Ökosysteme, Nachhaltigkeit, New Work, New Competitors, Cross Industry – das waren die Themen unseres Partnerkongresses

Eigentlich haben wir uns auf ein Wiedersehen vor Ort in Leipzig mit unseren Partnerunternehmen gefreut, aber auch der zweite Partnerkongress in diesem Jahr musste aufgrund der Corona-Fallzahlen virtuell durchgeführt werden. Die hohe Qualität der Vorträge haben die anfängliche Enttäuschung über ein rein virtuelles Wiedersehen schnell verfliegen lassen. Im Beitrag geben wir einen kurzen inhaltlichen Einblick.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Innovation Innovationsmanagement Ökosystem Arbeitswelten/NewWork Nachhaltigkeit
Ökosysteme, Nachhaltigkeit, New Work, New Competitors, Cross Industry – das waren die Themen unseres Partnerkongresses

Das Paradebeispiel eines funktionierenden Ökosystem-Ansatzes: Das Vitality-Programm von Discovery

Sören Kruse, Head of Business Acquisition & Development bei der Hannover Re South Africa, brachte eine Menge Inspiration aus Afrika mit. Er stellte u. a. das Vitality-Programm, das der Rückversicherer gemeinsam mit dem Versicherer Discovery entwickelt hat, vor. Das Programm erfreut sich inzwischen über mehr als fünf Millionen Kunden. Überzeugt werden diese durch ein umfassendes Partner- und Bonusprogramm, das die Versicherung an sich in der Wahrnehmung der Kunden, in den Hintergrund rücken lässt. Die klassische App, die sportliche Aktivitäten trackt, gibt es hier auch, aber Vitality Southafrica hat noch deutlich mehr zu bieten: Der Versicherer Discovery kooperiert mit festen Partnerunternehmen, um Vitaliy im Alltag erlebbar zu machen. In Partnersupermärkten können mit Vitality markierte Produkte günstiger erworben werden, im Vitality-Partner-Fitnessstudio gibt es bis zu 75 Prozent Rabatt auf die Mitgliedschaft und auch die Sportklamotten für den Studiobesuch können bei Partnerunternehmen zu reduzierten Preisen erworben werden. Die Liste an Partnerangeboten und Programmleistungen scheint endlos und zeigt deutlich, dass Vitality es geschafft hat, Teil des Lebens seiner Kunden zu sein. Kruse zufolge haben sich die Schadenfälle bei Discovery durch den Vitality-Einsatz halbiert, denn Vitality-Kunden leben in der Regel gesünder. Auch die Mortalitätsrate bei Corona-Infektionen ist bei diesen geringer. Ein beeindruckender Ansatz, der zeigt, dass es Versicherern gelingen kann, ein aktiver Teil der Kunden-Lebenswelt zu sein. Auf die Frage, ob ein solches Programm auch in Deutschland möglich ist, antwortet Kurse mit einem klaren ja. Als Beispiel nannte Kruse das Payback-Programm, das hierzulande von vielen Menschen genutzt wird und seiner Meinung nach, einen deutlich geringeren Mehrwert für den Kunden bereithält. Auch regulatorisch spricht seiner Meinung nach nichts dagegen, da auch in Südafrika eine strenge Regulatorik, die mit der Deutschen vergleichbar ist, vorherrscht.

Die Impulse von Kruse wurden über den Veranstaltungstag von Referenten und Teilnehmern immer wieder mit Begeisterung aufgegriffen. So auch von Lutz Kohler, Leiter Vertrieb Business Applications bei der Google Deutschland GmbH. Seiner Ansicht nach war der Beitrag ein Ökosystem-Paradebeispiel, dass man sich nicht schöner hätte erdenken können. Aber auch er sorgte im Nachgang der Veranstaltung mit seinen Aussagen im Vortrag für ein mediales Echo.

Google und Microsoft auf Kuschelkurs

Im Fachforum New Competitors haben Lutz Kohler von Google Deutschland und Manuel Holzhauer, Industry Executive Insurance bei Microsoft Deutschland, die Frage beantwortet, ob Player wie Google oder Microsoft Freund oder Feind sind. Seit Jahren fürchtet die Versicherungsbranche den Markteintritt eines branchenfremden Tech-Unternehmens, das näher am Kunden ist und datengetrieben mit personalisierten Angeboten und Services den Versicherern das Geschäft streitig macht. Kohler stellte in seinem Vortrag klar, dass Google sich als Partner mit Lösungskomponenten versteht, wie die Google Earth Engine, die Kohler in seinem Vortrag vorstellte. Auch Holzhauer sieht Microsoft als Partner der Assekuranz und in Daten den Schlüssel zum Kunden. Um Daten zu nutzen, zu verstehen oder anzureichern, ist es aus seiner Sicht natürlich sinnvoll, mit Partnern zusammenzuarbeiten. Bisher lassen die Versicherungsunternehmen seiner Meinung nach hier zu viel ungenutztes Potenzial liegen. Zudem versteht sich Microsoft als idealer Partner im Rahmen eines Ökosystems, da das Tech-Unternehmen mit vielen Branchen zusammenarbeitet, hier Know-how und vor allem Connections mitbringt.

Wer gerne mehr zu der Positionierung von Microsoft erfahren möchte, dem empfehlen wir unsere Podcast-Folge „Tech Giants @Assekuranz – Freund oder Feind?“.

