Zukunft im Netzwerk gestalten: Das waren die Themen des Partnerkongresses 2022

Im Beitrag werfen wir einen Blick auf die Themen und Diskussionen des Partnerkongresses 2022.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Innovation Innovationsmanagement Kooperationsmanagement Kooperationen Start-ups
Zukunft im Netzwerk gestalten: Das waren die Themen des Partnerkongresses 2022

„Zukunft im Netzwerk gestalten“ lautet das Motto unseres diesjährigen Partnerkongresses. Geschäftsführer der Versicherungsforen, Justus Lücke, eröffnete mit dem Appell, dass wir die Branche nur gemeinsam vorantreiben können.

Im darauffolgenden Lightning Talk stellte Felix Wenzel, Head of Data Engineering and Data Strategy bei ERGO Digital Ventures AG, die ERGO AI Factory vor. Was 2015 mit einer Advanced Analytics Journey gestartet ist, ist heute eine zentrale AI Factory, die dem Geschäftsbereich Digital Ventures untergeordnet ist. Ziel war es, einen signifikanten Nutzen aus AI-Modellen zu erzielen und diese messbar und produktiv zu machen. Heute ist die AI Factory eine cloudbasierte, enterprise-ready IT-Plattform, die bei der effektiven Entwicklung und Integration von KI hilft.

Mit den Themen IT, Daten und maschinelles Lernen sollte sich jeder auseinandersetzen – dies ist die Zukunft der Versicherungsbranche und nur so können Innovationen vorangetrieben werden. Der erste Fehler den Unternehmen hier machen können ist es laut Felix Wenzel, nur Data Scientists einzustellen. Wichtig ist es auch, auf IT-ler zu setzen. Trotz allem sollte man jedoch bedenken, dass auch eine AI nicht unfehlbar ist, im Zweifel irrt sie sich aber weniger als der Mensch, so Wenzel.

Im zweiten Lightning Talk stellte Thorsten Paech von Meta (ehemals Facebook) das sogenannte „Metaverse“ und dessen immenses Potenzial vor, das sich auch die Versicherungsindustrie aneignen kann. Nachdem in den letzten zehn Jahren das Smartphone das Leben nachhaltig verändert hat, erwartet Meta eine weitere prägende Veränderung durch den digitalen Fortschritt: das „Metaverse“. Darunter ist eine Konvergenz aus der virtuellen und realen Welt gemeint, in der die Gegenwart eine Form der Erweiterung findet. So können zum Beispiel Meetings über weite Entfernungen mittels Hologramme realitätsnah abgehalten werden, aber auch Trainings für außergewöhnliche Situationen, z. B. im OP- oder Rettungskontext, sind denkbar. Das Metaverum ermöglicht die Welt virtuell zu bereisen und Kultur ortsunabhängig intensiv zu erleben. Nahe liegt auch, wie effektiv, effizient und zielgruppengenau Metaverse für Marketing- und E-Commerce-Zwecke Anwendung finden können - auch im Versicherungskontext. Die Hauptaufgabe des Metaversums liegt laut Paech darin, eine Verbindung zwischen Menschen, Dienstleistungen und der Welt zu schaffen, die auf allen denkbaren Endgeräten gleich gut möglich ist. Die heutige Technologie bildet bereits eine solide Brücke dafür.

Zudem wurde im Rahmen des Partnerkongresses durch das New Players Network zum fünften Mal unter den FinTechs, InsurTechs und HealthTechs der Rockstar Award vergeben. Jury und Publikum entschieden sich nach fünf spannenden Pitches mit großer Mehrheit für das Start-up memoresa und ihre Plattform für den digitalen Nachlass.

Am Nachmittag des Partnerkongresses stand der Austausch zu verschiedenen aktuellen Themen der Assekuranz im Mittelpunkt. Auch die Inhalte der Innovation Sessions wollen wir hier nicht verheimlichen.

Digitale Ökosysteme – dem Kunden dort begegnen, wo er ist

Die Innovation-Session „Digitale Ökosysteme“ ging der Frage nach, wie aus Fremden Partner werden können. Jörg Agartz und André Boldt, Basler Versicherungen Deutschland, stellten die „Wohnkantine“ vor. Diese content-basierte Landingpage stellt den Einstieg in das neue Ökosystem im Bereich Wohnen dar, das die Basler als neues Geschäftsfeld aufbauen möchte und seit kurzem auch am Markt platziert hat. Ziel des Projektes ist es, zum einen neue Kundengruppen für das Unternehmen und zum anderen Geschäftsmöglichkeiten abseits des Versicherungskerngeschäfts zu erschließen. Der Kundennutzen steht dabei sowohl bei der Wahl der Inhalte als auch der anzubindenden Kooperationspartner und -angebote immer im Fokus. Als Erfolgsfaktoren für den Ökosystemaufbau nannten die Referenten die Unterstützung des Top-Managements, gezieltes Stakeholder-Management, das Treffen realistischer Make-or-Buy-Entscheidungen sowie das stetige Agieren im Netzwerk, um die Angebote weiterzuentwickeln oder Feedback einzuholen. Ein Interview mir Jörg Agartz zum Thema finden Sie auf unserem Blog: Zum Artikel.

Ähnliche Erfolgsfaktoren identifizierte Melina Friedrich, Digital Impact Labs Leipzig. Sie berichtete vom Projekt der Dresdner Klima-App, eine Plattform, welche die Bürgerinnen und Bürger der sächsischen Hauptstadt dabei unterstützen soll, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten. Die App wurde im Verbund aus Stadt sowie mehreren Unternehmen entwickelt und konnte von den Vorteilen eines Innovationsökosystems stark profitieren, welches vielfältige Ideen, schneller verfügbare Ressourcen sowie den Ausbau von Stärken und gemeinsamen Lerneffekten ermöglicht.

