Ist die Grundfähigkeitsversicherung die Arbeitskraftabsicherung 2.0?

Da die Berufsunfähigkeitsversicherung für viele Menschen aufgrund zu hoher Prämien oder entscheidenden Ausschlüssen im Leistungsfall nicht geeignet ist, kann sich der Versicherungsnehmer zur Absicherung vor beruflichen Ausfällen unter anderem seit dem Jahr 2000 auch für eine Grundfähigkeitsversicherung entscheiden, welche oft als günstige Alternative zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) bezeichnet wird.

Typ:
Artikel
Rubrik:
Produktmanagement
Themen:
Arbeitskraftabsicherung Berufsunfähigkeitsversicherung Produktmanagement
Ist die Grundfähigkeitsversicherung die Arbeitskraftabsicherung 2.0?

Aktivitäten wie Gehen, Sprechen oder auch das Autofahren stellen für den Menschen grundlegende Fähigkeiten dar, welche er nicht nur im Alltag ständig benötigt; im Beruf machen Einschränkungen bis hin zu Ausfällen einer oder mehrerer dieser Fähigkeiten eine Ausübung des Jobs oft unmöglich. Da die Berufsunfähigkeitsversicherung für viele Menschen aufgrund zu hoher Prämien oder entscheidenden Ausschlüssen im Leistungsfall nicht geeignet ist, kann sich der Versicherungsnehmer zur Absicherung vor beruflichen Ausfällen unter anderem seit dem Jahr 2000 auch für eine Grundfähigkeitsversicherung entscheiden, welche oft als günstige Alternative zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) bezeichnet wird.

Die Grundfähigkeitsversicherung sichert die vom jeweiligen Versicherungsunternehmen individuell definierten elementaren Fähigkeiten eines Menschen ab. Im Leistungsfall erhält der Endkunde eine monatliche Rente. Ebenso wie die Berufsunfähigkeitsversicherung kann die Grundfähigkeitsversicherung als eigenständige oder Zusatzversicherung abgeschlossen werden.

Während bei der Berufsunfähigkeitsversicherung die Möglichkeit der weiteren Berufsausübung des Versicherungsnehmers entscheidend für den Eintritt eines Leistungsfalles ist, entscheidet bei der Grundfähigkeitsversicherung über die Auszahlung der monatlichen Rente nur, ob die für einen Leistungsfall definierten Fertigkeiten ausreichend betroffen sind – selbst wenn der Versicherungsnehmer trotz der Beeinträchtigung in seinem Beruf weiterhin arbeiten könnte.

Einhergehend mit einem kostengünstigeren Versicherungsschutz im Vergleich zur BU erhält der Endkunde mit der Grundfähigkeitsversicherung allerdings ein reduziertes Angebot. Die Grundfähigkeitsversicherung spricht daher insbesondere Versicherungsnehmer an, die sich keine vollständige Berufsunfähigkeitsversicherung leisten können oder möchten und in Berufen tätig sind, die eine hohe körperliche Belastung erfordern, wie in Handwerks- oder Pflegeberufen. Denn gerade hier ist nicht nur das Risiko für den Verlust einer Grundfähigkeit hoch, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass der jeweilige Beruf aufgrund dieses Verlustes anschließend nicht mehr ausgeübt werden kann.

Was sagen die Vermittler?

Dass es jedoch Alternativen zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung geben muss, zeigt auch die „Umfrage zur Zukunft der Arbeitskraftabsicherung“ von Franke & Bornberg aus dem Jahr 2018. 92 Prozent der Teilnehmer halten eine alleinige BU-Lösung als Versicherungsschutz in Zukunft für unmöglich, ebenso viel Prozent der befragten Vermittler haben bereits alternative Lösungen zur Berufsunfähigkeitsversicherung angeboten. Unter diesen Angeboten favorisieren 68 Prozent die Grundfähigkeitsversicherung als Alternativlösung, 76 Prozent haben diese aktiv angeboten.

Und die Versicherer?

Viele Versicherer setzen daher auf ein erweitertes Angebot ihrer Grundfähigkeitsversicherung. So inkludieren viele Versicherungsunternehmen in ihren Leistungen der Grundfähigkeitsversicherung mittels Zusatzbausteinen auch psychische Beeinträchtigungen oder die Pflegebedürftigkeit und gehen damit auf den Trend der häufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit ein, denn laut einer Umfrage von Swiss Life Deutschland stellen psychische Leiden mit 37,1 Prozent die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit dar (Stand 2018). Darüber hinaus ist in den vergangenen zehn Jahren die Ursache für eine Berufsunfähigkeit infolge einer psychischen Erkrankung um 40 Prozent gestiegen. Zu erwarten ist daher, dass dieser Trend auch in den kommenden Jahren anhält.

Besonders mit ihrem Grundfähigkeitsschutz hervorgetan haben sich laut der Studie „AssCompact AWARD – BU/Arbeitskraftabsicherung 2019“ die Canada Life, die Nürnberger sowie der Volkswohl Bund, welche die ersten drei Plätze des Rankings um die Häufigkeit der Berücksichtigung in der Produktempfehlung einnahmen (Ranking gemessen anhand des Share of Wallet).

Ausblick

Dass der Markt um die Grundfähigkeitsversicherung noch Potenzial bietet, zeigt eine Umfrage der Swiss Life Deutschland. So erwarten knapp 64 Prozent der befragten Teilnehmer im Jahr 2020 ein Wachstum in der Grundfähigkeitsversicherung, was einer Steigerung um 14 Prozentpunkte im Vorjahresvergleich entspricht. Auch die Politik versuchte in den vergangenen Jahren immer stärker, Alternativlösungen in der betrieblichen Altersvorsorge und somit auch in der Grundfähigkeitsversicherung voranzutreiben. So ist seit Februar 2019 die Grundfähigkeitsversicherung steuerlich als betriebliche Altersvorsorge anerkannt. Dennoch sehen laut Umfrage Vermittler in der Beratung alternativer Produktlösungen zur BU einen Ausbaubedarf, insbesondere in der Entwicklung dieser (70 Prozent).