Digitale Ökosysteme bei der Basler
Im Interview mit Jörg Agartz von der Basler erfahren wir, wie die Basler eigene Ökosysteme initiiert und welche es bereits gibt.
Es ist gar nicht lange her, da wurde der Begriff „Business Ecosystems“ zum absoluten Buzzword in der Versicherungsbranche. Die Expert:innen waren sich einig: Wer nicht in Ökosystemen denkt, denkt am Kunden vorbei und ist nicht zukunftsfähig. Doch wie denkt man in Ökosystemen? Welche Rolle nehmen die Versicherer ein? Geht der Branche so vielleicht die Kundenschnittstelle verloren? Viele wichtige Fragen, die wir heute besser beantworten können als noch vor vier Jahren. Natürlich ist auch die Versicherungsbranche in der Lage, eigene Ökosysteme zu entwickeln und kann den Kunden so Mehrwerte generieren, auch ohne, dass das Versicherungsprodukt im Vordergrund steht. Wie das geht, darüber haben wir mit Jörg Agartz, Chief Innovation Officer bei der Basler Sachversicherungs-AG, gesprochen.
Die Baloise möchte durch ein eigenes Ökosystem-Angebot das Leben der Kund:innen einfacher und sicherer machen. Im Zuge der strategischen Phase "Simply Safe" hat die Baloise über 50 Initiativen angestoßen. Dabei lassen sich die Initiativen in vier Bereiche, nämlich Home, Mobility, Financial Needs und Business Services einordnen.
Das Thema Ökosysteme gestaltet die Basler bereits intensiv. Für die Bereiche Mobility oder Financial Needs habt ihr u. a. bereits Lösungen. Zum Partnerkongress im September stellt ihr euer neues Ökosystem „Wohnen“ vor. Was genau ist hier geplant?
Na ja, genau genommen ist das Ökosystem nicht neu: In der Schweiz haben wir bereits in einige Start-ups und etablierte Unternehmen rund ums Wohnen investiert und bieten zusammen mit diesen sowie vielen weiteren Partnern innovative Lösungen für unsere Kund:innen an. Das machen wir auch in Belgien. Nun starten wir in Deutschland. In einem ersten Schritt werden wir eine digitale Plattform etablieren, die Lösungen für die Zielgruppe Immobilienbesitzer und Menschen, die den Erwerb einer Immobilie anstreben, liefert. Dazu bieten wir relevanten Content für alle wichtigen Fragestellungen rund um das Wohnen, bei denen wir uns an Megatrends, wie Flexibilisierung, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit orientieren. Am Markt gibt es bereits spannende Lösungen für die Suche nach Wohneigentum oder der besten Finanzierung. Aber eben nur isoliert und die Nutzer:innen müssen sich vieles aufwendig zusammensuchen. Spannend ist dabei, dass wir uns im ersten Schritt komplett von Versicherungsgeschäft lösen. Wir konzentrieren uns auf Lösungen außerhalb des Kerngeschäftes. Und der Kunde wird bei all unseren Angeboten im Mittelpunkt stehen.
Mit wem arbeitet ihr hier zusammen und welche Rolle nimmt die Basler ein?
Da wir derzeit noch mitten im Aufbau stecken, konzentriert sich die Zusammenarbeit vor allem auf Expert:innen im Bereich der Plattformentwicklung inklusive intuitiver User-Führung, Suchmaschinenoptimierung und Social-Media-Strategie. Zudem entwickeln wir den meisten Content nicht selbst, sondern arbeiten mit verschiedenen Expert:innen zusammen. Schließlich binden wir relevante Kooperationspartner ein und bauen so ein wachsendes, qualitativ hochwertiges Partnernetzwerk auf, das laufend neue Ideen und integrative gemeinsame Ansätze rund um das Thema Wohnen liefert. Das alles mit dem klaren Fokus auf die sich ändernden Bedürfnisse der Kund:innen.
Ihr habt in den letzten Jahren viele Initiativen gestartet, Start-ups gegründet, Produkte und Services gelauncht. Wie kommt ihr zu euren Ideen und wer setzt diese bei euch inhouse um? Habt ihr da ein Simply Safe Team, dass das alles umsetzt?
Innovationen werden überwiegend von den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst entwickelt. Hier greifen wir auf Methoden wie beispielsweise den Kickbox-Ansatz von Adobe zurück. Mit diesem können Ideen über den gesamten Lebenszyklus hinweg strukturiert und zu begleitet werden. Bei der Basler in der Schweiz hat bereits ein Team von Kolleg:innen sein eigenes Unternehmen, Parcandi, ausgegründet. In Deutschland stehen drei Kollegen gerade kurz davor, mit ihrer Idee für eine neue Art des Immobilienerwerbs, ein eigenes Start-up an den Markt zu bringen. Neue Innovationsideen entstehen auch aus der Partnerschaft mit dem Inkubator „Plug & Play“ oder aus dem konzerneigenen Corporate-Venture Capital-Vehikel „Anthemis“, das Investitionen in Start-ups tätigt. Umgesetzt wird das dann nicht von einem festen Team, sondern vielmehr von mehreren Teams, die das in Zusammenarbeit mit Experten wie den Kollegen aus der IT, dem Rechtsbereich oder dem Vertrieb gemeinsam umsetzen. Man könnte das auch agil nennen, aber ich möchte den Begriff nicht überstrapazieren 😉.
Hinweis: Zu unserem Partnerkongress am 27. September wird Agartz gemeinsam mit André Boldt, Leiter Geschäftsfeld Wohnen bei der Basler Versicherungen, im Vortrag „Digitale Ökosysteme - Diversify the Core“ u. a. über erste Erfahrungen und Ziele sprechen sowie eine strategische Analyse vornehmen.