Social Media in Versicherungen: Von TikTok direkt ins Metaversum

Im Beitrag fassen wir zentrale Impulse des Erfahrungsaustausches Social Media in Versicherungen zusammen.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Vertrieb & Kunde
Themen:
Social Media Onlinestrategie Strategie
Social Media in Versicherungen: Von TikTok direkt ins Metaversum

Anfang März kamen in Leipzig wieder die Social-Media-Expertinnen und -Experten aus der Versicherungsbranche zusammen. Zum ersten Mal war der Austausch hybrid und wir durften uns auch über virtuell Teilnehmende freuen. Ziel war es, spannenden Impulsvorträgen aus der Branche zu lauschen und aktiv in den Austausch zu kommen. Einblicke erhielten die Teilnehmenden zu der Positionierung eines Digitalversicherers, TikTok, erfolgreichen Kampagnen, Corporate Influencer und der Rolle des Metaversums im Social-Media-Mix der Versicherer.  

Smile – das Netflix der Versicherungen 

Wie man als Versicherung eine radikale Kundenzentrierung lebt, zeigte uns Joséphine Chamoulaud, CMO bei der Smile Versicherung. Smile ist der größte Digitalversicherer der Schweiz. Das Unternehmen gibt es bereits seit 1994. Seit 2014 gehört es zur Helvetia Gruppe und 2019 hat das Unternehmen, das sich selbst als InsurTech versteht, die Ausrichtung als digitaler Lifestyle Brand in den Fokus genommen. Dabei setzt Smile auf einfache Kommunikation, also Kommunikation „ohne Blabla“ auf allen relevanten digitalen Kanälen. Chamoulaud betonte „Wir messen uns mit den besten digitalen Lifestyle Brands weltweit und agieren als Serviceplattform, Tech und Social Media Company“ und zieht den Vergleich zu Unternehmen wie Netflix, Airbnb oder Spotify.  

Spannend war das Smile Freemium Business Model: Die Smile App versteht sich als Dreh- und Angelpunkt aller wichtigen Touchpoints entlang der Customer Journey. Eine App an sich ist noch nichts Neues, was die Idee von Smile so besonders macht, ist der Freemium-Ansatz. Kunden wie auch Nichtkunden können für ein Jahr einen kostenlosen Online-Kaufschutz abschließen. Über die Telematik-Funktion können die App-Nutzer ihre sichere Fahrweise belohnen lassen. Auch das richtet sich an Kunden- und Nichtkunden. Die Idee hinter dem Freemium-Angebot ist, dass es sich aus Sicht von Smile eher lohnt, mit solchen Boni neue Kunden zu gewinnen, als viel Geld in Google-Ads zu stecken.  

Über die App kann man auch das Smile-Metaversum erkunden. Trends wie Web 3.0, NFT oder Metaversum werden von dem Schweizer Unternehmen schnell adaptiert und umgesetzt. Bei Smile möchte man auf der Trendwelle surfen und nicht hinterher paddeln, um Schritt zu halten. Noch bringt die Metaverse-Anwendung keinen aktiven Umsatz. Wichtiger war es Smile, hier erste Erfahrungen zu sammeln und sich zu positionieren. Das gleiche Konzept hat das Unternehmen bei der NFT-Kunstauktion verfolgt, bei der Smile gemeinsam mit dem Künstler Oibel digitale Kunst versteigert hat. Der Erlös ging an Viva con Agua, an die auch Kundinnen und Kunden ihre App-Boni spenden können.  

Best Practice Social Media @Assekuranz 

Wie man als Versicherer auf TikTok durchstartet, zeigten Rebecca Gröger und Anja Schöne, beide Social Media & Content Managerinnen bei der Lebensversicherung von 1871 a.G. München. Anfang letzten Jahres wagte die LV 1871 den Schritt in TikTok. Um Reichweite zu erzeugen, veröffentlichte der Versicherer bis zu fünf Posts am Tag. Aktuell hat sich die Frequenz bei zwei Posts eingepegelt. Bei der Content-Erstellung arbeitet die LV 1871 mit einer Agentur zusammen. Die Content-Ideen und wie auch die „TikTok-Gesichter“ kommen alle vom Versicherer. Dazu hat die LV 1871 eine unternehmensweite Ausschreibung gestartet und das LV1871-TikTok-Gesicht gesucht. Das Social Media Team hat viele Rückmeldungen erhalten und sich aktuell für vier Kollegen und Kolleginnen entschieden, die regelmäßig TikTok-Videos zu Versicherungs- und Finanzthemen aufnehmen. TikTokerin Sandra kommt aus dem Kundenservice, Ferdi und Markus aus dem Vertriebsmanagement und Christiane ist aus der Kundenberatung. Die vier stehen im Schnitt ein- bis zweimal im Monat vor der Kamera und nehmen jeder bis zu 60 Videos auf. Das der Aufwand sich lohnt, belegen die Zahlen nach einem Jahr auf TikTok: Knapp 25.000 Follower und über sechs Millionen Views. Zudem lässt sich der TikTok-Content super für Instagram zweitverwerten und wird mit textlichen Anpassungen zu B2B-Content.  

