam einzugehen und diese bei den wichtigen Entscheidungen zu berücksichtigen. 

Manche Arbeitnehmer hatten anfangs Schwierigkeiten mit technischen Ausstattungen und Softwares. Hinzu kamen private Verpflichtungen wie die Kinderbetreuung. Die Abgrenzung zwischen dem Privaten und der Arbeit fiel manchen Arbeitnehmern schwer. Sie hatten den Eindruck, mehr zu arbeiten und weniger Pausen zwischendurch zu machen. Viele mussten zudem lernen, alleine in ihrem privaten Umfeld produktiv und konzentriert zu arbeiten. Auch der Mangel an physischer Aktivität und sozialem Austausch belastete manche Arbeitnehmer, laut den Befragten unserer Studie.

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Sind die Arbeitnehmer mit dem Homeoffice zufrieden?

Trotz einiger (anfänglichen) Schwierigkeiten gab die Mehrheit der Studienteilnehmer an, dass sie ihre Arbeitsaufgaben gut bewältigen konnten und den Zugang zu allen notwendigen Materialien und Informationen hatten. Also sind sie mit ihren Arbeitsergebnissen im Homeoffice durchaus zufrieden.

Für die bereits erwähnten Probleme, wie Mangel an sozialem Austausch, fand man letztendlich auch passende Lösungen. Beispielsweise konnte man mittels digitaler Unterstützungen mit den Kollegen „gemeinsam“ Kaffee trinken oder zu Mittag essen. Die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den externen Partnern und Kunden lief laut den Befragten auch erstaunlich gut.

Viele Arbeitnehmer stellten fest, dass sie aufgrund des Wegfallens von langen Arbeitswegen und weiteren Belastungen im Büro (wie beispielsweise Lärm) deutlich produktiver arbeiten. Das Homeoffice gab vielen Arbeitnehmern gute Gelegenheit, mehr Zeit für ihre Familie und Hobbies zu nehmen. 74 Prozent der Befragten hoffen deswegen auch, dass die neuen  Möglichkeiten, wie örtliche und zeitliche Flexibilität, auch nach der Krise erhalten bleiben.

Wie sieht die Zukunft aus?

Manche Menschen arbeiten im Homeoffice produktiver, manche eher nicht. Der eine sieht darin die perfekte Lösung, das Private (zum Beispiel Kinderbetreuung) und die Arbeit unter einem Hut zu bringen. Der Andere fühlt sich belastet, weil die Abgrenzung zwischen dem Privaten und Dienstlichem wegfällt. Also sind die Bedürfnisse der Arbeitnehmer divers.

Eine gute Mischung aus Büro und Homeoffice, also ein hybrides Arbeitsmodell, könnte sich zukünftig in der Arbeitswelt durchsetzen. Laut dem Handelsblatt wird es vermutlich keinen „allgemeinen Rechtsanspruch auf Homeoffice“ geben. Die Vereinigung der deutschen Führungskräfteverbände (The United Leaders Association) schlägt eine „Lösung mit doppelter Freiwilligkeit“ vor. Somit könne kein Arbeitnehmer das Homeoffice gegen das legitime Interesse des Unternehmens erzwingen. Umgekehrt könne auch kein Arbeitgeber die Beschäftigten zum Homeoffice zwingen, um beispielsweise die Büromiete zu sparen. Das „richtige“ Verhältnis zwischen der Büroarbeit und dem Homeoffice sollte daher team- oder organisationsintern ausgehandelt werden. Beispielsweise könnte man im Team einen Tag in der Woche für persönliches Zusammentreffen festlegen und an den restlichen Tagen mobil arbeiten.

Das sollten Sie beim hybriden Arbeiten im Auge haben

„…dass die bloße Anwesenheit im Büro mit einer guten Leistung nicht gleichzusetzen ist. So sollten  Arbeitnehmer, die sich lieber für mobiles Arbeiten entscheiden, bei den Beförderungen und weiteren vorteilhaften Angeboten nicht benachteiligt werden.“

Zahlreiche Studien betonen, dass viele Unternehmen auch in Zukunft mehr Homeoffice anbieten und die Arbeit noch flexibler gestalten möchten. Dabei sollte man grundsätzlich auf einiges achten: Beispielsweise ist es wichtig, (endlich) zu akzeptieren, dass die bloße Anwesenheit im Büro mit einer guten Leistung nicht gleichzusetzen ist. So sollten  Arbeitnehmer, die sich lieber für mobiles Arbeiten entscheiden, bei den Beförderungen und weiteren vorteilhaften Angeboten nicht benachteiligt werden. Die Führungspersonen sollten auch lernen, ihren Mitarbeitern zu vertrauen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Ein weiteres Augenmerk sollte der technischen Ausstattung sowie  dem Versicherungs- und Arbeitsschutz gelten. Es ist zudem wichtig, die digitalen Kompetenzen und Datenschutzkenntnisse der Arbeitnehmer zu verbessern, um die möglichen (Cyber-)Schäden zu minimieren.  Darüber hinaus sollten die Möglichkeiten für die Kommunikation und den informellen Austausch unter Kollegen weiterhin ausgebaut werden. So könnte man Arbeitnehmer im Homeoffice vor Isolation und Einsamkeit schützen und den Zusammenhalt der Belegschaft trotz der örtlichen Distanz fördern.

Zudem rücken mit dem hybriden Arbeiten gesundheitsrelevante Themen wie Work-Life-Balance, Stressregulation und gesunder Lebensstil im mobilen Arbeiten  stärker in den Fokus. Heikle Themen wie fehlende Selbstdisziplin und Motivation im Homeoffice sollten keinen Grund für die Stigmatisierung darstellen und in der Belegschaft offen angesprochen werden. Die Selbstorganisation der Arbeitnehmer sollte dabei bewusst gefördert werden. Dafür sollte die Unternehmenskultur den Nährboden anbieten, auf dem sich die Achtsamkeit und das Vertrauen als grundlegende Werte in der Führung und Organisationskultur etablieren können.

Fazit

Die Pandemie zeigte starke Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens, darunter auch unseren beruflichen Alltag. Die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeitete während der Kontaktbeschränkung im Homeoffice und machte damit durchaus sehr positive Erfahrungen. Sie hoffen nun, dass diese Möglichkeiten, örtlich und zeitlich flexibel arbeiten zu können, auch nach der Pandemie weiterbestehen. Auch Arbeitgeber haben großes Interesse, Homeoffice weiterhin anzubieten. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer, Datenschutz und Sicherheit erfordern dabei den größten Handlungsbedarf. 

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