Integration by Doing: Wie die Metzgerei Richter Sprachbarrieren überwindet

Die Metzgerei Richter liegt in der Nähe der Eisenbahnstraße im Osten von Leipzig. Bei der Handwerkskammer ist sie dafür bekannt, mit ausländischen Fachkräften zusammenzuarbeiten. Der Betrieb zeichnet sich durch grundlegende Offenheit aus. Durch die Möglichkeit, sich im Beruf vorerst auch „mit Händen und Füßen“ verständigen zu können, bietet der Betrieb die Chance, ohne Sprachkenntnisse einzusteigen. Unter dem Motto „Integration by Doing“ wird Geflüchteten die Gelegenheit geboten, sowohl die Sprache als auch Deutschland durch die Tätigkeit kennenzulernen.

Typ:
Artikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork Innovation Internationalisierung
Integration by Doing: Wie die Metzgerei Richter Sprachbarrieren überwindet

Metzgerei Richter im Leipziger Osten – (Sprach-)Barrieren überwinden   

Wir haben mit der dort beschäftigten Ukrainerin Olena Dohadaieva gesprochen und wollen ihre Geschichte erzählen. 

Herausforderungen, die über bloße Sprachbarrieren hinausreichen 

Als Olena Dohadaieva im Mai 2022 nach Deutschland kam, hatte sie mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Die Erfahrungen, die sie aufgrund des Krieges in ihrem Heimatort Mariupol gemacht hat, wo die Auswirkungen des Kriegs besonders schwer zu spüren waren, haben sie geprägt. Nachdem sie hier ankam, musste sie zuerst ein Jahr lang zu sich finden und das Erlebte und einhergehende psychische Belastungen verarbeiten. Eher war es ihr nicht möglich, sich auf das Lernen zu konzentrieren. 

Vorhandene Ressourcen nutzen – Integration durch Teamwork und Übersetzungs-Apps 
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde Olena auf einer Jobmesse angesprochen und von dort aus, aufgrund von ihrer Berufserfahrung, an die Metzgerei weitervermittelt. Olena hat in der Ukraine eine Ausbildung zur Köchin abgeschlossen und als Postbotin sowie zuletzt als Verkäuferin gearbeitet. Sie erzählt, dass ihr die ersten 8 Monate im Job aufgrund von der Sprachbarriere sehr schwergefallen sind und sie dadurch vorerst nicht so produktiv sein konnte, wie sie wollte.  

Bei der Metzgerei hat sie vorerst einen Minijob als Köchin. Seit November arbeitet sie dort in Vollzeit. Ihre Fähigkeiten, die sie sich in der Ukraine bereits angeeignet hatte, kann sie auch in ihrem neuen Job gut nutzen. 

Die ersten zwei Monate hat sie zwei Stunden pro Tag gearbeitet und ihre Aufgaben wurden ihr auf Deutsch gestellt. Übersetzungs-Apps mussten anfangs herhalten, damit sie das Gesagte verstehen konnte. Ihre Berufserfahrung war ihr dabei eine große Hilfe. Mittlerweile kann sie sich über ihre Arbeit und ihre Familie äußern, ist sich aber bei Themen darüber hinaus noch etwas unsicher. In ihrem Team bei der Metzgerei fühlt sie sich heute als Teil der Gemeinschaft. Auch, wenn sie nicht so viel auf deutsch reden kann, wird immer versucht, sie zu verstehen. Olena beschreibt sogar, dass ihr das Team hier besser gefällt als in der Ukraine. Sie ist superglücklich und dankbar in einem Beruf arbeiten zu können, in dem sie ausgebildet wurde und sie sich auskennt. 

Hürden abschaffen und Können als Chance nutzen – So geht’s  

Bei einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt handelt es sich nicht bloß um das formelle Einstellen einer Person. Bereits im Bewerbungsprozess oder während der Suche nach geeigneten Stellen scheitern viele aufgrund fehlender Deutschkenntnisse oder nicht anerkannter Qualifikationen.  

Olena Dohadaieva hatte Glück und die Metzgerei Richter hat eine Chance gesehen: „Integration by Doing!“ Da zur Kommunikation und zum Handwerk mehr gehört als nur die Verständigung über Worte, können Chancen für Personen geschaffen werden, die andernfalls vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden. Olena wünscht sich, dass es mehr Arbeitgeber:innen gibt, die auf ausgeprägte Deutschkenntnisse zur Zeit der Einstellung verzichten können. Erst durch die Integration in den Job und die gemeinsame Arbeit im Team können wirklich Fortschritte gemacht werden. Davon profitiert insbesondere die benötigte Fachsprache. 
Die Offenheit der Metzgerei Richter ist ein Positivbeispiel dafür, dass Integration auch ohne umfassende Sprachkenntnisse funktionieren kann. Da Olena durch die Zerstörung nicht in ihre Heimatstadt zurückkann, möchte sie vorerst langfristig in Deutschland bleiben.  

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Richter butcher's shop in the east of Leipzig - overcoming (language) barriers  

The Richter butcher's shop is located near Eisenbahnstraße in the east of Leipzig. It is known at the Chamber of Crafts for working with foreign skilled workers. The company is characterized by a fundamental openness. The company offers the opportunity to join the company without language skills thanks to the possibility of being able to communicate “with hands and feet” for the time being. Under the motto “Integration by Doing”, refugees are given the opportunity to get to know both the language and Germany through work.   

We spoke to Olena Dohadaieva, a Ukrainian who works there, and want to tell her story.  

Challenges that go beyond mere language barriers  

When Olena Dohadaieva came to Germany in May 2022, she faced many challenges. The experiences she had in her home town of Mariupol, where the effects of the war were particularly hard to feel, left their mark on her. After arriving here, she first had to spend a year finding herself and coming to terms with what she had experienced and the associated psychological stress. It was more difficult for her to concentrate on learning. 

Using existing resources - integration through teamwork and translation apps  

Olena was later approached at a job fair and was referred to the butcher's shop on the basis of her professional experience. Olena trained as a chef in Ukraine and worked as a postwoman and most recently as a sales clerk. She says that she found the first 8 months on the job very difficult due to the language barrier and was therefore initially unable to be as productive as she wanted to be.   

For the time being, she has a mini-job as a cook at the butcher's shop. She has been working there full-time since November. The skills she had already acquired in Ukraine can also be put to good use in her new job.

For the first two months, she worked two hours a day and her tasks were given to her in German. In the beginning, she had to use translation apps so that she could understand what was being said. Her professional experience was a great help. She can now talk about her work and her family, but is still a little unsure about other topics. She now feels part of the community in her team at the butcher's shop. Even if she can't speak much in German, they always try to understand her. Olena even says that she likes the team here better than in Ukraine. She is super happy and grateful to be able to work in a profession in which she has been trained and knows her way around.  

Removing barriers and using skills as an opportunity - here's how it works   

Successful integration into the job market is not just about formally hiring a person. Many people fail as early as the application process or during the search for suitable jobs due to a lack of German language skills or unrecognized qualifications.   

Olena Dohadaieva was lucky and Metzgerei Richter saw an opportunity: “Integration by doing!” As there is more to communication and craftsmanship than just understanding through words, opportunities can be created for people who would otherwise be excluded from the job market. Olena hopes that there will be more employers who can do without a good command of German at the time of recruitment. It is only through integration into the job and working together as a team that real progress can be made. This benefits the required technical language in particular.  

The openness of Metzgerei Richter is a positive example of how integration can work even without extensive language skills. As Olena is unable to return to her home town due to the destruction, she would like to stay in Germany for the time being.