Interview: Kooperation InsurTech Hub Munich und Versicherungsforen Leipzig

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Start-ups
Interview: Kooperation InsurTech Hub Munich und Versicherungsforen Leipzig

Im vergangenen Jahr haben zwölf bayerische Versicherungsunternehmen in einer gemeinsamen Initiative den InsurTech Hub Munich e.V. gegründet. Seit diesem Jahr sind auch die Versicherungsforen als Kooperationspartner Teil des InsurTech Hub Netzwerks und unterstützen bei dem Vorhaben, die Zukunft der Versicherungswirtschaft neuzugestalten. Wir haben Johannes Wagner, Vorstandsmitglied des InsurTech Hub Munich und Jens Ringel, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig, gefragt, welche gemeinsamen Aktivitäten geplant sind.

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Im Juli 2017 fiel der Startschuss für das InsurTech Hub Munich. Worum genau geht es bei der Initiative? Und was ist seit dem Start schon passiert?

Johannes Wagner: Der InsurTech Hub Munich wurde formell im Juli 2017 gegründet. Allerdings gibt es die Initiative, auf die er gründet, bereits seit 2015. Wir haben hier in München damit begonnen, eine Frühphasen-Start-up-Förderung mit dem Accelerator-Programm W1 Forward InsurTech im WERK1 zu starten. Im Zuge der de:Hub-Initiative der Bundesregierung gab es im Juli 2017 dann tatsächlich noch einen wichtigen Impuls; daraufhin haben wir unsere Arbeit in einer Vereinsstruktur konstituiert und im größeren Stil aufgenommen. Im Kern zielt die Initiative seither darauf, ein europäisches Zentrum für Innovation im Versicherungsbereich zu schaffen. Und zwar ganz bewusst im internationalen Kontext. Schließlich geht es bei der Digitalisierung auf der einen Seite darum, dass Daten Gold sind und Prozesse verschlankt werden können – mit Robotics etc. stehen ja viele Schlagworte im Raum. Aber wir glauben, dass es bei Digitalisierung auf der anderen Seite vor allem um den Wettbewerb, um Innovationen geht. Und den werden wir in Deutschland nur für uns entscheiden können, wenn wir uns entsprechende Zugänge legen und die internationalen Innovationsstränge nicht an uns vorbeilaufen. Wir sehen ja die ganzen Entwicklungen: vieles ist natürlich aus dem Silicon Valley getrieben, aber auch China ist ganz vorne dabei mit vielen technologischen Neuerungen. Da müssen wir etwas tun und diesen internationalen Innovationsstrom nach Europa, nach München lenken, um gemeinsam mit unseren hervorragenden regionalen Impulsen maximale Vielfalt zu erreichen und daraus unsere Geschäftsmodelle zu ergänzen bzw. punktuell neue Geschäftsmodelle zu erobern.

Dabei sind wir auch schon sehr konkret. Der InsurTech Hub Munich betreibt zusammen mit seinen WERK1 und Plug and Play momentan ein Early-Stage-Programm und ein Later-Stage-Programm. Wir ziehen damit übers Jahr in insgesamt vier Läufen ca. 60 Start-ups aus der ganzen Welt nach München. Diese Start-ups kommen nicht nur, um sich vorzustellen, sondern treffen in München auf alle Gegebenheiten, um Pilotierungen in den teilnehmenden Unternehmen zu ermöglichen, also tatsächlich von der Idee zur Umsetzung zu kommen. Der InsurTech Hub soll den Boden bereiten, um den beteiligten Unternehmen die Erprobung von neuen Ansätzen und Techniken zu erleichtern. Wir wollen nicht nur über die Digitalisierung und abstrakte Möglichkeiten reden; im Kern geht es ums Ausprobieren – das ist der Mehrwert, den sowohl die Start-ups als auch die Versicherer im InsurTech Hub bekommen.

Wie kommen Sie zu den Start-ups oder umgekehrt wie kommen die Start-ups zu Ihnen?

Johannes Wagner: Die werden je nach Programm unterschiedlich rekrutiert. Der Early-Stage-Bereich des W1 Forward InsurTech ist ein klassisches Bewerbungsverfahren. Wir haben im aktuellen dritten Lauf 74 internationale Bewerbungen erhalten, zum Beispiel auch aus Mexiko und aus Australien. Das Programm hat sich nach nun mehreren Durchläufen international etabliert. Aus den Bewerbungen wählen die Versicherer die vielversprechendsten Ideen aus. Im Later-Stage-Programm werden die Start-ups von Plug and Play vorab gescoutet und dann als Long List den beteiligten Versicherern für einen Auswahltag, dem Selection Day, vorgestellt. Mit Plug and Play ist es uns gelungen, den weltweit größten Innovationsanbieter für die Entwicklung von Start-ups nach München zu holen, der hier sein Programm mit uns ausrollt und mit uns die Plattform InsurTech Europe bewirtschaftet. Plug and Play hat ein weltweites Scouting-Netzwerk aufgebaut und sucht laufend nach vielversprechenden neuen Trends und Entwicklungen für die Assekuranz, aber auch für andere Branchen. Damit sind sie wesentlich breiter aufgestellt als Konkurrenten und gerade daraus zieht die Versicherungsbranche einen großen Nutzen, weil wir eine klassische Querschnittsindustrie sind.

