Fachkräfte mit Erfahrung: Warum Praxis oft wichtiger ist als Perfektes Deutsch

Die Euro-Schulen Leipzig zählen neben Privatpersonen auch öffentliche Auftraggebende und Firmen zu ihrem Kundenkreis. Teilnehmende erhalten neben der Vermittlung von Sprachkenntnissen auch Unterstützung, um den Übergang in die Ausbildung und Arbeit in Deutschland erfolgreich zu meistern.

Typ:
Artikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Internationalisierung Diversity
Fachkräfte mit Erfahrung: Warum Praxis oft wichtiger ist als Perfektes Deutsch

Euro-Schulen Leipzig: Die richtigen Sprachkurse als Schlüssel 

Hier gibt es laut Gabriele Littau insbesondere Handlungsbedarf. Viele lernen in den Sprachkursen zwar, wie man einen Lebenslauf erstellt, aber fertigen selbst keinen individuellen an. Das passende Fachvokabular dazu fehlt in den meisten Fällen. 

Wir haben mit Gabriele Littau, der stellvertretenden Leitung der Euro-Schulen-Leipzig und Leitung der dortigen Fort- und Weiterbildung und Kateryna Lohvynenko, Mitarbeiterin der Euro-Schulen Leipzig gesprochen. 

Berufserfahrung als Grundstein anerkennen 

Im letzten Jahr galt es in der ESO Education Group am Standort Leipzig eine Stelle in der Buchhaltung zu besetzen. In den Deutschkursen an den Euro-Schulen Leipzig fiel Frau Littau, Lehrerin für Russisch, Englisch und Deutsch als Fremdsprache, die Ukrainerin Kateryna Lohvynenko auf, in der sie eine geeignete Kandidatin sah. Kateryna hat in der Ukraine ein Bachelor- und Magisterstudium im Bereich Finanzen absolviert. Zudem konnte sie sieben Jahre Berufserfahrung als Buchhalterin in großen Unternehmen vorweisen.  

Berufspraxis: Der Booster für das Sprachniveau 

Gabriele Littau sieht eine riesige Chance darin für Unternehmen, die oft unterschätzt wird. Viele würden das Sprachniveau B2 erwarten, was in meisten Fällen überbewertet wird und für den Zugang zum Arbeitsmarkt oft nicht erforderlich ist. Sie beobachtet, dass viele Abgänger und Abgängerinnen der Euro-Schulen auch mit einem niedrigeren Niveau ihre Sprachkenntnisse schnell verbessern, sobald sie anfangen zu arbeiten.

„Ihr müsst die Leute korrigieren! Nicht akzeptieren, dass da der Artikel falsch ist oder die Endung. So ist die Lernkurve am steilsten“, meint Gabriele Littau.  

Kateryna sagt, dass die Sprache für sie die größte Herausforderung in ihrem neuen Job ist. Daher versucht sie, so viele Vokabeln wie möglich zu wiederholen und holt sich immer wieder Unterstützung bei ihren Kolleginnen und Kollegen. Obwohl es viele Unterschiede zu ihrem Aufgabengebiet in der Ukraine gibt, konnte sie sich in ihren neuen Job schnell einarbeiten.  

„Über den Tellerrand geblickt - eine Bereicherung für alle“ 

Zwar sei es anfangs oft notwendig, ausländischen Angestellten, die teilweise auch Traumata mitbringen, eine besondere Unterstützung entgegenzubringen, aber es lohnt sich! Wenn schließlich ein ausländischer Schweißer herkommt, dann „hat [er] doch eine Kennung vom Schweißen […] Da werden wir ihm doch wohl was beibringen können“, sagt Gabriele Littau. Besonders bei dem derzeitigen Fachkräftemangel sind ausländische Arbeitnehmende eine sehr wertvolle Quelle, die wir nutzen sollten. Internationale Beziehungen und Interkulturalität sind nur zwei der positiven Nebeneffekte. 

Mit Blick auf den Erfolg von Kateryna kann Gabriele Littau nur eins empfehlen: „Es einfach mal zu probieren, aber eben nicht zu erwarten, dass alles wie ein Puzzleteil reinpasst. Das tut es bei Muttersprachlern meistens auch nicht.“