Second Hand mal anders – Allianz erlaubt Kfz-Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen

Von Kleidung über Möbel bis hin zu Geschirr – nahezu alles findet im Second-Hand-Markt seinen Platz. Doch wie sieht es mit Autoteilen aus? Im Beitrag beleuchten wir den neuen Trend der Second-Hand-Ersatzteile.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Schaden & Leistung
Themen:
Kfz-Versicherung Schaden-/Leistungsmanagement
Second Hand mal anders – Allianz erlaubt Kfz-Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen

Second Hand – wer kennt es nicht? Für die einen Lifestyle, für die andere wertloser Ramsch. Alles ist dabei. Egal, ob Kleidung, Möbel, Geschirr oder Autoteile – Moment, Autoteile? Ja genau, richtig gelesen, die Allianz erlaubt Kfz-Werkstätten nun auch Reparaturen mit gebrauchten Ersatzteilen vorzunehmen.  
 
Hauptgrund für den neuen Autoteile-Second-Hand-Trend sind die steigenden Werkstattkosten, aufgrund der hohen Preise für neuwertige Ersatzteile. Laut Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft lag die Schaden-Kosten-Quote 2023 bei 111 Prozent. Das heißt, für jeden eingenommenen Euro Prämie, mussten 1,11 Euro aufgewendet werden. Auch Umweltgründe werden aufgeführt: So müssen gebrauchte Ersatzteile nicht extra produziert werden - das spart Treibhausgase ein.  
 
Dem Deutschen sein Liebstes ist sein Auto und der mag es gern sicher. Aus diesem Grund sind von der Reparatur ausgeschlossen sicherheitsrelevante Gebrauchtteile wie Lenkung und Achsenteile. Türen, Front- und Heckklappen sowie Scheinwerfer können ohne Probleme genutzt werden.  

Defizite im Gebrauchtteilemarkt: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

CARTV, WinValue, Net.casion – Restwertbörsen für Unfallfahrzeuge gibt es viele. Das Problem ist, die Fahrzeuge werden dort im Ganzen angeboten und verkauft, ausgeschlachtet wird dann in den Werkstätten. Das Angebot an geprüften und nutzbaren Gebrauchtteilen ist aktuell überall verteilt und nicht über die Restwertbörsen zentral abrufbar. Von einem zentralen Markt für Gebrauchtteile kann hier also nicht die Rede sein. Aktuell ist es daher gar nicht so leicht, an gebrauchte Autoteile ranzukommen. Das hat zur Folge, dass die benötigten Gebrauchtteile zum Zeitpunkt der Reparatur nicht verfügbar sind. Um das zu verhindern, gilt es, ein Netzwerk zentraler Lagerstätten aufzubauen, dass die Überprüfung, Verteilung und Verfügbarkeit von Gebrauchtteilen gewährleistet. Dazu kann unter anderem auch die Optimierung der Lieferkettenprozesse, der Aufbau eines Netzwerkes zu Teilelieferanten und die Zusammenarbeit mit Autoverwertungsbetrieben gehören.  
Die Allianz ist da auf einem guten Weg. In Kooperation mit der neuen Plattform ClaimParts soll ein zentraler Ersatzteilmarkt geschaffen werden. 

Kunde im Fokus – Potenzial gebrauchter Ersatzteile  

Wer heute mit seinem Auto in die Werkstatt fährt, muss viel Geduld mitbringen. Oft sind die benötigten neuwertigen Ersatzteile aufgrund von Lieferengpässen nicht gleich verfügbar. Unter der Voraussetzung eines funktionierenden zentralen Gebrauchtteilemarktes können Wartezeiten erheblich verkürzt werden.

Es stellt sich die Frage: Ist der Kunde aber überhaupt bereit, sich gebrauchte Ersatzteile in sein liebstes Spielzeug einbauen zu lassen? Diese Frage stellt sich, wenn man bedenkt, dass die Allianz bei ihrem Werkstattbindungstarif lange die Reparatur mit neuwertigen Ersatzteilen beworben hat. Die Antwort darauf erscheint überraschend: Laut der Verbraucher-Umfrage der Allianz liegt die Akzeptanz nachhaltiger Ersatzteile unter den Befragten bei 90 Prozent.  Damit es hier nicht nur bei einem Lippenbekenntnis bleibt, können Anreize für die Nutzung von Gebrauchtteilen geschaffen werden. Ein möglicher Ansatz könnte die Etablierung einer „Green Car Insurance“ sein, die durch Prämienrabatte und Boni die umweltfreundliche Entscheidung für Gebrauchtteile belohnt. 

Second-Hand-Autoteile : Das gibt es für Schadenregulierer nun zu tun 

Um dem Modell der Second-Hand-Autoteile zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es vor allem eine transparente Kommunikation von Seiten der Versicherer über die Vorteile und potenziellen Risiken. Dabei gilt es, insbesondere die Sicherheitsbedenken bei den Kundinnen und Kunden abzubauen.  
Auf der anderen Seite muss ein Prozess eingeführt werden, um die Qualität und die Eignung der Ersatzteile zu überprüfen. Hier sind Technologien wie KI und Machine Learning denkbare Lösungen, um den Zustand gebrauchter Teile zu bewerten und deren Lebensdauer vorherzusagen.  

Fazit 

Senkung der Reparaturkosten, Einsparung von Treibhausgasen, Verkürzung der Wartezeiten auf Ersatzteile - die Nutzung von gebrauchten Ersatzteilen hat viele Vorteile. Damit diese aber voll und ganz ausgeschöpft werden können, müssen noch ein paar Voraussetzungen geschaffen werden. Darunter fallen der Aufbau eines zentralen Gebrauchtteilemarkts, die Implementierung neuer Qualitätsstandards und Anpassungen in der Schadenregulierung. Gelingt dies, steht Second-Hand im Kfz-Bereich nichts mehr im Wege.