Legacy-Systeme – Modernisierungsstrategien und Erfahrungen der Versicherungs-IT
Im Beitrag geben wir einen Einblick in aktuelle Legacy-Modernisierungsprojekte von Versicherern.
Die Versicherungsbranche steht vor der Herausforderung, ihre Legacy-Systeme zu modernisieren, um den heutigen Anforderungen an Schnelligkeit, Effizienz und Kundenservice gerecht zu werden. Auf dem Messekongresses IT für Versicherungen bot das Fachforum „Modernisierung von Legacy-Systemen“ tiefe Einblicke in die Projekte führender Versicherungsunternehmen und IT-Dienstleister. Im Beitrag fassen wir einige diese Praxis-Insights zusammen.
Kooperation und interner Rückhalt als Erfolgsfaktor
Olaf Schwickert von der Debeka Allgemeine Versicherung AG und Julia Raguse von Keylane Axon GmbH präsentierten die positiven Auswirkungen der Einführung eines neuen Kernsystems auf das Geschäft. Ein entscheidender Erfolgsfaktor war der Rückhalt aus der Unternehmensführung, die Zusammenarbeit mit starken Partnern und ein klares Ziel. Durch ein parallel laufendes ‚Change & Guidance‘ Projekt wurde nicht nur der operative Bereich, sondern auch die Mitarbeitenden in den Geschäftsstellen effektiv eingebunden.
„Man ist im Zeitalter der Digitalisierung durch die Kunden dazu aufgefordert, moderne Zugänge zu seinen Produkten zu schaffen und das gilt auch für IT-Systeme bei Versicherungen." - Olaf Schwickert, Abteilungsdirektor Schaden- und Unfallversicherung, Debeka Allgemeine Versicherung AG
„Wir leben von schnellen und guten Produkten im Leben- und Sachbereich, weshalb wir IT-Systeme gern selbst in der Hand haben.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Jan-André Pramann von den Volkswohl Bund Versicherungen den Vortrag zur Erneuerung des Komposit-Kernsystems als Teil der Modernisierungsstrategie des Volkswohl Bunds. Gemeinsam mit Stephan Tocholski, ebenfalls von den Volkswohl Bund Versicherungen, und Dennis Eisert von der Novum-RGI Germany GmbH ging es um die Implementierung der V’GER Suite, dessen Name, abgeleitet von den Raumsonden Voyager I und II, auf die angestrebte lange Nutzbarkeit des Systems anspielt. Denn so wie die beiden Sonden seit Jahrzehnten Daten aus dem Weltraum an die Erde liefern, soll das neue System auf lange Sicht unter anderem für effizientere Prozesse und geringere Kosten sorgen.
Marcel Neumann von der OCC Assekuradeur GmbH und Bastian Knutzen von der Emil Group GmbH stellten den neuen Geschäftsbereich Campingfreunde vor, der durch eine moderne SaaS-Technologie und vollständige Automatisierung charakterisiert ist. Diese Zusammenarbeit zeigt, wie durch technologische Innovationen in kurzer Projektzeit neue Marktsegmente erschlossen und bedient werden können. Als neues Produkt der OCC wurde im Oktober 2023 der neue Geschäftsbereich Campingfreunde eingeführt. Mit diesem wird die Camping-Community mit individuellen Versicherungsprodukten angesprochen.
Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Modernisierung bot die Debeka mit der Unterstützung durch die EasiRun Europa GmbH. Johannes Bach und Udo Thiele erläuterten, wie die Debeka ihre Alt-Bestände umwandelt und sich dabei auf die Wartbarkeit der Systeme, einen hohen Automatisierungsgrad und eine moderne Entwicklungsumgebung fokussiert. Diese Schritte sind entscheidend, um technologische Rückstände aufzuholen und die Effizienz zu steigern. Die beiden Experten wiesen darauf hin, dass eine späte Erkenntnis für Erneuerungsbedarf und die fehlende Standardisierung in der Versicherungsbranche Gründe dafür seien, dass es zu längst überfälligen Erneuerungen der Systeme kommt.
Gemeinsame Erfahrungen und Synergien
Die gemeinsame Präsentation von Lars Schenk und Andreas Wolff von der DEVK sowie Dr. Sebastian Madeja von der NÜRNBERGER Versicherung zeigte auf, wie durch die IT-Transformation gesteigerte Produktivität und Effizienz in allen Bereichen der Wertschöpfungskette erzielt werden konnte. Interessant ist hierbei, dass beide Unternehmen sich in ähnlichen Projekten mit dem gleichen Anbieter befinden, was die Bedeutung von Synergien und gemeinsamen Lernerfahrungen in solchen Transformationsprozessen hervorhebt.
„Es lohnt sich, die Stellschrauben bei der Migration ganz genau anzuschauen, um möglichen zukünftigen Problemen frühzeitig vorbeugen zu können.“ Andreas Wolff, Leiter IT-Gruppe Komposit, DEVK
Fazit
Die Modernisierung von Legacy-Systemen ist ein komplexes Unterfangen, das weit über die technische Umsetzung hinausgeht. Es erfordert eine klare Vision, starke Partnerschaften und den Rückhalt der Unternehmensführung. Die vorgestellten Projekte und Erfahrungsberichte zeigen, dass mit dem richtigen Ansatz signifikante Verbesserungen in Effizienz, Produktivität und Innovationsfähigkeit erzielt werden können.