Nachhaltigkeit in der Assekuranz – spannende Fakten und Entwicklungen

Erneuerbare Energien, nachhaltiger Konsum, klimafreundliche Ernährung oder transparente Lieferketten sind nur ein kleiner Ausschnitt der vieldiskutierten Themen unserer Zeit. Ob in gesellschaftlichen Debatten oder in der Wirtschaft – Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen zunehmend an Bedeutung und sind mehr als nur ein Megatrend, sie entscheiden über die Zukunft unseres Planeten.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit in der Assekuranz – spannende Fakten und Entwicklungen

Längst ist die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten auch in Unternehmen nicht mehr nur optional, sondern auch gesetzlich gefordert. Sei es die Transparenz von Lieferketten, die nachhaltige Ausrichtung von Unternehmenskultur oder die möglichst abfall- und emissionsarme Herstellung von Produkten – das Thema Nachhaltigkeit durchdringt alle Bereiche der Wirtschaft.

Die Versicherungsbranche setzt sich bereits vielfältig mit der Thematik auseinander. Ob mit Klimaneutralität von Kapitalanlagen, einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen oder der Förderung von Vielfalt in der Unternehmensführung – auch Versicherer können einen Beitrag leisten und ESG-Ziele in ihr Handeln einbeziehen. Im Beitrag geben wir einen Überblick.

Nachhaltigkeit auf dem Versicherungsmarkt

Aus welchen Gründen beschäftigen sich Versicherer mit Nachhaltigkeitsthemen? Während bei den Banken ein Haupt-Motivationsgrund das Tragen von Verantwortung ist, ist bei Versicherungsunternehmen die rechtliche Anforderung omnipräsent, wie die Studie der Versicherungsforen Leipzig in Zusammenarbeit mit emotion banking ergab. Einig sind sich beide Branchen in dem Punkt, dass ein schlechtes Image nicht riskiert werden darf.

Neben den regulatorischen Auflagen ist auch eine transparente Berichterstattung entscheidend. Einige branchenübergreifende Berichtstandards haben sich bereits etabliert. Dem ESG-Report von Franke und Bornberg zufolge, berichten bereits 71 Prozent der befragten Versicherer nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) oder der Global Reporting Initiative (GRI).

Der DNK wurde 2010 entwickelt und gibt 20 Kriterien für eine Berichterstattung vor, die jedoch keine rechtliche Bindungswirkung haben. Die GRI veröffentlichte schon 2001 ihre erste Richtlinie. Grundlage der Berichterstattung ist hier Transparenz mit dem Ziel einer Standardisierung.  Doch auch andere Nachhaltigkeitsberichte, die nicht auf anerkannten Standards basieren, seien nicht zwangsläufig weniger aussagekräftig, als jene, die sich an Standards ausrichten.

So wichtig sind nachhaltige Aspekte in der Assekuranz

Zwar positioniert sich die Versicherungsbranche eindeutig zu Nachhaltigkeitsthemen, auch eine Verankerung dieser erfährt durch Leitlinien und Regulatorik immer mehr Gewicht, trotzdem scheinen Nachhaltigkeitsaspekte in der Versicherungsbranche bislang noch nicht greifbar. 

Wie eine Umfrage der Nürnberger Versicherung in Zusammenarbeit mit YouGov Ende 2020 ergab, kann knapp die Hälfe der Befragten mit Nachhaltigkeit bei einem Versicherungsunternehmen nichts anfangen. Insgesamt konnten sich nur 28 Prozent der Befragten vorstellen, Nachhaltigkeitsaspekte bei der Auswahl der Versicherung zu berücksichtigen, tun es aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht. Lediglich acht Prozent schenken dem Thema Nachhaltigkeit bereits Beachtung. Trotz eines bestehenden Interesses an nachhaltigen Produkten wären nur zwölf Prozent bereit, mehr dafür zu zahlen. Knapp 14 Prozent würden ein bestehendes Versicherungsverhältnis kündigen, weil es einen nachhaltigeren Wettbewerber gibt.

Interessant ist auch der Blick in die Altersstruktur der Befragten. Diese zeigt: Je jünger die Befragten sind, desto mehr spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Fast die Hälfte der unter 30-Jährigen stuft die Nachhaltigkeitsaktivitäten eines Unternehmens als wichtiges Entscheidungskriterium ein. In dieser Altersstufe kann sich fast jeder Vierte (23 Prozent) vorstellen, eine bestehende Versicherung auf Grund von Nachhaltigkeitsaspekten zu wechseln. Und jeder Fünfte (20 Prozent) wäre sogar bereit, mehr dafür zu zahlen. 