Sowohl der InsurTech Hub Munich als auch die Versicherungsforen wollen die Vernetzung zwischen InsurTechs und Versicherern fördern. War diese „Mission“ auch der Anknüpfungspunkt für die Kooperation, die vor kurzem ins Leben gerufen wurde oder wie kam es dazu?

Johannes Wagner: Es haben sich zwei Partner gefunden, die ihre jeweils stärkste Position im deutschen Markt abdecken. Wir bieten Innovationsbreite: also Ideen aus dem regionalen, aber auch internationalen, Markt. Auch die Umsetzung bzw. Pilotierung ermöglichen wir in unserem Ökosystem. Das Thema Networking können andere besser, das ist dann das Thema der Versicherungsforen Leipzig als unserem Partner. Gerade im Networking-Bereich und natürlich auch mit starker Fachlichkeit sind sie der Premiumanbieter in ihrem Segment in Deutschland. Insofern haben sich die beiden besten Partner im deutschen Umfeld gefunden und deswegen macht uns diese Kooperation sehr stolz.

Jens Ringel: Das kann ich von meiner Seite nur unterstützen und ergänzen. Wir haben geschaut: Wo können wir noch mögliche Partner finden, die uns ergänzen? Wir sind sehr stark im Bereich Trendforschung, Trendanalysen, im Entwickeln von Ideen und Innovationen und haben hintenheraus das Netzwerk, um neue Ideen im Versicherungsmarkt zu präsentieren. Was wir bisher nicht haben, ist ein Inkubator- und Accelerator-Programm, in dem wir diese neuen Ideen an den Markt ranführen können bzw. wo junge Unternehmen auf ihren ersten Schritten begleitet werden. Uns war es daher wichtig, einen Partner zu finden, der sowohl von der Organisation her die entsprechenden Erfahrungen und das Know-how mitbringt als auch den internationalen Anschluss hat. Daher hat es uns sehr gefreut, dass wir mit dem InsurTech Hub in Munich in die Gespräche gekommen sind, die – das hat sich schnell abgezeichnet – einen sehr genauen und stringenten Plan verfolgen, wie sie junge Unternehmen aufbauen und in den ersten Phasen fördern können.

Und wir haben auch auf die internationale Ausrichtung geschaut, da wir nicht in einer deutschen Blase leben und arbeiten wollen. Im InsurTech Hub haben wir einen Partner gefunden, der die Lücke, die wir bisher hatten, ganz natürlich füllt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, die Start-ups, die z. B. in München das Accelerator-Programm erfolgreich durchlaufen, in unserem Netzwerk und im Markt zu positionieren, zu präsentieren. Deswegen sind wir da auch sehr stolz und froh über die Kooperation und freuen uns auf die ersten Aktivitäten, die wir dieses Jahr beginnen.

Mehrwertig für die Kooperation ist zudem, dass wir mit den zwei Lehrstühlen, die bei dem InsurTech Hub assoziiert sind, bereits seit Jahren in verschiedenen Formaten, wie z. B. mit unserem Messekongress Finanzen & Risikomanagement, zusammenarbeiten. Gemeinsam können wir da auch schauen, welche Ideen wir aus unseren Projekten heraus generieren können bzw. welchen Unternehmensgründern oder Gründungswilligen wir den InsurTech Hub als nächsten Schritt empfehlen. 

Worauf wird sich die Zusammenarbeit konzentrieren? Was ist konkret geplant?

Johannes Wagner: Wir beginnen mit gemeinsamen Veranstaltungsformaten in München, die sich stark auf das Thema InsurTech und Innovationen konzentrieren. Am 19. Juli richten wir beispielsweise im Werk1 ein Executive-Format aus, das Führungskräften aus Partnerunternehmen des InsurTech Hub Munich eine Plattform für einen Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Unternehmenspraxis bietet. Außerdem planen wir am 24. und 25. September einen zweitägigen Workshop zum Thema Machine Learning. Über die schon geplanten Veranstaltungen hinaus werden wir uns regelmäßig Gedanken machen, wie beide Seiten die Themen der Zeit für die Branche aufgreifen können.

Das Schöne ist, dass es bei unserer Kooperation nicht nur auf einer fachlichen Ebene passt, sondern auch auf einer persönlichen; insofern hatten wir einen schönen Start und können uns freuen, diese Partnerschaft mit Leben zu füllen.

Jens Ringel: Da habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Wir sind gespannt auf die Aktivitäten und werden berichten. Vielen Dank für das Interview!

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