Green IT: verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen in einem immer relevanter werdenden Segment
Green IT ist weit mehr als ein Schlagwort – sie verbindet ökologische Verantwortung mit ökonomischer Effizienz und bietet Unternehmen, insbesondere in der Versicherungsbranche, strategische Lösungsansätze für nachhaltige IT. Dieser Beitrag beleuchtet die vielfältigen Potenziale von Green IT, von ressourcenschonender Software und intelligenter Cloud-Nutzung bis hin zu energieeffizienten Rechenzentren.
Nicht nur der stark wachsende Energiebedarf von Rechenzentren stellt eine große Herausforderung dar, wenn Unternehmen ihre Emissionen reduzieren wollen − auch Endnutzergeräte wie Laptops und Smartphones tragen erheblich dazu bei. Weltweit verursachen sie etwa doppelt so viel CO₂ wie Rechenzentren (McKinsey & Company). Green IT wird daher zunehmend als zukunftsfähiger Lösungsansatz diskutiert, der maximale Umwelt- und Ressourceneffizienz anstrebt. Dabei geht es sowohl um die Perspektive der Kreislaufwirtschaft und ressourcenschonende Software als auch um konkrete Ressourceneinsparung.
Wie relevant ist Green IT für die Versicherer?
Für Versicherer wird Green IT immer wichtiger, da sie ökologische und ökonomische Herausforderungen adressiert. Die IT-Infrastruktur von Versicherungsunternehmen trägt erheblich zum Energieverbrauch und damit zu den CO₂-Emissionen bei (etwa ein Drittel). Gleichzeitig steigen die Anforderungen von Kundinnen und Kunden, Investoren und Regulierungsbehörden an nachhaltige Geschäftsmodelle. Green IT bietet hier konkrete Lösungen, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Vor diesem Hintergrund haben die Versicherungsforen Versicherer und Dienstleister im Rahmen eines Fokustags zusammengebracht, um sich über aktuelle Herausforderungen und Best Practices auszutauschen. Einblicke daraus finden Sie in diesem Artikel.
Mehr als nur Energie sparen
Green IT umfasst viele Maßnahmen zur Reduktion der Umweltbelastung, von energieeffizienten Rechenzentren bis zu ressourcenschonender Software. Der gesamte Lebenszyklus von IT-Produkten muss dabei betrachtet werden – von der Herstellung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung. Auch – bei der Siegelvergabe oft unzureichend berücksichtigt – soziale Kriterien wie Arbeitsbedingungen in der Produktion sind hier relevant.
Hardware Lifecycle Management betrachtet diesen Lebenszyklus ganzheitlich. Auch kleine Maßnahmen können in der Summe viel bewirken, zeigte Matthias Vogel von der Provinzial. Seine Beispiele: der Austausch von Batterien gegen Akkus, Desk Sharing von Hardware wie Tastatur und Maus, das Recyceln oder Spenden alter Geräte und der prüfende Blick bei der Neubeschaffung.
Nachhaltige Software und intelligente Cloud-Nutzung
Ein oft unterschätztes Feld ist nachhaltige Software. Wo die Hardware nicht weiterkommt, kann darüber oft die nötige Optimierung erreicht werden. Green Software Engineering legt den Fokus darauf, dass Anwendungen nicht nur funktional, sondern auch energieeffizient gestaltet sind. Durch die Optimierung von Code und die Vermeidung unnötiger Rechenoperationen kann der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden. CAST und metafinanz stellten zum Fokustag vor, wie stromintensive Muster erkannt werden können. Auch für die intelligente Stromnutzung und Optimierung der Antragsstrecke ergeben sich Potenziale, wie Elmar Borgmeier von SYNGENIO zeigte.
Zudem bietet die Cloud Potenzial für eine nachhaltige IT durch flexible Ressourcennutzung und Einsparungen. Die Kombination von FinOps (Kostenoptimierung der Cloud-Nutzung) und GreenOps (Förderung energieeffizienter Software) trägt dazu bei, sowohl finanzielle Einsparungen als auch Emissionsreduktionen zu erzielen.
Rechenzentren als Dreh- und Angelpunkt
Rechenzentren sind das Rückgrat der digitalen Infrastruktur, aber auch große Energieverbraucher. Zwischen 2012 und 2022 ist der Energiebedarf dieser Zentren in Deutschland laut Bitkom um 66 Prozent gestiegen. Auch hier liegen Handlungsoptionen: Die beim Verbrauch entstehende Abwärme eignet sich bspw. zum Beheizen von Gebäuden. Der Einsatz erneuerbarer Energien für den Betrieb der Rechenzentren sollte in Unternehmen, die sich aufrichtig auf die Erreichung ihrer Klimaziele konzentrieren, bereits Standard oder zumindest das Ziel sein. Und auch für die Kühlung von Rechenzentren gibt es Alternativen wie neue Technologien oder effizientere Kältemittel.
Transparenz und Messbarkeit als Schlüssel
Ein zentraler Faktor für die erfolgreiche Implementierung von Green IT ist die Messbarkeit der getroffenen Maßnahmen. Versicherungsunternehmen können durch automatisierte Reporting-Systeme sicherstellen, dass der Erfolg ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen nachvollziehbar und transparent ist. Mit Dashboards werden diese nicht nur greifbarer, sondern können über Gamification auch die Motivation der Mitarbeitenden fördern, ergänzte Mathias Kowalzik, xapling GmbH.
Green IT als Teil sozialer Nachhaltigkeit
Neben ökologischen Vorteilen betrifft Green IT auch soziale und ethische Dimensionen. So sollten Websites nicht nur energieeffizient, sondern auch barrierefrei gestaltet werden, um allen Menschen – unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen – den Zugang zu Informationen zu ermöglichen (ab 2025 durch den European Accessibility Act sogar gesetzlich vorgeschrieben). Die Versicherungskammer Bayern brachte zu diesem Thema einen Praxisbericht aus der Zusammenarbeit mit der UNO INO eG mit.
Fazit: Nachhaltigkeit und IT Hand in Hand
Green IT ist nicht nur ein technisches Konzept, sondern auch ein strategisches Instrument für Versicherungsunternehmen, um ökologisch und ökonomisch zukunftsfähig zu bleiben. Wer diese Potenziale nutzt, kann nicht nur die eigenen Emissionen reduzieren, sondern auch langfristig Kosten sparen und den wachsenden regulatorischen Anforderungen nachkommen. Green IT ist daher nicht nur eine Frage der Umweltverantwortung, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil.