Moderne Arbeitswelten in der Versicherungswirtschaft: Wenn Farbe auf Daten trifft
Das hybride Arbeiten ist der neue Standard, doch wie bleibt das Büro ein attraktiver Ort für Mitarbeitende? Im Beitrag geben wir einen Einblick in aktuelle Ergebnisse aus der Future-Work-Umfragereihe und befragen einen Experten zur Arbeitsortgestaltung.

Lesezeit: 3 bis 4 Minuten
- Farben als strategisches Werkzeug: Michael Stüve nutzt Farben gezielt, um verschiedene Arbeitsweisen und Bedürfnisse zu unterstützen. Altrosa soll beispielsweise die Kollaboration fördern, Blau die Konzentration und Grün dient der Kennzeichnung von Erholungsbereichen.
- Zukunftsorientierte Planung: Anstatt bestehende Organisationsstrukturen einfach zu übernehmen, stellt sein Team die grundlegende Frage, ob man den „Blick nach vorne wagen“ und Arbeitsräume für zukünftige Anforderungen gestalten sollte.
- Insights aus der Versicherungsbranche: Einblick in aktuelle Ergebnisse der Future-Work Umfragereihe, die seit Sommer 2024 läuft.
Die Gestaltung moderner Arbeitsumgebungen erfordert heute mehr als nur die Bereitstellung von Schreibtischen. Es ist eine Balance zwischen hybriden Modellen, flexiblen Bürolösungen und den vielfältigen Erwartungen der Mitarbeitenden. Dieses Spannungsfeld verlangt nach Konzepten, die den Wandel nicht nur begleiten, sondern aktiv gestalten.
Im Video-Interview mit Michael Stüve von der HCD GmbH haben wir über die moderne Arbeitsraumgestaltung gesprochen. HCD hat sich u. a. auf die Gestaltung von Servicecentern spezialisiert. Im Interview erläutert der Experte, der sich selbst als Pionier für einzigartige Arbeitsorte sieht, wie die Arbeitsorte der Zukunft aussehen können und was es bei der Planung zu berücksichtigen gibt.
Außerdem geben wir mit dem Beitrag einen Einblick in zentrale Erkenntnisse aus der Future-Work-Umfragereihen, die seit 2024 durchgeführt wird.
Farben als Werkzeug: Wie Raumgestaltung Produktivität beeinflusst
„Altrosa soll ermutigen und anregen zur Kollaboration“, erklärt Michael Stüve gleich zu Beginn des Interviews. Dahinter steckt ein durchdachtes Konzept, das Farben nicht nur als dekoratives Element, sondern als strategisches Werkzeug zur Unterstützung verschiedener Arbeitsbedürfnisse nutzt:
- Blau steht für Konzentration und wird für klassische Arbeitsplätze eingesetzt.
- Grün kennzeichnet Rückzugs- und Erholungsbereiche wie einen Massageplatz.
Diese Gestaltung ist Teil einer größeren Vision. Denn: „Die Anforderungen in einem Servicecenter sind um ein Vielfaches höher als in klassischen Büros“, so der Experte.
Zukunftsorientierte Raumplanung trifft auf die neue Arbeitsrealität
Bei der Gestaltung eines Servicecenters für einen Versicherer stellt sich für das Team um Stüve stets die Frage: „Soll die heutige Organisation übernommen werden oder wagen wir den Blick nach vorne?“ Die Zusammenarbeit mit den Auftraggebenden und insbesondere den Mitarbeitenden ist dabei essenziell. „Das ist keine Floskel, sondern Notwendigkeit“, meint Stüve. Nur so lassen sich Orte schaffen, die einerseits funktional und andererseits identitätsstiftend sind. Der Begriff „urbaner Arbeitsort“ wird hierbei weitergedacht: Als Raum, der auch außerhalb der klassischen Bürogrenzen für Austausch, Innovation und Arbeitgeberattraktivität steht.