Parallel zu dem New-Competitors-Forum diskutierten die Teilnehmer zum Thema Ökosysteme. Markus Ludwig, Business Owner | Digital Services bei der Residential IoT Services GmbH (Bosch Group), stellte hier die Plattform Home Connect Plus vor. Über diese können Smart-Home-Geräte verschiedener Hersteller bedient werden. Zudem hat er Potenziale aufgezeigt, wo sich Versicherer im Ökosystem "Wohnen" positionieren können, um entsprechend auf neue Kundenbedarfe zu reagieren.

Innovationen – Kompetenzen aufbauen und von anderen Branchen lernen

Eine ordentliche Portion Innovationsgeist und Begeisterung für die Digitalisierung brachte Martin Fleischer, Vorstandsmitglied bei der BavariaDirekt und Head of New Business Models bei der Konzern Versicherungskammer, zum zweiten Lightning Talk mit. In seinem Vortrag betonte er, wie das veränderte Kundenverhalten, intensiver Wettbewerb und die zunehmende Vergleichbarkeit von Versicherungsprodukten Versicherer immer mehr unter Druck setzen. Viele Unternehmen treiben derzeit Weiterentwicklungen des Geschäftsmodells in getrennten Bereichen voran. Die Bereiche tauschen sich zwar aus und arbeiten zusammen, jedoch verfolgen sie unterschiedliche Teilziele, was er als strukturelle Ambidextrie bezeichnet. Dieser Ansatz werde dem komplexen und schnelllebigen Marktumfeld allerdings nicht gerecht. Die Versicherungskammer setzt daher auf kontextuelle Ambidextrie, bei der alle Weiterentwicklungen aus einer Hand angestoßen werden. Dabei spielen Führung und Kultur eine besonders wichtige Rolle, die Innovation als Kompetenz und nicht als Funktion versteht.

Um Innovationen ging es auch in der finalen Diskussionsrunde am Ende des Veranstaltungstages. Michaela Zöppel, Vice President Insurance bei der FinTecSystems GmbH, Prof. Dr. Claudia Lehmann, Professor of Digital Innovation in Service Industries bei der HHL Leipzig Graduate School of Management, und Roland Roider, CEO bei der Haftpflichtkasse, stellten sich den Fragen von Jens Ringel, Geschäftsführer bei den Versicherungsforen Leipzig. Lehmann betonte „Man ist immer unter Druck, Innovationen auf den Markt zu bringen und einen messbaren Erfolg zu generieren. Das ist aber gar nicht so einfach, denn auch Innovationen brauchen Zeit, sich zu etablieren“. Zöppel, die zuvor als COO bei wefox tätig war, bestätigte das aus Start-up-Sicht und ergänzte „Bei Start-ups geht es nicht immer nur um den Euro, der hinten dranhängt. Es sind auch andere Parameter, die den Erfolg ausmachen, wie beispielsweise die Kundenakzeptanz“. Roider äußerte beim Thema Innovation „Uns fehlt heute der Mut, auch mal Fehlschläge hinzunehmen. Diese stellen manchmal auch einen Entwicklungsschritt dar“ und appellierte damit an die Etablierung einer gesunden Fehlerkultur. Weitere Themen der Expertenrunde waren New Work, Ökosysteme & Plattformen sowie zukünftige Herausforderungen.

Das sich der Blick in andere Branchen lohnt, zeigt der Beitrag von Mathias Bock, Future Scientist bei den Versicherungsforen Leipzig. Um sich Inspiration zu holen, ist es sinnvoll, einfach mal zu schauen, welche Unternehmen am innovativsten sind. Diese stammen in der Regel aus den Bereichen Technologie, Konsumgüter & Services, Mobilität & Energie. Gesundheit oder Medien & Telekommunikation. Dabei gilt es Bock zufolge zu beachten „Je neuer etwas ist, umso schwerer wird es, dies in das eigene Geschäftsmodell zu übertragen“. Auch eine unkoordinierte Ideenkombination in der Praxis, wird zu suboptimalen Ergebnissen führen. Beim Blick in die Praxis zeigte er u. a. folgende Beispiele auf: So schaut die Automotive-Branche im Gaming-Bereich, wie man Bedienung intuitiver gestalten kann. Das Drive-in-Konzept von Mc Donalds stammt ursprünglich aus der Formel 1, wo es das Drive-Through-Konzept gibt. Auch in der Versicherungsbranche gibt es bereits erste Cross-Industry-Beispiele: So kennt man den Self-Service-Ansatz beispielsweise aus der Möbelbranche, findet diesen aber inzwischen auch in der Versicherungsbranche wieder.

Wenn Sie wissen wollen, welche Themen in den Fachforen New Work und Nachhaltigkeit diskutiert wurden und welches Start-up den Rockstar Award 2022 mit nach Hause genommen hat, dann schauen sie auf unserer LinkedIn-Seite vorbei. Wir haben hier die einzelnen Fachforen ausführlich begleitet. Zudem finden Sie dort auch eine Aufzeichnung des Fachforums „New Competitors“ mit Google und Microsoft, welches wir im Livestream via LinkedIn zur Verfügung gestellt haben.

Nächstes Jahr geht es am 28./29. September mit dem Partnerkongress weiter! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!