Digitales Schadenmanagement – Best Practices

Im Artikel stellen wir fünf Praxisbeispiele für die Digitalisierung des Schadenmanagements vor. Bei diesen kommt insbesondere neue Technologie wie KI zum Einsatz.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Schaden & Leistung
Themen:
Schaden-/Leistungsmanagement KI / AI / künstliche Intelligenz Kfz-Versicherung
Digitales Schadenmanagement – Best Practices

Geschätzte Lesezeit: 3-5 Minuten

Zentrale Quellen: Allianz, DEKRA, R+V Newsroom, expertenReport (experten.de), ERGO – //radar Magazin (ERGO Corporate Magazin)

Inhalte im Überblick:

  • Herausforderungen des Schadenmanagements
  • Fünf Praxisbeispiele von Allianz, DEKRA, R+V, HUK-COBURG und ERGO
  • Genutzte Technologien (generative KI, Big Data) und Anwendungen (Apps)
  • Beispiele aus Kfz, Sach- und Wohngebäudeversicherung


Der Schadenbereich steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen: demografisch bedingter Wegfall operativer Kapazität, steigende Kundenerwartungen sowie Schadeninflation durch stark zunehmende Preise und Kosten. Vor diesem Hintergrund ist es dringend erforderlich, Prozesse konsequent und erfolgreich zu digitalisieren. Die Branche treibt Automatisierung und Digitalisierung voran und nutzt zunehmend die Möglichkeiten generativer KI, um Effizienz, Geschwindigkeit und Fallqualität zu verbessern.

Im Folgenden zeigen wir fünf konkrete Beispiele aus der Assekuranz, wo digitales Schadenmanagement bereits heute umgesetzt wird.

Allianz: KI-Lösung „Insurance Copilot“

Die Allianz bietet mit dem „Insurance Copilot" eine KI-Lösung, die auf Data Intelligence setzt und die Fallbearbeitung durch vier Kernfunktionen beschleunigt. Seit 2024 ist das System für Kfz-Schäden und inzwischen auch für Sachschäden in Österreich im Einsatz. Der intelligente Assistent sammelt und konsolidiert Daten aus Schadenfällen und Verträgen für schnelle Übersichten und identifiziert den zuständigen Experten bzw. die zuständige Expertin. Eine Dokumentenanalyse verarbeitet Metadaten, Bilder und Verträge, um Ansprüche abzugleichen. Das System bietet eine proaktive Entscheidungshilfe, indem es Unstimmigkeiten erkennt und next best actions vorschlägt.

Neben einer schnelleren Fallbearbeitung, automatisierter Routine und weniger manuellem Aufwand hilft das System laut Allianz dabei, unnötige Auszahlungen zu vermeiden.

DEKRA: Wenn Schadendienstleister zu Digitalisierungspartnern werden

DEKRA zeigt, wie moderne Technologie und Sachverständigen-Know-how im Schadenmanagement nahtlos zusammenspielen können. Schäden werden online oder per App gemeldet, mit Fotos ergänzt und mithilfe KI-gestützter Analysen in kürzester Zeit bewertet. Dabei sind sowohl Versicherungsnehmende als auch Sachverständige von Anfang an eingebunden – für transparente Abläufe und fundierte Entscheidungen.

Vorteil bei Bagatellschäden: Diese können ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand direkt reguliert oder per Teleexpertise schnell bewertet werden. Auch die Nutzung von Telematikdaten bringt Vorteile. Unfälle werden automatisch erkannt und gemeldet, sodass Versicherer proaktiv Kontakt aufnehmen können, noch bevor die Versicherten selbst aktiv werden.

Die modulare Lösung deckt den gesamten Prozess ab – von der Schadenaufnahme über automatische Ersteinschätzungen bis hin zu detaillierten Gutachten. Sie zeigt, wie sich technologische Innovation und externe Fachkompetenz sinnvoll verbinden lassen, um Prozesse zu beschleunigen, Kosten zu senken und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

R+V: Kundenautonomie und schnelle Auszahlung durch App

Die R+V setzt beim digitalen Schadenmanagement u. a. auf eine App-Lösung. Diese soll in Kombination mit künstlicher Intelligenz die Schadenregulierung optimieren und gleichzeitig den Kundenkomfort bei der Schadenmeldung steigern. So können beispielsweise fehlende Fotos bei einem Schadenfall über die Anwendung nachgereicht werden. Zudem haben die Kundinnen und Kunden per Klick die Wahl zwischen einer Reparatur des Schadens oder einer finanziellen Entschädigung (fiktive Abrechnung).