Daten bestätigen den Bedarf: Einblicke aus der Future-Work-Umfrage
Wie richtig dieser Ansatz liegt, untermauern die Ergebnisse der Future-Work-Umfragereihe der Versicherungsforen Leipzig. Die Erhebung aus dem Sommer 2024 liefert fundierte Einblicke direkt aus der Branche und zeigt, was sich Mitarbeitende wirklich wünschen.
1. Hybrides Arbeiten als unumstößlicher Standard
Die Umfrage macht deutlich: Das hybride Modell ist der klare Favorit. 79 Prozent der Befragten bevorzugen eine flexible Kombination aus Büro- und Homeoffice-Tagen. Dies ist keine Überraschung, da 99 Prozent der Teilnehmenden bereits heute die Möglichkeit dazu haben. Die Botschaft an die Arbeitgeber ist unmissverständlich: 37 Prozent der Befragten wären bereit, das Unternehmen zu wechseln, sollte die Homeoffice-Option gestrichen werden.
2. Eine klare Rollenverteilung für Büro und Homeoffice
Die Beweggründe für die Wahl des Arbeitsortes bestätigen das Konzept der funktionalen Zonen:
- Das Büro als Ort der Kollaboration: So wie „Altrosa“ die Zusammenarbeit fördert, punktet das Büro laut Umfrage vor allem durch soziale Aspekte, Vernetzung und den direkten Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.
- Das Homeoffice als Fokus-Zone: Die Möglichkeit zum konzentrierten Arbeiten (für 93 Prozent der wichtigste Grund) ist der unschlagbare Vorteil des Homeoffice – ganz im Sinne der „blauen“ Konzentrationsbereiche. Rund 90 Prozent fühlen sich zu Hause produktiver oder zumindest gleich produktiv.
3. Modernisierung – aber richtig: Was wirklich zählt
Obwohl 72 Prozent der Befragten von Modernisierungen in den letzten fünf Jahren berichten, bleiben zentrale Herausforderungen oft ungelöst. Laute Großraumbüros und fehlende Rückzugsorte konterkarieren den Wunsch nach Konzentration. Die Umfrage zeigt, dass bisherige Maßnahmen die Attraktivität des Büros nur begrenzt steigern konnten. Die Wünsche der Mitarbeitenden sind konkret:
- Ruhe und Konzentration: 72 Prozent wünschen sich mehr Möglichkeiten für konzentriertes Arbeiten im Büro – eine direkte Forderung nach mehr „blauen“ Zonen.
- Ergonomie und individuelle Ausstattung: Statt „One size fits all“-Lösungen fordern Mitarbeitende eine individuelle Wahl bei Möbeln und Technik, unterstützt durch den Arbeitgeber.
- Technologie für hybride Zusammenarbeit: Digitale Whiteboards, moderne Kommunikationstools und zuverlässige Hardware wie Headsets und Kameras sind essenziell, um die Lücke zwischen Büro und Homeoffice zu schließen.
- Wohlbefinden und soziale Interaktion: Rückzugsräume zur Erholung, wie die „grünen Zonen“ aus dem HCD-Konzept, sind entscheidend, um das Büro zu einem Ort der Gemeinschaft zu machen.
Fazit: Die Synergie aus Konzept und Kultur
Die Ergebnisse der Future-Work-Umfrage zeichnen ein klares Bild: Die Zukunft der Arbeit liegt in der intelligenten Verknüpfung der Stärken beider Welten. Das Homeoffice ist der unangefochtene Ort für konzentrierte Einzelarbeit, während das Büro seine Relevanz als Zentrum für soziale Interaktion, Kultur und Kollaboration neu definieren muss.
Konzepte wie die von Michael Stüve verbinden Ästhetik mit strategischer Notwendigkeit. Unternehmen, die gezielt in beide Bereiche investieren und dabei die konkreten Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden nach Ruhe, Ergonomie und moderner Technologie berücksichtigen, schaffen attraktive Arbeitsplätze und sichern sich einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um die besten Talente.