Infografik Nachhaltigkeit @Assekuranz

Nachhaltigkeit in der Finanzbranche / EU-Aktionsplan

Die EU als Drehscheibe für grüne Finanzen, so spricht die Europäische Kommission – auf dem Markt werden ESG-Kriterien bisher allerdings eher unzureichend berücksichtigt. Nachhelfen soll deshalb der an der Agenda 2030 orientierte „Action Plan on Financing Sustainable Growth”. Für die Finanzbranche sieht der Plan vor, institutionelle Anleger wie Versicherungen, Banken und Fondsgesellschaften in zehn Schritten entlang dreier übergeordneter Ziele zu nachhaltigerem Handeln zu verpflichten.

Die Marktteilnehmer müssen ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten zukünftig ökologisch nachhaltig ausrichten, indem sie einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem der untenstehenden sechs Umweltziele der Taxonomie-Verordnung leisten.

Ein zweiter Baustein des Plans ist bisher ebenfalls verabschiedet, die Offenlegungs-Verordnung. Sie basiert auf der zuvor beschriebenen Taxonomie. Mit dem Inkrafttreten am 10. März 2021 gelten für Finanzdienstleister nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten. Transparente Informationen zu Unternehmensstrategie, Investitionen und Nachhaltigkeitsrisiken sollen unter anderem „Greenwashing“ verhindern und ein Bewusstsein für die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten schaffen. Die Verordnung gilt für zwei Gruppen von Marktakteuren: Teilnehmer wie Fondsgesellschaften oder Lebensversicherer und Berater. Dazu zählen neben Banken und Wertpapierfirmen auch Versicherungsvermittler.

Als weitere regulatorische Maßnahme soll außerdem ein einheitliches Eco-Label zur Zertifizierung nachhaltiger Anleihen, Bonds genannt, verabschiedet werden. Der Entwurf für den sogenannten „EU Green Bond Standard”, kurz EU-GBS, ist für Juni 2021 angesetzt.

Gemeinsame Leitlinien schaffen die finanzielle Grundlage für eine klimaneutrale EU

Der Umstieg auf eine umweltfreundliche und nachhaltige Wirtschaft ist ohne massive Investitionen nicht zu bewältigen. Damit wenigstens die Ziele der Agenda 2030, wie die Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent, erreicht werden können, sind rund 180 Milliarden Euro jährlich notwendig. Für das nächstgrößere Ziel, Klimaneutralität bis 2050, werden noch einmal deutlich mehr Mittel benötigt. Der höchste Bedarf besteht laut Berechnungen der Europäischen Union 2019 mit etwa 88 Milliarden Euro im Bereich Energieeffizienz der Haushalte.

2019 wurden ganze 20 Prozent des EU-Haushalts für Maßnahmen aufgewendet, die der Bekämpfung des Klimawandels dienen. Weil das nicht ausreicht, plant das Europäische Parlament, das Budget auf 30 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich ist die EU auf Investitionen durch private Gelder angewiesen, denn die öffentlichen Mittel decken die notwendigen Summen nicht ab.

Die Investitionen sollen selbstverständlich nachhaltig und verantwortungsvoll getätigt werden, das ist eines der obersten Gebote des EU-Aktionsplans. Ohne klare Richtlinien und die Zusammenarbeit aller Branchen lassen sich die Folgen des Klimawandels nicht abbremsen. Deshalb wurden 2006 die „Principles for Responsible Investment“, kurz PRI ins Leben gerufen. Mehr als 1.400 Mitglieder aus  50 Ländern haben sich den sechs Prinzipien verschrieben und verfügen zusammen über ein Anlagekapital von über 59 Billionen US-Dollar. Die Initiative gibt verschiedene Lösungsansätze zur Umsetzung der Leitlinien vor und wird dabei auch von den Vereinten Nationen unterstützt.

Der Beitrag ist ein Auszug aus unserem Zahlen, Daten, Fakten zum Thema Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche. Das Themendossier kann kostenfrei von unseren Forenpartnern abonniert werden.

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