Arbeitsorte von heute für morgen: Wie Mitarbeitende in der Versicherungsbranche ihren Arbeitsplatz erleben und wie sie sich die Zukunft des Arbeitens wünschen (Ergebnisse aus der Future-Work-Umfragereihe)
Der Artikel analysiert die Wünsche von Mitarbeitenden der Versicherungsbranche an moderne Arbeitsorte und beleuchtet die Herausforderungen bei der Gestaltung von hybriden Arbeitswelten zwischen Konzentration, Kollaboration und Flexibilität.

Die Gestaltung moderner Arbeitsumgebungen in der Versicherungsbranche erfordert eine präzise Balance zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen. Hybride Modelle, flexible Bürolösungen und die Kombination aus konzentriertem Arbeiten und sozialer Interaktion prägen die aktuellen Diskussionen. Dabei zeigen sich die Erwartungen der Mitarbeitenden als ebenso vielfältig wie anspruchsvoll – ein Spannungsfeld, das Lösungen verlangt, die den Wandel aktiv gestalten.
Mit der ersten Ausgabe der Future-Work-Umfragereihe greifen die Versicherungsforen Leipzig das Thema Arbeitsorte und -räume auf. Ziel der Umfragereihe ist es, fundierte Einblicke aus der Branche zu gewinnen und konkrete Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Erhebung beleuchtet zentrale Themen aus den Bereichen New Work und Organisationsentwicklung und schafft eine Plattform für Wissensaustausch und Impulse, um Potenziale zu erkennen und Spannungsfelder zu adressieren.
Die Umfrage wurde als Online-Erhebung konzipiert und richtete sich gezielt an Mitarbeitende der Versicherungswirtschaft. Im Fokus standen sowohl die Ausstattung und Gestaltung von Arbeitsumgebungen als auch die Erwartungen und Gewohnheiten der Mitarbeitenden. Ziel war es, praxisrelevante Erkenntnisse zu den Herausforderungen und Chancen moderner Arbeitsmodelle zu sammeln. Die Erhebung fand bereits im Juni/Juli 2024 statt. In unserem Themendossier haben wir zu den Ergebnissen berichtet.
Arbeitsorte, Präferenzen und Herausforderungen
Hybrides Arbeiten – der Favorit
Die Umfrage zeigt, dass hybrides Arbeiten mit Abstand favorisiert wird: 79 Prozent der Befragten präferieren eine flexible Kombination aus Büroarbeit und Homeoffice. Diese Wahl spiegelt die Realität vieler Mitarbeitenden wider: Rund 99 Prozent der Teilnehmenden haben Zugang zu Homeoffice-Optionen, wobei 66 Prozent zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause arbeiten. Nur etwa zehn Prozent bevorzugen eine ausschließliche Präsenz im Büro bzw. Homeoffice.
Gründe für die Wahl von Büro oder Homeoffice
Die Beweggründe für die Wahl des Arbeitsortes sind vielfältig. Das Büro punktet vor allem durch soziale Aspekte, wie Zusammenarbeit und Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen. Eine gute technische Ausstattung und eine angenehme Arbeitsumgebung werden ebenfalls geschätzt, während klassische Anreize wie Kantinen oder Kaffeeversorgung eine untergeordnete Rolle spielen.
Das Homeoffice hingegen überzeugt vor allem durch die Möglichkeit zum konzentrierten Arbeiten (93 Prozent). Zusätzlich betonen die Befragten die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Arbeitseffizienz. Dennoch bleibt die Kommunikation eine Herausforderung: Zwei Drittel der Teilnehmenden geben an, dass diese im Homeoffice teilweise leidet. Besonders auffällig ist, dass 37 Prozent der Befragten bereit wären, ihren Arbeitgeber zu wechseln, wenn keine Homeoffice-Option mehr angeboten würde.
Ein weiterer Aspekt ist die Zeit- und Kosteneffizienz. Während 82 Prozent der Teilnehmenden Zeitersparnisse durch den Wegfall des Arbeitswegs als wichtig einschätzen, messen nur 47 Prozent den daraus resultierenden Kosteneinsparungen eine hohe Bedeutung bei. Überraschend ist, dass 12 Prozent der Befragten die Einsparungen durch den Wegfall von Pendelzeiten sogar als „sehr unwichtig“ bewerten. Dies verdeutlicht, dass die Attraktivität des Homeoffice in erster Linie auf Effizienz und Arbeitsqualität, nicht aber auf finanziellen Aspekten beruht.
