Die digitale bAV – Wie meistern Versicherer die Balance zwischen Rechtssicherheit und Praktikabilität?

Der Beitrag beleuchtet die Herausforderungen, die sich bei der Digitalisierung des bAV-Prozesses ergeben.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Produktmanagement
Themen:
Produktmanagement Produktentwicklung BAV
Die digitale bAV – Wie meistern Versicherer die Balance zwischen Rechtssicherheit und Praktikabilität?

Ein wesentlicher Schmerzpunkt der betrieblichen Altersvorsorge ist die Komplexität. Es müssen zahlreiche steuerliche, sozialversicherungs- und arbeitsrechtliche Aspekte beachtet und zwischen einer Vielzahl von Stakeholdern (Arbeitgeber, Arbeitnehmer, bAV-Berater, Versicherer) abgestimmt werden. Auf Seiten der Versicherer herrscht ein immenser Kostendruck. Vertrieb und Arbeitgeber fordern Transparenz in Bezug auf die Darstellung von Kosten und Leistungen immer stärker ein.
Insbesondere im unabhängigen Vertrieb sind medienbruchfreie Beratung und Verwaltung Motivationsfaktoren in Bezug auf die Produktgeberauswahl.

Immer häufiger machen die Arbeitgeber schlanke Prozesse zur Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit einem Versicherer.  Insbesondere im standardisierten bAV-Belegschaftsgeschäft ist ein TAA-Prozess (Tarifierung, Angebot, Antrag) ohne Medienbruch inklusive der rechtssicheren Dokumentation aller Beratungsschritte unumgänglich. Somit erfordert der anhaltende Wettbewerbsdruck eine dauerhafte Verbesserung der Prozesse und Dienstleistungen. Das stellt Versicherer vor die Herausforderung, den Spagat zwischen Servicequalität und dem effizienten Einsatz der Mittel und Ressourcen zu meistern.

Arbeitgeber attestieren der bAV Wachstumspotential, erwarten aber einfache und transparente Prozesse

Auch in der Administration erwarten Arbeitgeber und Vermittler die automatisierte Bearbeitung. Analoge Prozesse und damit verbundene lange Bearbeitungszeiten für Geschäftsvorfälle wie z.B. Mitarbeiteraustritt, Krankheit, Elternzeit oder Beitragserhöhungen sind längst nicht mehr zeitgemäß. Das ist auch ein Ergebnis der Trendstudie des bAV-Dienstleisters p.c.a.k. „Zukunft und Gegenwart der digitalen bAV“. Befragt wurden 122 Unternehmen verschiedenster Größe aus zehn Branchen. Ca. 40 Prozent der befragten Personaler beurteilen die eigene bAV im Unternehmen als nicht transparent genug und schätzten ein, dass der Überblick fehlt. Knapp 60 Prozent gaben an, dass die Erfassung, Verwaltung und Berechnung der bAV teilweise digital erfolgt. Hierzu werden auch Programme wie Excel genutzt. Immerhin: 25 Prozent der befragten Unternehmen haben die bAV-Prozesse vollständig digitalisiert. 62 Prozent der Studienteilnehmenden denken aktuell darüber nach, ihre bAV zu digitalisieren und erhoffen sich dadurch eine einfachere Kommunikation und schlankere Prozesse.

Ist die bAV im Mittelstand bei den Beschäftigten angekommen?

Laut der Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2022“ des F.A.Z.-Fachverlags und Generali Deutschland legt die Verbreitung der bAV im Mittelstand zu. Während der Pandemie ist den Studienautoren zufolge die Wertschätzung für die bAV bei den Beschäftigten gestiegen. Dabei rücken die Absicherung der Arbeitskraft und die Hinterbliebenenversorgung stärker in den Fokus. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage künftig an Bedeutung zunehmen wird.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Studie zur betrieblichen Altersversorgung, die Deloitte 2022 zum sechsten Mal in Folge durchgeführt hat. Befragt wurden seit 2017 über 10.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmende. Die Ergebnisse zeigen das Potential der bAV auf, bestätigen allerdings auch, dass in unsicheren Zeiten die Bedeutung der Vorsorge zugunsten akuterer Herausforderungen sinkt. Mittelfristig erhöht sich jedoch wieder die Bedeutung. In der Entgeltumwandlung wird der Arbeitgeberzuschuss als sehr wirkungsvoller Motivationsfaktor identifiziert.