Im Praxisbeitrag der ERGO Group haben Daniela Schäfer, Social & Digital Channels bei der ERGO Direkt AG, und Kristina Tewes-Goergens, Social Media Referentin bei der ERGO Group AG, einen Einblick in die erfolgreiche Social-Media-Neuausrichtung gegeben. Als Grundlage für die thematische Neuausrichtung dienten Daten: So interessiert sich die Zielgruppe vor allem für Gesundheit, Leben und Mobilität, aber auch Digitalisierung und Innovation. Je Kanal gestaltet sich die Kommunikation wie folgt: Bei Twitter wird auf den News-Charakter gesetzt. Bei Instagram positioniert man sich zu gesellschaftsrelevanten Themen wie Digitalisierung, Diversität oder Nachhaltigkeit. YouTube dient insbesondere dem Employer Branding. Bei LinkedIn werden die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Fokus gerückt und erhalten durch Formate wie ERGOfaces und ERGOthoughts ein Gesicht. Mit dem Format ERGOfaces konnte das Unternehmen zehnmal so viel Interaktion erreichen als mit den durchschnittlichen Beiträgen. Auch ERGOthoughts, welches über die Profile der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgespielt wird, performt deutlich besser als die unternehmenseigenen Beiträge.  

Wie es sich als Corporate Influencerin lebt, zeigte Doreen Gossert, Bezirksdirektorin bei der KS/AUXILIA. Gossert ist ein Prozess-Junkie und hasst Ineffizienzen. Als Maklerbetreuerin erhält sie viele Anfragen, manche davon häufiger. Ihr logischer Schritt hin zu mehr Effizienz war es, informativen Content für Instagram zu entwickeln und diesen der eigenen Community zur Verfügung zu stellen. Später wagte sie den Schritt auf LinkedIn und setzt inzwischen auch auf Beiträge aus dem eigenen Arbeitsalltag. Gossert ist unter den Maklern bekannt wie ein bunter Hund, was auch an der zentralen Rolle der Farbe Gelb liegt (Corporate Design der KS/Auxilia), mit der sie spielerisch Akzente in ihren Posts setzt.  

Megatrend Metaversum – Ist das auch was für die Versicherer? 

Beim diesjährigen Erfahrungsaustausch Social Media in Versicherungen haben wir uns intensiver einem aktuellen Trend gewidmet, dem Metaversum. Man liest und hört davon, doch so richtig greifbar ist es noch für die wenigsten. Das liegt u. a. an der Technologiehürde, denn für eine spannende Metaverse-Erfahrung benötigt man eine entsprechende VR-Brille und einen relativ leistungsstarken Rechner. Trotzdem macht es Sinn, sich mit dem Trend bereits jetzt auseinanderzusetzen, denn wie wir von Smile gelernt haben, sollte man die Trendwelle aktiv reiten. Mathias Bock, Future Scientist bei den Versicherungsforen Leipzig, hat den Teilnehmenden eine Metaversums-Schnellbesohlung verpasst. Nach seinem Vortrag wussten wir nicht nur, dass es auch in der Versicherungsbranche erste Metaverse-Anwendungen gibt – die ERGO, Gothaer, Allianz oder auch Generali haben erste Anwendungen – sondern dass es DAS Metaversum noch gar nicht gibt. Ihm unterstützend zur Seite stand Diana Kanostrevac, Senior Innovation Consulting bei der Generali Deutschland AG. Sie stellte das GenaVers vor, die eigene Metaverse-Anwendung der Generali. Das GenaVers dient aktuell als Ort für Meetings oder Workshops und befindet sich in der Pilotierungsphase. Für Kanostrevac ist ganz klar jetzt der richtige Zeitpunkt, um erste Erfahrungen mit dem Metaversum zu machen, auch wenn der große Durchbruch noch fünf bis zehn Jahre auf sich warten lassen wird. Die zentrale Frage, die während des Impulses in der Luft hing, war, welche Use Cases für eine Metaverse-Anwendung denkbar sind. Diese Frage wollten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden beantworten und haben vier parallele Workshops durchgeführt. Dabei kamen einige Use Cases zusammen: angefangen bei der Vertriebsschulung, über das virtuelle Recruiting bis hin zum ersten Metaverse-Influencer. Der Kreativität waren keine Schranken gesetzt und die Social-Media-Expertinnen und -Experten hatten Raum, sich intensiver mit dem neuen Trend zu beschäftigen. 

Wer ebenfalls Lust auf den Austausch mit Gleichgesinnten aus dem Kommunikationsbereich hat, sollte sich den 5./6. März 2024 vormerken. Dann findet der nächste Erfahrungsaustausch statt – mit spannende Impulsvorträge und austauschfreudige Teilnehmerinnen und Teilnehmer.