Arbeitswelten 4.0: Diese Trends zeichnen sich bereits heute ab

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Arbeitswelten/NewWork Automatisierung Trends
Arbeitswelten 4.0: Diese Trends zeichnen sich bereits heute ab

43,7 Millionen Beschäftigte zählte das Statistische Bundesamt im vierten Quartal 2016 – so viele wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Der Arbeitsmarkt befindet sich damit im Aufschwung, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet zudem gerne, wenn man verschiedenen Untersuchungen Glauben schenken darf. Weder ein hohes Arbeitslosengeld noch ein Lottogewinn wäre für die Mehrheit der Bundesbürger ein Grund, das Arbeiten aufzugeben.

Doch wird das Arbeiten wie wir es heute kennen morgen noch genauso sein? Gesellschaftliche Trends wie der demografische Wandel, wechselnde Lebensentwürfe und – allen voran – die Digitalisierung verändern die Arbeitswelt nachhaltig. Während die Digitalisierung auf der einen Seite als Heilsbringer für Entlastung und steigende Freiheiten im Arbeitsleben gefeiert wird, wachsen auf der Gegenseite die Befürchtungen, dass die Technologie uns eines Tages überflügelt und Arbeitsplätze reihenweise zum Opfer fallen. Die Versicherungswirtschaft bildet dabei keine Ausnahme, wie das Beispiel der japanischen Versicherung Fukoku Mutual Life zeigt: Der Versicherer kündigte zu Jahresbeginn an, 30 Prozent der Mitarbeiter seiner Schadenabteilung durch den Supercomputer Watson ersetzen zu wollen.

In meinem Blogbeitrag möchte ich mich daher mit der Frage beschäftigen, durch welche Trends die Arbeitswelten von morgen beeinflusst werden.

Zum einen muss die demografische Entwicklung herangezogen werden, wenn man verstehen will, wie die Arbeitswelt von morgen aussehen wird. Es wird prognostiziert, dass der Anteil der über 50-Jährigen an der Bevölkerung im Zeitraum von 2010 bis 2020 um 25 Prozent steigt; gleichzeitig sinkt der Anteil der unter 50-Jährigen um 35 Prozent. In der Folge kommt es zur deutlichen Alterung der Erwerbsbevölkerung und zu einem deutlichen Rückgang der Zahl der Arbeitskräfte. Bis 2050 kann damit gerechnet werden, dass rund ein Drittel der Bevölkerung über 64 Jahre alt sein wird. Betrachtet man einen Zeitraum von 100 Jahren, wird sich zu diesem Zeitpunkt das Verhältnis zwischen der Altersgruppe der unter 20-Jährigen und der der über 64-Jährigen umgekehrt haben.

Zweitens ist eine sinkende Halbwertszeit des Wissens, also der Zeitspanne, in der formell oder informell erwor­benes Wissen zeitgemäß und in der Praxis anwendbar bleibt, zu berücksichtigen. Während allgemeines Schul­wissen, wie das über historische Abläufe oder die Funktion der Zelle länger gültig bleibt, verliert Spezial­wissen, insbesondere im technischen Bereich, immer schneller an Relevanz. Wie Velloparampil Rasheed Ferose, SAP-Manager in Indien,  der  Economic Times verriet, ist »die Haltbarkeitsdauer eines Software-Entwicklers […] nicht länger als die eines Kricketspielers – ungefähr 15 Jahre.« Hieran wird die wachsende Bedeutung von lebenslangem Lernen ersichtlich.

 

Die 4 Treiber, die zur Veränderung der Arbeitswelt führen

Als dritter Trend kann das Abwenden von der »Normalbiographie« betrachtet werden. Früher waren Lebenswege klar definiert: Auf die Ausbildung folgte der Berufseinstieg, anschließend stand die Familiengründung an, bevor eine horizontale Karriere verfolgt wurde, die schließlich in den Ruhestand mündete. Heute ist hingegen die individuelle Lebens­weggestaltung zur Selbstverständlichkeit geworden. Der traditionelle Lebensabschnitt der Familiengründung verlagert sich nach hinten. Wo einerseits Selbstent­faltung Freiheit verheißt, führt die zeitliche Verlagerung auch zu Druck: Zwischen 30 und 40 muss heutzutage alles passieren – vom Kind über die Karriere bis hin zu ‚Happiness‘. Für die Arbeitswelt bedeutet dies, dass die Vielfalt an Lebenswegen auch zu neuen Anforderungen der Arbeitnehmer führt, um den eingeschlagenen Weg verwirklichen zu können.

Schließlich ist der Trend hin zu Digitalisierung und Industrie 4.0 zu benennen. Die Digitalisierung ist DER Megatrend unserer heutigen Zeit und hat eine hohe Relevanz in nahezu allen Branchen. Teilweise geht von ihm sogar das Potential aus, ganze Branchen nachhaltig zu verändern (wie beispielsweise die Musikindustrie und den Einzelhandel). Steigende Daten und Informations­mengen, die im Zuge der Digitalisierung entstehen, führen zur »Informatisierung« von Arbeit. Dies erfor­dert auch neue Arbeits- und Lernmodelle.

Anhand der neueren Entwicklungen wird für die Ver­siche­rungsbranche ein besonders düsteres Bild ge­zeichnet. Großes Aufsehen erregte eine Untersuchung von McKinsey im Jahr 2015. Diese prognostizierte in der Versicherungswirtschaft einen Rückgang von 25 Prozent der Arbeitsplätze, die entweder ersetzt oder zusammen­gelegt werden. Betroffen seien davon vor allem admi­nis­trative Tätigkeiten und das operative Geschäft wie das Schadenmanagement. Die jüngsten Ankündigungen des japanischen Versicherers Fukoku Mutual Life über 30 Prozent der Schadenabteilung zu entlassen und zukünftig verstärkt auf Watson-Technologie zu setzen, scheint die Brisanz und Aktualität der Untersuchung McKinseys zu unterstreichen.

 

Auf unserem Partnerkongress der Versicherungsforen Leipzig, dem »Innovationsmarktplatz für die Versicherungswirtschaft« am 14. September 2017, werden wir uns ebenfalls dem Thema „Arbeitswelten 4.0“ widmen. Im Rahmen der Podiumsdiskussion „Next Monday morning: die Arbeitswelt der Zukunft“ werden u.a. Dr. Errit Schlossberger, Gründer von Unternehmen mit Zukunft, sowie Bastian Unterberg, CEO & Co-Founder von jovoto, ihre Ansichten zu dem Thema mit uns teilen.