Green IT in Versicherungen: Unverzichtbar für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele
Im Beitrag geht es um Green IT im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie von Versicherern.
Die Versicherungsbranche steht vor einer doppelten Transformation: Zum einen erfordert die Digitalisierung eine Modernisierung der bestehenden IT-Infrastruktur, zum anderen steigen die Erwartungen an die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten. Green IT bietet Versicherern die Möglichkeit, den Anforderungen beider Bereiche gerecht zu werden, ökologische Verantwortung zu übernehmen und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Im Beitrag erfahren Sie, was Green IT ist und wie es bereits in der Versicherungsbranche Verankerung erfährt.
Was ist Green IT?
Green IT bezieht sich in erster Linie auf Umweltbewusstsein bei der Planung, Entwicklung, Nutzung und Entsorgung von Informationstechnologie. Ziel ist, Ressourcen effizienter zu nutzen und die negativen Umweltauswirkungen von IT-Systemen zu minimieren. Dabei steht jedoch nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit im Fokus, sondern auch soziale und ethische Aspekte, zum Beispiel wenn es um die Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette geht.
Davon abzugrenzen ist der Begriff „IT for Green“, der die Anwendung von IT zur Förderung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschreibt. Hierbei dient die IT sozusagen als Werkzeug zur Erreichung von mehr Nachhaltigkeit, beispielsweise bei der Umweltdatenanalyse oder beim Einsatz von Telematik zur Analyse des Fahrverhaltens. Die Analyse von ESG-Daten, um zum Beispiel nachhaltigere Policen zu entwickeln oder Investitionsentscheidungen auf der Grundlage von ESG-Kriterien zu treffen, fällt ebenfalls in diesen Bereich.
Green IT umfasst verschiedene Bereiche, wie Hardware Lifecycle Management, Sustainable Software Engineering, nachhaltige Rechenzentren und Cloud Services oder auch Nachhaltigkeitsaspekte beim Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Green IT in der Versicherungsbranche
Green IT ist für Versicherungsunternehmen aus mehreren Gründen relevant. Zum einen werden etwa 25 bis 35 Prozent der betriebsbedingten Emissionen bei Versicherern von der IT verursacht. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung wird dieser Anteil in Zukunft voraussichtlich weiter zunehmen. Eine Reduzierung des Energieverbrauchs ist daher – vor allem in Zeiten steigender Energiepreise – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht attraktiv. Das im November 2023 in Kraft getretene Energieeffizienzgesetz, welches auch für Versicherer gilt, verpflichtet Unternehmen mit einem Jahresenergieverbrauch von über 7,5 Gigawattstunden zur Einführung von Energie- oder Umweltmanagementsystemen, während Unternehmen mit einem Verbrauch von über 2,5 Gigawattstunden konkrete Energieeffizienzpläne veröffentlichen müssen. Rechenzentren müssen Energieeffizienzstandards einhalten, Abwärme nutzen und auf erneuerbare Energien umsteigen, sowie Informationen zum Energieverbrauch öffentlich verfügbar machen.
Ein weiteres Argument für Green IT ist das gestiegene Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Bevölkerung, insbesondere unter jungen Menschen. Viele von ihnen erwarten, dass potenzielle Arbeitgeber sich für Nachhaltigkeit einsetzen, sodass das Engagement für eine nachhaltige IT die Attraktivität des Unternehmens für Fachkräfte steigern kann.
Darüber hinaus durchlaufen viele Versicherungsunternehmen eine digitale Transformation und modernisieren ihre teils über Jahrzehnte gewachsene IT-Infrastruktur. Hier bietet es sich an, Green IT in diese Transformationsbemühungen zu integrieren und Prozesse von Anfang an nachhaltiger zu gestalten. Die Einführung umweltfreundlicher IT-Praktiken kann so dazu beitragen, eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft für Versicherungsunternehmen zu schaffen.
Green IT wird zu Sustainable IT
Rainer Karcher, Chief Sustainability & Human Rights Officer bei Allianz Technology erläuterte im Lunchtalk des Centers for Sustainable Insurance im Januar 2024 die Rolle von Sustainable IT bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. Er diskutiert, wie die digitale Transformation ressourcensparend erfolgen und Nachhaltigkeitsziele unterstützen kann. Green IT umfasst seiner Meinung nach eine ressourcenschonende Entwicklung, einen effizienten IT-Betrieb und eine umweltfreundliche Entsorgung. Karcher bevorzugt jedoch den Begriff "Sustainable IT", der über Energieeffizienz und CO2-Reduktion hinausgeht, und betont die Bedeutung von sozialen Aspekten, digitaler Inklusion wie digitale Barrierefreiheit, Bildung und Corporate Citizenship.
Die IT spielt eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele eines Versicherungsunternehmens. Zudem ist sie entscheidend für die Resilienz und die Vorhersage der Auswirkungen der Klimakrise. Daten sind dabei die Grundlage für Transparenz. Karcher betont auch die Bedeutung von IT in Bezug auf den Papierverbrauch in Druckzentren und den Stromverbrauch in Rechenzentren.
Sie haben den Lunchtalk verpasst? Kein Problem! Auf dem LinkedIn-Kanal des Center for Sustainable Insurance können Sie sich den halbstündigen Expertentalk auch im Nachgang ansehen. Außerdem treffen sich auf unserem Fokustag „Green IT - Nachhaltige Lösungen für die digitale Transformation“ am 27./28. Februar 2024 in Leipzig die Green-IT-Experten aus der Versicherungsbranche. Schauen Sie gern vorbei!