Bedrohung aus dem Netz – wie sich Privat- und Gewerbekunden gegen Cyberangriffe absichern können

Mit der voranschreitenden Digitalisierung steigt auch das Risiko für Cyberangriffe. Denn je komplexer und umfassender technologische Prozesse sind, desto eher stellen sie auch mögliche Einfallstore für Hacker und Co. dar. Der Markt Cyberversicherungen verspricht großes Wachstum - die Kunden haben aber bestimmte Ansprüche an die Produkte.

Typ:
Artikel
Rubrik:
Produktmanagement
Themen:
Cyberversicherung Gewerbe Cyberversicherung privat Cybercrime Digitalisierung
Bedrohung aus dem Netz – wie sich Privat- und Gewerbekunden gegen Cyberangriffe absichern können

Auch wenn durch die stetig voranschreitende Digitalisierung mehr Raum für Optimierungsansätze und Innovationen entsteht, so steigt damit auch das Risiko für Cyberangriffe. Denn je komplexer und umfassender technologische Prozesse sind, desto eher stellen sie auch mögliche Einfallstore für Hacker und Co. dar.

Unter einem Cyberangriff werden verschiedene Arten von Offensiven aufgeführt, die von relativ leicht zu behebenden Störungen bis hin zu kriminellen Diebstählen und Lösegeldforderungen reichen. Verbreitet sind vor allem Angriffe durch Schadsoftware, sogenannte Ransomware. Aber auch Aufforderungen zur Überweisung hoher Geldbeträge mittels Business E-Mail Compromise (BEC) und das Überschwemmen und Lahmlegen von Servern mit Datenmüll, genannt Distributed Denial of Service (DDoS), zählen ebenso zu den beliebten Techniken wie der fast schon klassische Daten-Diebstahl. Die virtuellen Offensiven werden dank technologischer Entwicklungen wie Cloud und KI dabei auf raffinierte Weise schneller, umfangreicher und zielgerichteter.

Mit dieser wachsenden Bedrohung kommt aber auch eine notwendige Bewegung in das Thema Cyber Awareness. So werden beispielsweise zunehmend regulatorische Maßnahmen und entsprechende Möglichkeiten zur Absicherung gegenüber durch Cyberattacken verursachten Schäden eingefordert. Vor allem bei Privat- und GewerbekundInnen steht Cybersicherheit derzeit hoch im Kurs.

Besonders das Gewerbe ist zunehmend von Angriffen betroffen

100.514 Cyberangriffe auf Gewerbeeinheiten mit einer Gesamtschadenhöhe von ca. 100 Milliarden Euro – diese Zahlen registrierte das BKA im Jahr 2019, ein Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von den Attacken waren besonders die Branchen Energie, Finanzdienstleistung und produzierendes Gewerbe betroffen. Neben der Aussicht auf reiche Beute sicher auch aufgrund ihres hohen Automatisierungsgrades und damit verlockenderen Einfallstoren.

Serviceleistungen als wichtiger Produktbaustein

Versicherer greifen die ernstzunehmende Situation von Unternehmen mit unterschiedlichen Bausteinen ihrer Cyberprodukte auf. Mit dem Baustein Cyber-Eigenschäden werden zum Beispiel Umsatzverluste, Rekonstruierungskosten und Erpressungsgelder abgedeckt. Bei Schadenersatzansprüchen Dritter greift die separate Cyber-Haftung und die aufgrund von Angriffen anfallenden Kosten werden mit dem Baustein Serviceleistungen abgefangen. Das Portfolio umfasst im Schadenfall unter anderem diese Leistungen:

  • Informieren betroffener Dateninhaber
  • Einschaltung spezialisierter Anwälte
  • IT-Forensik und sonstige Sachverständige
  • Krisenmanagement, PR-Berater
  • Präventionsschulungen
  • Psychologische Beratung

Cyber-Versicherungen auch für private Schadenfälle sinnvoll

Auch für PrivatkundInnen lohnt sich eine Absicherung gegen virtuelle Angriffe, zum Beispiel im Fall einer illegalen Nutzung persönlicher Daten, Betrug bei Transaktionen, Missbrauch von Kontodaten oder auch gegen verbale und sexuelle Übergriffe im Netz. Die Versicherungsprodukte sind durch drei grundlegende Produktbausteine gekennzeichnet: Vermögensschäden, persönliche Risiken aus der Nutzung des Internets und Rechtsschutz. Die Policen decken damit insgesamt verschiedene Serviceleistungen ab:

  • Kosten der Datenrettung
  • Absicherung gegen finanzielle Schäden bei missbräuchlichen Verfügungen
  • Monitoring und Löschung reputationsschädigender Inhalte
  • Psychologische Beratung
  • Rechtsschutz für online getätigte Verträge, Unterlassungsansprüche bei Urheberrechtsverstößen und Arbeitsrechtsschutz, falls der Auslöser ein Beitrag im Internet war

Zusätzlicher Schutz lieber als Add-on statt eigenes Produkt

KundInnen wünschen sich einer Umfrage von Swiss Re zufolge bei der Cyberversicherung eine All-in-one-Lösung und kein modulares Produkt. Was die Versicherungsform betrifft, so hat die Option eines Add-ons zu anderen Produkten einen höheren Zuspruch als ein Stand-alone-Produkt.

Versicherer wie die VHV, K&M oder die Ammerländer bieten deshalb bereits ein solches Add-on an, der Cyberschutz ist dort als zusätzlicher Baustein in der Hausratversicherung verankert. Die Policen orientieren sich im Umfang entweder an dem jeweils abgeschlossenen Tarif der Hausratversicherung oder sind überhaupt nur in bestimmten Bausteinen oder Tarifen wählbar.

Fazit

Auch wenn die Vorteile einer Cyber-Versicherung, ob als Zusatzbaustein oder eigenständiges Produkt, für sich sprechen, so ist zumindest auf dem deutschen Versicherungsmarkt bisher noch ein eher zögerliches Abschlussverhalten zu beobachten. Der große Ansturm wird erst noch erwartet, wie eine Marktstudie von KPMG ermittelt hat. Sie prognostiziert für das Jahr 2036 ein jährliches Prämienvolumen von bis zu 26 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 100 Millionen Euro im Jahr 2020 eine beachtliche Steigerung. Auch für Privatpersonen und Gewerbetreibende wird Cybersicherheit weiterhin eine große Rolle spielen, sie werden der Prognose zufolge einen Großteil des KundInnensegments ausmachen.