Gemeinsamer Speed in der Transformation von Fachbereichen und IT

Im Interview spricht Burkhard Oppenberg, CIO des Gothaer Konzerns, über die Herausforderungen der IT eines großen Versicherers: die notwendigen technischen Neuerungen und den Transformationsprozess hin zu einer agilen Organisation.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Analytik & IT
Themen:
Agilität IT
Gemeinsamer Speed in der Transformation von Fachbereichen und IT

„IT ist immer eine Baustelle“, sagt Burkhard Oppenberg, CIO des Gothaer Konzerns und Geschäftsführer des internen IT-Dienstleisters Gothaer Systems. Im Interview spricht er über die Herausforderungen der IT eines großen Versicherers: zum einen über die notwendigen technischen Neuerungen, zum anderen über den Transformationsprozess, der IT und Fachbereiche näher zusammenbringen und den Weg in eine agile Organisation ebnen soll.

Herr Oppenberg, in Ihrer Keynote beim Messekongress IT
laden Sie uns auf eine „Begehung der Baustelle“ IT-Transformation ein. Das klingt, als steckten Sie mitten im Prozess. Bei welchem „Bauabschnitt“ stehen Sie gerade?

IT ist immer eine Baustelle. Dazu passt gut der Vergleich mit dem Bau eines Hauses: Da kann das Haus an sich schon fertig sein, aber danach folgen weitere Ausbauschritte und später dann Sanierungen – es gibt immer etwas zu tun. Um im Bild zu bleiben: Bei unserer „Baustelle“ IT-Transformation würde ich sagen, wir haben das Fundament gelegt und sind jetzt im Erdgeschoss tätig. Aber das erste Obergeschoss und das Dach sind noch nicht fertig. Ungefähr die Hälfte haben wir bei der Gothaer bereits geschafft – im Sinne der IT-Transformationen, aber auch der technischen Neuerungen.

Sie sind seit fünfeinhalb Jahren CIO: Was waren und sind die größten Hürden im IT-Transformationsprozess?

Das Thema Agilität kommt ursprünglich aus der IT, konkret aus der Softwareentwicklung. Insofern ist in vielen IT-Einheiten die Bereitschaft mit agilen Methoden zu arbeiten und agile Konzepte auszuarbeiten, intrinsisch hoch. Die Herausforderung ist eher, die Fachbereiche in demselben Tempo in den Prozess der Transformation einzubeziehen. Dabei spielt die Unternehmenskultur und das vorherrschende Mindset eine wichtige Rolle. Viele Mitarbeitende bei Versicherern kommen aus einer stark hierarchischen Top-down-Organisation. Die flache Organisation ist eine massive Umstellung, gerade für den Mittelbau im Management.

Zusätzlich hat die Corona-Pandemie den Transformationsprozess beeinflusst, denn Transformation hat mit Emotionen zu tun. Und die sind am Bildschirm schwer zu vermitteln. Daher denke ich, dass wir noch mehr Zugkraft in der Organisation bekommen, wenn sich die Kolleg*innen wieder regelmäßig persönlich am Campus begegnen.

Wenn wir nun fünf Jahre in die Zukunft schauen: Was glauben Sie, wo stehen Sie dann?

Neben der Transformation haben wir die technische Erneuerung der Infrastruktur und Servicelandschaft als Herausforderung. Ob Cloud, Netzwerk oder Security – all das werden wir in drei bis vier Jahren komplett erneuert haben. Hier sind wir schon weit mehr als 50 Prozent des Weges gegangen. Im Bereich der Anwendungspakete haben wir – wie wohl alle Versicherungskonzerne –  noch eine Menge Altsysteme. Hier werden wir realistisch betrachtet für die Erneuerung noch zehn bis 15 Jahre benötigen. Das liegt an der Komplexität der Prozesse, aber auch an begrenzten Ressourcen.

Bei der vorhin beschriebenen Transformation zur agilen Organisation gehe ich davon aus, dass wir in fünf Jahren in einem neuen Zielmodell sind, was das Thema Fachbereiche und IT, aber auch fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit angeht. Es geht ja nicht nur um die Schnittstelle zwischen Fachbereich und IT, sondern auch zwischen Vertrieb, Produktmanagement und Betrieb.

Wird der gesamte Gothaer Konzern dann agil arbeiten?

Nein. Das Ziel ist eher, dass die gesamte Gothaer in der Lage ist, mit den agilen Teilen der Organisation zusammenarbeiten und umgekehrt. Dabei werden wir nach wie vor auch traditionelle Modelle sehen, selbst in der IT. Ich gehe davon aus, dass etwa 20 bis 30 Prozent in einem agilen Mindset arbeiten werden. Daneben werden wir Elemente agilen Arbeitens auch im Rest der Organisation sehen, wenngleich nicht in vollem Umfang. Das ist meine Vision und das halte ich auch für realistisch.

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