Diversität in der Arbeitswelt – Mehr als Frauenquoten und Gender-Sternchen

Im Beitrag zeigen wir die Dimensionen von Diversität in der Arbeitswelt auf und erläutern, warum sich Versicherer mit dem Thema beschäftigen sollten.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Betrieb & Organisation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork
Diversität in der Arbeitswelt – Mehr als Frauenquoten und Gender-Sternchen

Woran denken Sie, wenn Sie „Diversity“ oder „Diversität in der Arbeitswelt“ hören? An Ihre weibliche Führungskraft? An die Regenbogenflagge, die einmal im Jahr vor Ihrem Unternehmen gehisst wird? An Vorgaben zu genderneutraler Sprache mit Sternchen, Doppelpunkt oder „Innen“? Derzeit ist es die Debatte um genderneutrale Sprache, die bei einigen Mitarbeitenden eher auf Unverständnis stößt. Dafür ist es inzwischen unbestritten, dass Führungsqualitäten auf alle Geschlechter gleich verteilt sind und Frauen sowohl gute Teamleiterinnen darstellen als auch in die Vorstandsreihen gehören. Diversität ist jedoch mehr. Im folgenden Artikel möchte ich aufzeigen, welche Dimensionen Diversität in der Arbeitswelt umfasst und warum sich Versicherer mit dem Thema beschäftigen sollten.

Was verstehen wir unter Diversität in der Arbeitswelt?

Im Grunde steht der Begriff für die Vielfältigkeit der Mitarbeitenden in einem Unternehmen entsprechend der Vielfältigkeit der Menschen auf der Welt. Alle Menschen sollen sich im Unternehmen gleichermaßen wertgeschätzt und willkommen fühlen, unabhängig von ihren individuellen Eigenschaften. Je mehr dieser Grundgedanke verankert ist, desto mehr kann die Arbeitswelt von der Kombination unterschiedlichster Charaktere profitieren. Die Vorteile individueller Unterschiede hat die Arbeitswelt längst erkannt: In crossfunktionalen Teams arbeiten beispielsweise Menschen mit unterschiedlichen Funktionen aus unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlicher Expertise zusammen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Diversität im Unternehmen zusätzlich bewusst zu fördern, eröffnet die Möglichkeit, auch die Stimmen von Minderheiten zu hören und ihre Perspektiven in Konzepte der Arbeitswelt, aber auch in der Produktentwicklung zu integrieren.

Welche Vorteile bringt eine diverse Arbeitswelt für Versicherer?

Eine divers aufgestellte Belegschaft ermöglicht Einblicke in die Bedürfnisse diverser Kundengruppen und erleichtert kundenzentriertes Arbeiten. Schon in der Produktentwicklung kann somit auf interne Expertise zurückgegriffen werden, um abzugleichen, ob die Versicherungsprodukte und -services für eine möglichst breite Zielgruppe passen. Auch im Marketing und Vertrieb kann Nähe zu diversen Kundengruppen geschaffen werden, indem verschiedene Sichtweisen auf die Anforderungen an Kommunikation, Prozesse und Medien eingebracht werden. Den Grundgedanken der Diversität auch in der Personalgewinnung zu verankern, eröffnet außerdem die Möglichkeit, Talente anzuwerben, die sonst durch das Suchraster fallen. Im „War for Talents“ ist das eine große Chance, sich als Unternehmen breiter aufzustellen und auf neue Expertise zu stoßen. Die unterschiedlichen Blickwinkel in heterogen zusammengesetzten Teams steigern außerdem die Kreativität der Gruppe und ermöglichen, voneinander zu lernen. Dadurch entstehen bessere Lösungen für Probleme und innovative Ideen, die einen Mehrwert für das Unternehmen bieten. Nicht zuletzt steigert Diversität in der Arbeitswelt in Summe das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Einerseits wird die Inklusion von Minderheiten ermöglicht. Andererseits ist es wahrscheinlich, dass sich auch die mehrheitliche Belegschaft stärker mit einer offenen und toleranten Unternehmenskultur identifiziert. Viele arbeitspsychologische Studien sprechen dafür, dass dieses Wohlbefinden und die Identifikation der Mitarbeitenden mit einer gesteigerten Produktivität des Unternehmens zusammenhängen.