Digitalisierte Prozesse sind der größte Treiber, zugleich aber auch der größte Pain Point für Versicherer  

Die Versicherer nehmen steigende und komplexer werdende Forderungen des Vertriebes und der Kunden nach digitaler Beratung und Administration wahr. Selfservices und digitale Beratung sind spätestens mit der Corona-Pandemie zur Normalität geworden – eine Folge der Kontaktverbote. Versicherer, deren Beratungsprozess lückenlos digital ist, stellen positive Effekte wie höhere Arbeitgeberzuschüsse, reduzierten Durchlaufzeiten der Anträge und hohe Kundenzufriedenheit fest. Vermittler und Kunden, die diese positiven Erfahrungen gemacht haben, werden diesen Versicherer auch künftig als Produktgeber in Betracht ziehen. In der Administration werden nicht wertschöpfende Routinetätigkeiten automatisiert, die Arbeitsverteilung zwischen „Mensch und Maschine“ optimiert. Auch in dem Bereich lösen Selfservices Unterschriften auf Papier ab. Der Einfluss einer störungsfreien Administration auf das künftige Neugeschäft ist nicht zu unterschätzen.

Digitalisierungsdruck resultiert auch aus dem Fachkräftemangel in den bAV-Abteilungen. Moderne Arbeitsplätze und digitale Prozesse sind Hygienefaktoren für attraktive Arbeitgeber.
Gleichzeitig ist die Dunkelverarbeitung für Versicherer herausfordernd. Positive Digitalisierungseffekte lassen sich nur messen, wenn das bAV-Geschäft bereits bei Antragseingang mit entsprechenden Datenzuordnungsmerkmalen versehen wird. Nur dann können die Anteile digitaler Anträge und Verträge entlang der Wertschöpfungskette nachverfolgt und ausgewertet werden.


Fazit

Die Notwendigkeit weitestgehend „papierloser“ Abläufe auf allen Ebenen der Durchführung betriebsrentenrechtlicher Versorgungsversprechen ist unbestritten. Für Versicherer ist die Umsetzung in dem sich aktuell in rechtlicher wie tatsächlicher Hinsicht wandelnden Marktumfeld eine enorme Herausforderung. So verwundert es nicht, dass in den Fachabteilungen der Bedarf nach praxisnaher Weiterbildung zur rechtsicheren Umsetzung der digitalen bAV sehr groß ist.

Mit dem Workshop „Die digitale bAV – von der Anbahnungsphase über die Verwaltung bis zur Hinterbliebenenleistung“ haben die Versicherungsforen Leipzig ein passgenaues Weiterbildungsformat im Angebot.

Dr. Erika Biedlingmeier, Allianz Lebensversicherung AG und Dr. Tobias Britz, BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft beleuchten detailliert die gesamte Wertschöpfungskette eines digitalen bAV-Vertrages im Hinblick auf rechtliche Fragen aus der Perspektive der Versicherer.

Die Teilnehmenden vertiefen ihr juristisches Wissen zum Prozess, z. B. in Bezug auf Gruppenverträge und die rechtskonforme Nutzung von Plattformen. Dabei werden alle für Versicherer relevanten Rechtsgebiete einbezogen. Die von den Teilnehmenden einzubringenden echten Fallbeispiele garantieren einen hohen Praxisbezug des Workshops. Die Inhalte werden in einem interaktiven Format vermittelt.  Die Teilnehmenden erarbeiten Lösungen für Beispielfälle gemeinsam.

Zudem sollen die Teilnehmenden in die Lage versetzt werden, aktiv bei der Umsetzung und Mitgestaltung der rechtlichen Vorgaben entlang der Wertschöpfungskette eines digitalen bAV-Antrages, mithelfen zu können.

Der Workshop findet am 10. Mai von9.30 bis 17.00 Uhr in den Räumen der Zurich Gruppe Deutschland in Köln statt. Alle Informationen zum Workshop sowie zu den bisher angemeldeten Versicherern finden Sie hier: Workshop Die digitale bAV 2023 (versicherungsforen.net)