Finance Connect bringt Versicherer und Energieversorger zusammen

Die Energieforen Leipzig und die Versicherungsforen Leipzig haben das Projekt „Finance connect“ ins Leben gerufen, das Stadtwerke und Investoren für Großprojekte zusammenbringen und kleinere Projekte in nachhaltigen Portfolios bündeln soll.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Finanzen & Risiko
Themen:
Finanzen Alternative Investments Kapitalanlage Kooperationen
Finance Connect bringt Versicherer und Energieversorger zusammen

Die Energiewende ist eine notwendige, aber auch finanziell belastende globale Herausforderung. Energieversorger stehen vor der Aufgabe, erhebliche Summen aufzubringen, um Projekte zur Energiewende zu finanzieren. Die traditionelle Finanzierung über Banken reicht oft nicht aus, um die benötigten Summen bereitzustellen. Der EU-Green-Deal und die EU-Taxonomie bedeuten auch für Versicherungsunternehmen eine große Herausforderung: Sie sind gefordert, ihre Anlageportfolios zu überprüfen und anzupassen, um den neuen ökologischen und nachhaltigen Kriterien gerecht zu werden. Das Projekt „Finance connect“ der Energieforen und der Versicherungsforen soll beide Seiten zusammenbringen.

Aktuelle Lage und regulatorische Anforderungen

Trotz des klaren Ziels des EU-Green-Deals gibt es aktuell keine verbindlichen Vorschriften, die Versicherer dazu verpflichten, einen bestimmten Anteil ihrer Kapitalanlagen als nachhaltig zu klassifizieren. Die existierenden Regelungen beschränken sich vornehmlich auf die Dokumentation des Nachhaltigkeitsstatus der Anlagen. Einheitliche Definitionen von Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage fehlen, trotzdem haben viele Versicherer begonnen, ihre Portfolios stärker nach Nachhaltigkeitskriterien auszurichten.

Investitionen in Infrastrukturprojekte, wie Stadtwerke, Wärmenetze oder erneuerbare Energien, geraten für Versicherer in den Fokus, da sie langfristige und planbare Erträge versprechen. Je nach Ausrichtung des Versicherers sind dabei eher längere Anlagehorizonte interessant (Lebensversicherer) oder eher mittel- bis kürzere (Sachversicherer). Infrastrukturprojekte passen daher in das Profil von Versicherern, da es sich grundsätzlich um langfristige Projekte handelt, die regelmäßige Zahlungsströme erwarten lassen. Am interessantesten sind immer die Bereiche, die bei einer marktkonformen Rendite die wenigsten Unwägbarkeiten haben. Wenn man es schafft, die Investitionen so zu organisieren, dass diese gemäß der EU-Offenlegungsverordnung SFDR als eine nachhaltige Kapitalanlage nach Artikel 8 (grundsätzlich nachhaltig) oder gar Artikel 9 (positiver Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft) eingestuft werden können, erhöht das die Attraktivität für Versicherer deutlich.

Wie kommen Investment und Investor zusammen?

Auf der einen Seite existiert also Investitionsbedarf für nachhaltige Infrastrukturprojekte, auf der anderen Seite gibt es Kapitalgeber, die in solche Projekte investieren wollen oder sollen. „Perfect Match“, könnte man meinen. Ganz so einfach ist das aber nicht. Denn derartige Infrastrukturprojekte sind in der Regel sehr teuer. Ein Beispiel: In Ludwigsburg entstehen drei Blockheizkraftwerke mit Wärmepumpen, die die Strom- und Wärmeversorgung grüner machen sollen. Die Stromerzeugung ist zu 90 Prozent erneuerbar und die Wärmeversorgung zu 80 Prozent. Dies führt zu einer CO2-Einsparung von jährlich 13.000 Tonnen gegenüber dem bisherigen Gaskessel. Das Investitionsvolumen beträgt 25 Millionen Euro – eine hohe Summe für ein Investitionsprojekt. Für Versicherer ist es daher schwierig, sich direkt an Einzelprojekten zu beteiligen, insbesondere auch aufgrund des hohen Aufwandes, sich in verschiedene Einzelprojekte einzuarbeiten und sie zu bewerten.

Finance connect – Plattform für nachhaltige Investments

Finance connect – Plattform für nachhaltige Investments

Aus diesem Grund haben die Energieforen Leipzig und die Versicherungsforen Leipzig das Projekt „Finance connect“ ins Leben gerufen, das Stadtwerke und Investoren für Großprojekte zusammenbringen und kleinere Projekte in nachhaltigen Portfolios bündeln soll. Vermittelt werden sollen zum einen Direktinvestments. Geplant ist aber auch, einen Fonds aufzusetzen, der Stadtwerken Darlehen vergibt. Diese Darlehen sind zweckgebunden und müssen für konkrete Projekte verwendet werden, die den Investitionskriterien gemäß Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung entsprechen. Der Fonds wird voraussichtlich im Frühjahr starten und wird von einem erfahrenen Asset Manager verwaltet. Die Plattform bietet also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die Stadtwerke erhalten die benötigten Finanzmittel für ihre Projekte, die Versicherer können in nachhaltige Projekte investieren und die Gesellschaft profitiert von der Umsetzung der Energiewende. Die Überwindung bestehender Hindernisse und die Nutzung innovativer Plattformen wie Finance connect können hierbei eine Schlüsselrolle spielen.

Möchten Sie mehr über Finance connect erfahren? Dann nehmen Sie gern Kontakt mit mir auf: matthias.warmuth@versicherungsforen.net