Welche Dimensionen umfasst Diversität?

Es gibt unzählige Dimensionen, in denen sich Menschen unterscheiden. Einige davon sind sichtbar, wie etwa die Hautfarbe oder das Alter. Andere sind unsichtbar wie die sexuelle Orientierung oder Charaktereigenschaften. Nicht alle Merkmale einer Person sind für die Arbeitswelt relevant. Grundsätzlich geht es bei Diversität jedoch darum, Benachteiligungen aus dem Arbeitsumfeld zu eliminieren. Dazu zählt auch, wenn es aufgrund äußerlicher Merkmale zur Diskriminierung am Arbeitsplatz kommt. Folgende Dimensionen sollten in einer diversen Arbeitswelt mitbedacht und Benachteiligungen ausgeschlossen werden: Die meisten Versicherungsunternehmen haben eine breit aufgestellte Altersstruktur. Durch vermehrte Quereinstiege findet man immer häufiger Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen im Versicherungswesen. Auch die Entwicklung der Geschlechterrollenverteilung hat bereits große Fortschritte zu verzeichnen: Es gibt zahlreiche Programme zur Förderung weiblicher Führungskräfte. Erst im letzten Monat hat ein großer deutscher Versicherer die erste Unisex-Toilette in seinem Hauptsitz eröffnet. Auch in anderen Dimensionen gibt es Vorreiter und bereits erfolgreich umgesetzte Maßnahmen.

Dimensionen Diversität

Wie können wir eine diverse Arbeitswelt schaffen?

Aspekte der Diversität können recht einfach in viele der ablaufenden Veränderungsmaßnahmen integriert werden. Dazu bietet das Arbeitsweltenhaus einige Anhaltspunkte. Im ersten Schritt ist es wichtig, die Vorteile einer diversen Arbeitswelt zu verinnerlichen und den zuvor beschriebenen Grundgedanken in den Zielen und der Strategie des Change Managements zu verankern. Kompetente Ansprechpersonen zum Diversity Management im Unternehmen können dabei hilfreich sein. Ein großer Teil der Verantwortung, Diversität im Unternehmen zu etablieren, liegt beim Recruiting. Zum einen sollte sichergestellt werden, dass im Bewerbungsprozess Chancengleichheit auf allen Diversitätsdimensionen besteht. Zum anderen wäre es denkbar, neue Personalgewinnungsstrategien zu entwickeln, die beispielsweise Personen mit einem geringeren Bildungsstand einbeziehen, die anschließend gezielt gefördert werden. Diversität spiegelt sich ebenso in der internen und externen Kommunikation wider: Neben einer geschlechterneutralen Sprache sollte auf einfache Formulierungen geachtet werden, die auch bildungsschwächere Personen, Menschen mit Migrationshintergrund und generell alle Mitarbeitende leicht verstehen. Denkbar wäre auch, Intranetinhalte oder Lernmedien in anderen Sprachen anzubieten, um sie für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen. Ein weiteres Schlagwort der diversen Arbeitswelt ist „Barrierefreiheit“. Im physischen Sinne meint dies, Büros und Konferenzräume rollstuhlgerecht zu gestalten. Aber auch Technik und Tools bieten beispielsweise für blinde oder gehörlose Personen Möglichkeiten, am Arbeitsalltag teilzuhaben. Der wichtigste Punkt einer diversen Arbeitswelt betrifft jedoch die Unternehmenskultur: Offenheit und Toleranz sollten als wichtige Leitsätze kommuniziert und auf allen Ebenen gelebt werden. Dazu gehört auch eine klare Positionierung des Unternehmens gegen Diskriminierung. Auch wenn einige Maßnahmen auf den ersten Blick ungewohnt wirken, so sind es oft die kleinen Veränderungen, die vielen Menschen die Teilhabe an oder Gleichberechtigung in einer modernen Arbeitswelt ermöglichen. Als Angehörige einer privilegierten Mehrheit ist es wichtig, die Bedürfnisse aller Menschen zu reflektieren und einzubeziehen.

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