AI als Booster bei Versicherern: Mainframe-Transformation - jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Legacy-Ablöse (Ein Gastbeitrag)
Der Druck auf Versicherer, ihre alternden Legacy-Systeme abzulösen, steigt rasant – doch moderne AI-Analysetools zeigen erstmals realistische, risikoarme Wege aus der drohenden Kosten- und Wissensfalle hin zu einer zukunftsfähigen, modularen IT-Landschaft.
Die Nutzung von Legacy-Systemen in Versicherungen ist ein Dauerbrenner. Doch nun wächst der Druck spürbar durch den demographischen Wandel, Regulatorik und digitale Erwartungen der Kunden. Die gute Nachricht: Artificial Intelligence (AI) hilft, das Risiko und damit die Kosten einer Transformation nachweisbar zu reduzieren. Durch den Einsatz von AI kann der stetige Wissensverlust durch Verrentung der letzten Mainframe-Programmierer abgefangen werden.
Druck steigt, aber „Modern Legacy“ ist Dead End
Die Fachkräfte, die heute noch über tiefes Wissen zu Legacy-Systemen verfügen, gehen in den nächsten drei bis fünf Jahren in den Ruhestand. Eine Nachbesetzung ihrer Positionen ist kaum möglich. Die Mainframe-Technologie gilt als wenig attraktiv für die Generation Z. Sie hat als Karriere-Turbo keine Zukunft.
Längst sind digitale Wettbewerber auf Cloud-native Plattformen umgestiegen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, investieren viele Versicherer in Front Ends und Zwischenschichten, die jedoch nur die Einschränkungen der Alt-Systeme kaschieren. Hinzu kommen neue regulatorische Anforderungen wie FiDA, die einen datengestützten, durchgängigen Blick über die gesamte Systemlandschaft verlangen – einschließlich der Mainframes. Wer weiterhin an alten Strukturen festhält, riskiert, in eine Kosten- und Wissensfalle zu geraten: mit steigenden Betriebskosten, wachsender Integrationskomplexität und sinkender Anpassungsfähigkeit.
Dabei liegt die Lösung nicht darin alten Code zu modernisieren („Modern Legacy“) – gefragt ist echte, strukturelle Transformation: das Zusammenspiel von Technologie, Geschäftsprozessen und Organisation mit einem klaren modularen Zielbild ausgerichtet auf flexible Anpassbarkeit und Nutzung moderner Technologien.
Hoher Reifegrad AI-gestützter Analysetools
Die Ablösung der Legacy-Systeme muss heute nicht mehr als Hochrisikoprojekt betrachtet werden. Artificial Intelligence eröffnet neue Möglichkeiten, die Komplexität beherrschbar zu machen und einen iterativen Ansatz komplett neu zu denken. AI-gestützte Analysetools identifizieren Abhängigkeiten, toten Code und fachliche Logiken deutlich schneller und präziser als manuelle Verfahren. Innerhalb weniger Wochen entsteht so ein transparentes Bild der bestehenden IT-Landschaft. Das ist die Basis für realistische, steuerbare und risikoarme Migrationspfade. Doch auch mit AI bleibt Transformation kein Selbstläufer. Sie erfordert tiefes Verständnis für Geschäftsprozesse, klare Zielbilder und über Jahrzehnte verdichtetes Transformations-Know-how. Denn typische Stolpersteine – fehlende Verantwortung, unklare Prioritäten, mangelnde Fachintegration – lassen sich nicht automatisieren.
Business Case immer im Fokus
Lange galt: Ein Alt-System ohne Veränderung ist günstiger als seine Ablösung. Diese Rechnung geht heute nicht mehr auf. Während die Risiken und Aufwände der Transformation dank AI und Automatisierung sinken, steigen die Kosten des Verbleibs auf dem Mainframe rapide – durch Lizenzgebühren, Fachkräftemangel und regulatorische Aufwände. Die Branche der Versicherer hat bei diesem Thema einen Tipping Point erreicht.
Eine echte, modulare Zielarchitektur senkt die Run-Kosten nachhaltig, erhöht die Time-to-Market in Frontsystemen mit Kundeninteraktion und schafft die Basis für datengetriebene Geschäftsmodelle. Damit wird aus der Host-Ablösung kein reines IT-Projekt, sondern ein strategischer Business Case – und ein entscheidender Schritt in die digitale Zukunft der Versicherungswirtschaft.
Ein Artikel von Jochen Schlicksupp, Senacor Partner