Flexibilität bleibt ein entscheidender Faktor. Die Teilnehmenden plädieren gegen starre Pflichttage oder Anwesenheitsquoten und wünschen sich die Freiheit, individuell über den Anteil ihrer Arbeit im Homeoffice zu entscheiden, auch unter Berücksichtigung neuer Ansätze wie beispielsweise Workations.
Produktivität: Fokus auf Effizienz und Qualität
Produktivität spielt eine zentrale Rolle bei der Bewertung von Arbeitsorten. Die Umfrage zeigt, dass 93 Prozent der Befragten das Homeoffice als förderlich für konzentriertes Arbeiten bewerten. Rund 90 Prozent empfinden sich dort produktiver oder gleich produktiv im Vergleich zur Arbeit im Büro. Gleichzeitig wird die Produktivität der Kolleginnen und Kollegen von den meisten Teilnehmenden im Homeoffice ebenfalls als hoch eingeschätzt.
Modernisierung der Arbeitsräume: Wunsch und Wirklichkeit
Rund 72 Prozent der Befragten berichten von Modernisierungen ihrer Büroräume in den letzten fünf Jahren. Trotz positiver Effekte, wie einer verbesserten Atmosphäre und intensivierter Teamzusammenarbeit, zeigen die Ergebnisse, dass zentrale Herausforderungen ungelöst bleiben. Ruhe und Konzentration, häufig als essenzielle Faktoren genannt, werden durch Großraumbüros und fehlende Rückzugsräume beeinträchtigt. 72 Prozent der Befragten wünschen sich daher mehr Ruhe und Konzentrationsmöglichkeiten. 78 Prozent der Befragten ziehen das Resümee, dass bisherige Modernisierungen nur begrenzt zur Attraktivität des Büros beigetragen haben.
Die Umfrage zeigt, dass Mitarbeitende klare Vorstellungen davon haben, wie Arbeitsorte attraktiver gestaltet werden können. Dabei stehen folgende Themen im Vordergrund:
Ergonomie
Ein Großteil der Befragten legt großen Wert auf ergonomische Arbeitsbedingungen. Dabei wünschen sie sich finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber sowie die Bereitstellung von höhenverstellbaren Schreibtischen, ergonomischen Bürostühlen und geeigneten Eingabegeräten wie Mäusen und Tastaturen. Besonders auffällig ist der Wunsch der Mitarbeitenden nach individueller Wahlmöglichkeit bei der technischen Ausstattung und ergonomischer Möbel, statt starrer „One size fits all“-Lösungen.
Technologische Modernisierungen und Infrastruktur
Auch im Büro besteht erheblicher Bedarf an technischer Ausstattung, die moderne Arbeitsweisen unterstützt. Die Befragten äußerten häufig den Wunsch nach Software-Tools für hybride Zusammenarbeit, beispielsweise digitale Whiteboards oder zeitgemäße Kommunikationslösungen (z. B. Microsoft Teams oder Slack). Zudem besteht bei vielen Mitarbeitenden der Wunsch nach verlässlichen Hardware-Komponenten wie Headsets, Kameras und Mikrofone. Viele Befragte wünschen sich darüber hinaus die Möglichkeit, technische Arbeitsmittel nach persönlichen Präferenzen auszuwählen, statt mit standardisierten Lösungen arbeiten zu müssen. Für das Homeoffice wird eine bessere technische Infrastruktur als essenziell betrachtet, z. B. durch stabilere Internetverbindungen, schnellere VPN-Zugänge oder Bluetooth-Headsets für Videotelefonie.
Wohlbefinden und soziale Interaktion
Hinsichtlich der Förderung des persönlichen Wohlbefindens empfinden Mitarbeitende Verbesserungen in der sozialen Verbindung zu Kolleginnen und Kollegen, sowie Rückzugsräumen für Erholung und Ruhe als essentiell. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Büro nicht nur funktional, sondern auch als Ort der Gemeinschaft und Kreativität zu gestalten.
Fazit: Synergien aus Büro und Homeoffice
Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen eine klare Rollenverteilung der Arbeitsorte: Das Homeoffice wird bevorzugt genutzt für konzentriertes Arbeiten, während das Büro vor allem als Ort der sozialen Interaktion dient. Unternehmen sollten in beide Bereiche gezielt investieren, um die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu erfüllen und langfristig attraktiv zu bleiben.