Cybercrime – Cyberrisiken versicherbar machen

Zum Thema Cybercrime sprach Carsten Wiesenthal von der Allianz Insurance über Cybergefahren und anknüpfende aktuelle Entwicklungen. Virtuelle Viren im Internet potenzieren und verbreiten sich auf Computern und in Netzwerken genauso schnell, wie ihr biologisches Gegenstück. Je digitaler die Welt wird, desto anfälliger wird sie auch für Cybergefahren. Digitale Trends wie Homeoffice, E-Mobility, Onlinebanking oder Smart Home bieten Angriffsfläche für Cyberkriminelle und stellen moderne, unberechenbare Risiken dar. Insofern ist Cybercrime auch für Versicherer ein sehr relevantes Problem, welches anpassungsfähige Lösungen erfordert, damit die Häuser am Markt bestehen bleiben. Dabei schätzen sowohl Kundinnen und Kunden als auch Unternehmen Geschäftsunterbrechungen als bedeutsamste Folge durch Cyberattacken ein. Wiesenthal sieht die Versicherungsindustrie noch inmitten der Lernkurve, die durch den wandelbaren Charakter von Schadsoftware erschwert wird. Der Acting Head Allianz Multinational & Cyber empfiehlt die Verfolgung eines holistischen Ansatzes, um Cyberrisiken nachhaltig versicherbar zu halten.

Kundenmanagement – nur wer begeistert, wird empfohlen

„Nur wer begeistert, wird empfohlen“ – lautete das Motto der Innovation Session Kundenmanagement, moderiert von collectAI // we're hiring. Den Start machte Sukhi Mann, Senior Sales Executive bei collectAI. Sie stellte das digitale Mahn-Paradoxon vor: Sobald ein negativer Fall wie eine Mahnung auftritt, sinkt die Kundenzufriedenheit. Wird dieser Fall jedoch angenehm gelöst, steigt die allgemeine Kundenzufriedenheit sogar an und ist höher als zuvor.

Patrick Hamacher von Hamacher Versicherungsmakler berichtete über digitale Gamechanger für den Versicherungsvertrieb und wie #Kommunikation zeitgemäß gestaltet werden kann. Ziel ist es, es dem Kunden so einfach wie möglich zu machen. Die Akquise läuft bei ihm über Instagram, Podcast oder Empfehlungen von zufriedenen Kunden. Der Kunde will auf dem Laufendem gehalten werden, so wie er es von einer Bestellung bei Amazon & Co. kennt, er sollte über alle Vorgänge informiert werden. Eine klare und verständliche Sprache ist dabei über alle Schritte hinweg von großer Bedeutung. Außerdem schwört Patrick auf ein Online-Buchungstool, das nerviges E-Mail-Ping-Pong ersetzen kann.

Wohin geht die Kundenreise der Zukunft mit der GenZ? Julia Koop, Digital Factory ERGO Group AG, berichtet von der Kooperation mit dem Start-up Xeem, auch bekannt aus der Höhle der Löwen. Unternehmen können auf der Plattform Xeem Challenges erstellen und kommen so mit der GenZ in Kontakt, die auf Jobsuche ist. Die ERGO hatte eine andere Idee: Xeem nutzen, um die GenZ zum Partner zu machen und mit ihr zusammenzuarbeiten. Was braucht es, um gute digitale Angebote zu bauen? Darauf hat Julia Koop eine klare Antwort: „Wir müssen immer wieder schauen, dass wir uns selbst hinterfragen, mutig sind und aus den Erkenntnissen immer wieder aufs Neue lernen.“

Diskussion – Employee Experience ist mindestens genauso wichtig wie die Customer Experience

Zum fachlichen Abschluss des Partnerkongresses 2022 tauschten sich Prof. Dr. Rolf Arnold von der TH Köln, Nadine-Aimée Bauer von den VPV Versicherungen und Eric Schuh von der ELEMENT Insurance AG im Interview mit Jens Ringel und Theresa Löwe von den Versicherungsforen Leipzig zu aktuellen Themen der Assekuranz aus.

Einig waren sich die Teilnehmenden vor allem im Punkt des Alters der Mitarbeitenden. Klar wurde im Laufe des Gesprächs, dass das Alter nicht entscheidend ist für die Qualifikation und die Leistungsfähigkeit sowie die Bereitschaft, hohe Leistungen im Arbeitsumfeld zu erbringen. Vielmehr sollten sich die Organisationen selbst fragen, weshalb es Menschen gibt, die es sich in der Firma bequem gemacht haben, so Bauer.

Ebenfalls wurde diskutiert, dass die Employee Experience mindestens genauso wichtig ist wie die Customer Experience. Denn auch die Mitarbeitenden tragen das Image der Firma nach außen. Dieser Umstand macht es immer wichtiger, die Interessen der eigenen Belegschaft z. B. in Bezug auf technische Ausstattung oder Ideen für neue digitale Projekte in das Tagesgeschäft einzubinden.

Das letzte große Thema der Runde bildete die zukünftige Entwicklung der Branche. So wird diese nach Ansicht von Schuh zum einen zwar aus Embedded Insurance, aber auch aus dem klassischen Geschäft sowie sehr technologisierten Konzepten wie Blockchain oder Cloud bestehen. Auch #Nachhaltigkeit wird nicht mehr wegzudenken sein. Dieser Aspekt beginnt für Prof. Dr. Arnold schon während der Ausbildung an den Hochschulen.

Wir bedanken uns für den Austausch beim diesjährigen Partnerkongress! Merken Sie sich gerne schon den nächsten Termin vor: 26./27. September 2023 in Leipzig.