Die Schadenwelt traf sich in Leipzig und es wurde gut
Im Frühjahr 2019 kamen zuletzt die Versicherungsexperten der Schadenwelt in Leipzig zusammen. Auch virtuell haben die „Schädlinge“ in den letzten Monaten zusammengefunden, das reale Messeerlebnis mit Dienstleisteraustausch konnte dies jedoch nicht ersetzen. Im Beitrag geben wir eine Zusammenfassung zum Präsenz-Messekongress Schadenmanagement & Assistance 2021.
Sieben Fachforen, ca. 730 Teilnehmer und 71 Aussteller – das sind die Zahlen des vergangenen Messekongresses Schadenmanagement & Assistance, der am 28./29. September in Leipzig stattgefunden hat. Zur alten Größe hat das Event noch nicht zurückgefunden – 2019 waren es 1.300 Teilnehmer und 112 Aussteller. Bei noch bestehenden Reisebeschränkungen ist dies aber auch nicht verwunderlich. Wir haben uns über viele bekannte und auch neue Gesichter auf dem Messekongress gefreut. Zudem sind wir dankbar für das Vertrauen, dass uns Aussteller wie auch Teilnehmer entgegengebracht haben. Es war für uns wie auch für viele andere die erste Großveranstaltung seit vielen Monaten. Es galt, den Teilnehmenden einen möglichst sicheren Austausch zu ermöglichen. Dies ist uns auch gut gelungen, wie die zwei Tage gezeigt haben. Egal ob genesen oder geimpft, auf dem Messekongress galt zusätzlich eine Testpflicht für alle Teilnehmenden. Zudem musste auf den Wegen über die Ausstellerfläche ein Mundschutz getragen werden. Was im ersten Moment als schwer umsetzbar wahrgenommen wird, hat am Ende gut geklappt. Der unbeschwerte Austausch des Tages konnte auch bei der Abendveranstaltung im DaCapo fortgesetzt werden – ein Stück Normalität aus fast vergessenen Zeiten.
Nichts wird mehr wie vorher sein
Eröffnet wurde der 14. Messekongress Schadenmanagement & Assistance von Kathleen Lerch, fachliche Leiterin des Messekongresses, Jens Ringel, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig, und Markus Rosenbaum, Geschäftsführer der LF Gruppe. Gemeinsam mit dem Publikum hat das Trio die aktuellen Herausforderungen im Schadenmanagement – wie die Flutkatastrophe, die Corona-Pandemie oder die Digitalisierung der Schadenprozesse – diskutiert. Applaus gab es zudem für die Schadendienstleister, die den Experten aus dem Publikum zufolge hervorragender Arbeit in den letzten beiden Jahren geleistet haben. Zudem hat Markus Rosenbaum den Messekongress-Staffelstab an Jens Ringel übergeben, der zukünftig durch die Veranstaltung führen wird. Rosenbaum begleitet seit Anbeginn die Veranstaltung, wird sich aber nun intensiver der strategischen Ausrichtung der LF Gruppe widmen. Eine weitere Veränderung steht mit Kathleen Lerch an, die den Messekongress zum letzten Mal fachlich geleitet hat. Sie hat die Versicherungsforen zu Ende September verlassen und wird sich neuen Aufgaben widmen. Wir wünschen ihr viel Erfolg und freuen uns über den ein oder anderen Besuch von ihr auf dem Messekongress.
Das bewegt die Schadenwelt
Künstliche Intelligenz, Sachversicherung, Personenschadenmanagement, Digitalisierung & Prozesse, Schadenstrategie, Mobilität und Start-ups – in sieben Fachforen fand der fachliche Austausch in diesem Jahr statt. Im Fachforum Sachversicherung haben z. B. Tobias Ritzer und Martin Paetow, beide vom Ingenieurbüro Tobias Ritzer GmbH, gezeigt, wie sanieren statt demontieren geht. Sie haben ihr integratives Trocknungskonzept vorgestellt, bei dem darauf geachtet wird, dass der Unternehmensbetrieb ungehindert stattfinden kann. Beeindruckend war dabei, zu sehen, wie leise der Bautrocknungsprozess abläuft. Die beiden Experten haben betont: „In der Praxis sind bei komplexen Wasserschäden deutlich mehr Bodenaufbauten und Konstruktionen trocknungsfähig als üblicherweise bekannt“. Das Trocknungskonzept des Ingenieurbüros setzt dort an, wo der Schaden besteht und greift gezielt ein. Sie versuchen einen teuren Rückbau und die Entsorgung zu vermeiden. Das ist nicht nur kostenschonend, sondern auch nachhaltig.
Im Fachforum künstliche Intelligenz zeigte Raphael Dammann von der Deutsche Automobil Treuhand GmbH, wie die automatisierte Schadenkalkulation über Bilderkennung ablaufen kann.
Gerald Beese, Geschäftsführer der Schadenschutzverband GmbH (SSV), und Klaus Lindner, Geschäftsführender Gesellschafter bei der carSN Schadenmanagement GmbH, haben im Forum Mobilität das erste bundesweite Partnernetz für Wohnmobile und Camper vorgestellt. Lindner betonte: „Die Welt der Camper ist ein weißer Fleck in der Schadenregulierung. Dabei entwickeln sich Caravan und Camping zu einem Lifestile“. Immer mehr Menschen entdecken den Urlaub in der freien Natur für sich. Der Caravan- und Campingmarkt boomen. Die Schäden bei entsprechenden Fahrzeugen werden zunehmen und darauf müssen Versicherer gefasst sein. Der Umgang mit Camperschäden ist neu und auch der Kunde ist deutlich involvierter im Schadenfall, als man es vom Pkw-Kunden gewohnt ist. Eines wird bereits jetzt deutlich: Die Schäden sind teurer und es bedarf eines guten Netzwerkes an spezialisierten Werkstätten. Lindner beschreibt die Situation wie folgt: „Im Gegensatz zur durchstrukturierten, verankerten Pkw-Welt befinden wir uns hier im Wilden Westen“. Besse führte an, dass der HDI zehn Prozent Marktanteil am Campermarkt hat. Volldigitalisiert werden die Schäden über den SSV, End-to-End, in die Partnerwerkstätten gelenkt.
Als Keynotes durften wir Klaus-Jürgen „Knacki" Deuser und Rechtsanwalt Prof. Dr. Volker Römermann begrüßen. „Knacki“ Deuser ist heute ein Moderator und vielleicht besser noch bekannt als Comedian, der mit der Sendung NightWash bekannt wurde. In seinem Vortrag widmete er sich dem Mut zu Veränderungen; Ideen gibt es ja schließlich genug. Ein unterhaltsamer Vortrag, bei dem es am Ende sogar eine beeindruckende Jongliereinlage gab.
Im Vortrag von Prof. Römermann ging es um die Automatisierung des Rechts („Alexa! Habe ich Recht?“) und was das für das Schadenmanagement der Versicherer bedeutet. LegalTechs und Rechtsdienstleister verfügen über einen großen Datenschatz, der es ihnen ermöglicht, schnell und transparent die Rechtsanliegen der Kunden zu befriedigen. Sie sind schneller, transparenter und teilweise auch empathischer als der Rechtsanwalt um die Ecke. In Zukunft kann es also auch Alexa sein, die mir ein Angebot für meinen Rechtsstreit macht und mir innerhalb von wenigen Stunden eine Summe „x“ auf mein Konto überweist. Wir gut das funktioniert, zeigen Beispiele wie myright oder Flightright.
Erstmalig haben wir auch einen Podcast auf der großen Bühne aufgezeichnet: Im Gespräch mit Jens Ringel von der Versicherungsforen Leipzig und Björn Koch von msg wurde die Studie „Claims Management 2025“ vorgestellt. Die Studie können Sie unter https://www.msg.group/studie-claims-management-2025 kostenlos abrufen.
Claims Rockstar 2021
Es kann nur einen geben und in diesem Jahr war es das Schweizer Start-up legal-i, dass erfolgreich um die goldene Felge gepitcht hat. legal-i ist ein LegalTech, das die Fallregulierung bei Personenschäden durch den Einsatz von KI verkürzt, indem es alle relevante Fakten auf einen Blick von einem Fall aufzeigt und vergleichbare Fälle mittels künstlicher Intelligenz identifiziert.
Nachdem die Jury aus der ersten Pitch-Runde Bdeo, claimflow und legal-i als Top-3 gekürt hatte, entschied sich das Publikum per Online-Abstimmung in der finalen Runde für legal-i als Gewinner des Claims Rockstar Award 2021. Zu den weiteren Nominierten gehörten RepairFix, carValoo, Fixico, EasySend und VINQO (die leider kurzfristig ihre Teilnahme absagen mussten).
Björn Hinrichs (Geschäftsführer, 3C Deutschland GmbH part of Experian Ltd.), Sascha Herwig (Bereichsleiter Privatschutz ALH Gruppe, ALTE LEIPZIGER) und Tamara Ries (Head of Operations Projects, wefox) bildeten in diesem Jahr die Jury.
Unser Fazit
Nicht nur wir, auch die Aussteller und Teilnehmenden sind glücklich aus der Veranstaltung gegangen. Die innere Unsicherheit in den Tagen zuvor war schnell verflogen. Trotz strengen Hygienekonzepts hat es sich angefühlt wie früher. Im nächsten Jahr geht es am 29./30. März 2022 weiter. Wir freuen uns schon jetzt auf den Austausch.