Basis hierfür ist eine von carexpert entwickelte KI-basierte Schadenprognose. Die Optionen, die sich daraus ergeben, reichen von der Anweisung einer Reparatur über eine digitale Fahrzeugbesichtigung mittels App bis hin zur direkten Regulierung des Schadens. Bei besonders gravierenden Schäden oder bei einem begründeten Verdacht auf einen Totalschaden bleibe die bewährte Vor-Ort-Besichtigung durch einen Sachverständigen als Standard erhalten, so die R + V.

HUK-COBURG: Automatische Unfallmeldung mit App

Auch die HUK-COBURG setzt auf eine App-Lösung und die Möglichkeiten des Connected Car. Bei leichten Unfällen sendet das Fahrzeug eine automatische Meldung an die HUK-Tochter HDD GmbH. Diese informiert den Fahrer wiederum über die App „HUK Mein Auto“. Dabei werden Unfalldaten wie Ort und Zeit automatisch übermittelt. Über die App können zudem weitere Details wie Unfallhergang oder Fotos hinzugefügt werden, was eine schnelle, digitale Meldung vor Ort ermöglicht. Für schwere Unfälle bleibt zudem der E-Call des Herstellers aktiv.

Der Service ist laut HUK-COBURG aktuell für vernetzte Fahrzeuge der Stellantis-Gruppe (wie Fiat, Opel oder Peugeot), BMW und MINI verfügbar. Die App prüft dabei selbstständig die Eignung. Ein zusätzlicher Telematik-Sensor ist nicht nötig. Der Service wurde Anfang des Jahres für ausgewählte Marken gestartet und soll schrittweise erweitert werden.

ERGO: Automatisierte Vorinspektion für Kfz und Wohngebäude

Bereits seit 2017 setzt die ERGO auf die Möglichkeiten von KI in der Digitalisierung und hat konzernweit über 100 KI-Anwendungen integriert. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit zwischen ERGO und dem indischen Scale-up CamCom Technologies: Hier wurde eine Anwendung zur automatisierten Vorinspektion im Bereich der Kfz- und Wohngebäudeversicherung entwickelt. ERGO-Kundinnen und -Kunden können mit ihrem Smartphone Fotos von Fahrzeug oder Gebäude aufnehmen und direkt über eine Web-App hochladen. Die KI erkennt automatisch Position, Art und Schwere vorhandener Schäden und prüft die Authentizität der Aufnahmen.

Dabei baut die Technologie laut der ERGO auf einem „Large Vision Model“ auf, das mit einer Datenbasis von über 450 Millionen Bildern trainiert wurde. Dies ermöglicht die Detektion von Schäden und Mängeln auf Oberflächen. Die Lösung ist bereits in Estland, Lettland und Litauen im Einsatz. Eine Ausweitung auf weitere europäische Märkte, in denen ERGO aktiv ist, ist geplant.


Möchten Sie Ihr Wissen über die aktuellen Entwicklungen im digitalen Schadenmanagement vertiefen, von den Herangehensweisen anderer Versicherer lernen und Ihr Unternehmen für die Herausforderungen von morgen wappnen?

Dann laden wir Sie herzlich zur bevorstehenden Fachkonferenz Digitalisierung des Schadenmanagements am 25. und 26. September 2025 ein! Neben einem Praxisimpuls von der HUK-COBURG freuen wir uns u. a. auf Impulse von Cambridge Mobile Telematics, Hepster, Zurich, Fraunhofer IAO, Die Haftpflichtkasse und AGILA Haustierversicherung.

Die Fachkonferenz findet in der Regel Anfang Herbst statt. In diesem Jahr treffen sich die Fachexpertinnen und Fachexperten zum sechsten Mal in Leipzig.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

Alle Quellen wurden zuletzt aufgerufen am 12.8.2025.