Der Einsatz von KI in Versicherungen – Aktuelle Projekte aus der Versicherung
Im Beitrag geben wir einen Einblick in aktuelle KI-Projekte der Versicherer.
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine zentrale Rolle bei der Transformation traditioneller Prozesse und der Ermöglichung innovativer Dienstleistungen in der Versicherungsbranche. Auf dem Messekongress IT für Versicherungen im November 2023 wurden wieder Use Cases und Herausforderungen bei der Umsetzung von KI-Projekten diskutiert. So erfuhren wir, wie KI-Bias minimiert werden können und wie es gelingen kann, systematisch bei der KI-Projektidentifizierung vorzugehen. Neben diesen beiden Themen stellen wir im Beitrag drei aktuelle Use Cases aus der Versicherungsbranche vor.
Diskriminierung durch KI: Ansätze, diese zu minimieren
Diskriminierung durch KI entsteht, wenn Algorithmen systematisch benachteiligende oder voreingenommene Ergebnisse gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen produzieren.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig, liegen im Wesentlichen in den Trainingsdaten begründet, die historische Vorurteile widerspiegeln. So kann ein KI-basiertes Recruiting-Tool, das mit überwiegend männlichen Erfolgsprofilen trainiert wurde, Frauen unbewusst benachteiligen. Ein weiteres Beispiel ist die Gesichtserkennungstechnologie, die bei Menschen mit dunkler Hautfarbe häufiger Fehler macht, da sie überwiegend mit Bildern heller Hautfarben trainiert wurde.
Um solche Diskriminierungen zu verhindern, ist es entscheidend, KI-Systeme mit diversen, umfassenden Datensätzen zu trainieren und ständig auf Voreingenommenheit zu überprüfen.
Wie es gelingen kann, diese Verzerrungen zu minimieren, erläuterten Anjie Guo, Data Scientist bei der VKBit Betrieb GmbH, und Jenny Cheng, IT Service Owner Data Services, ebenfalls bei der VKBit Betrieb GmbH, im Fachforum KI auf dem Messekongress IT für Versicherungen. Zentral bei der Identifizierung möglicher KI-Bias sei den beiden Expertinnen zu Folge die initiale Analyse. Wenn bereits Verzerrungen in den Daten vorhanden sind, reagiert das Modell entsprechend. Neben den Daten müsse auch das Modell selbst analysiert werden. Eine Möglichkeit ist der Ansatz der explainable AI – ein neuer Forschungsbereich, der dabei unterstützen soll, Modell-Entscheidungen besser zu verstehen und Gegenmaßnahmen bei Fehlentscheidungen einzuleiten. Am Ende müsse man natürlich trotzdem die Ergebnisse evaluieren, um mögliche Diskriminierungen aufzudecken und das Modell entsprechend anzupassen.
KI dort einsetzen, wo sie den größten Nutzen stiftet
KI-Lösungen sollen Prozesse optimieren und die Mitarbeitenden entlassen. Möglichkeiten dies zu tun, gibt es viele, doch wo lässt sich der größte Nutzen erzielen? Die IT ist häufig der Flaschenhals, wenn es um die Realisierung von Innovationvorhaben geht. Es gilt, diejenigen Projekte zu identifizieren, bei denen der Nutzen am größten ist. Wie dies gelingen kann, diskutierten Andrea Bernert, Hauptabteilungsleiterin Sonderschaden und Steuerung des Konzerns bei der Versicherungskammer Bayern, und Barbara Wocher, strategischer Service Owner für Daten und Querschnittliche Systeme bei der VKBit Betrieb GmbH. Im Kern geht es den Expertinnen zufolge darum, wie Fachbereiche und IT-Abteilungen besser zusammenarbeiten können, um nützliche Lösungen zu entwickeln. Diese Lösungen sollten den tatsächlichen Bedarf der Fachbereiche adressieren und echte Probleme lösen. Konzernintern wurden dafür Prozesswerkstätten eingerichtet, in denen verschiedene relevante Beteiligte gemeinsam bestehende Prozesse analysieren und Verbesserungs- und Automatisierungspotenziale identifizieren. Denn "IT allein ist nutzlos. Es braucht den „Need“ des Fachbereichs und der Kunden", betonte Barbara Wocher in der Diskussion.
Aktuelle KI-Use-Cases der Versicherer
Wie solche sinnstiftenden KI-Projekte aussehen können, zeigten die Impulsvorträge im Fachforum Prozessautomatisierung. Stefan Hegedusch, Geschäftsführer bei die Bayerische, stellte in seinem Vortrag die IT-Systemlandschaft des Versicherers vor. Das Unternehmen war zum Zeitpunkt des Vortrages dabei, das Komposit-Kernsystem zu erneuern. Dabei ist der erste große Modernisierungsschritt das Projekt “Elementar”. Die Ablösung der Mainframe soll im zweiten Schritt erfolgen, mit Hilfe der Integration der Online-Infrastruktur und der Implementierung einer Process Engine.
Zudem stellte er den Use Case eines automatisierten Antragsprozesses für Moped und E-Scooter vor. Mit Hilfe von KI ist es möglich, auch nach einem Vertragsabschluss auf individuelle Fragen der Kundinnen und Kunden einzugehen. Dabei werden die empfangenden E-Mails an die KI gesendet und diese katalogisiert die Anliegen in einzelne Themenbereiche. So ist es möglich, eine individuell angepasste Antwort auf das Anliegen mit Hilfe der KI zu versenden. Es wurde jedoch auch betont, dass dies noch lange nicht für alle Themen möglich ist.
Auch Fabian Richter Nunes, Teamleiter Pricing der Verti Versicherung AG brachte ebenfalls einen KI-Use-Case mit. Der Direktversicherer verfolgt das Ziel einer vollständigen Automatisierung und die Fokussierung auf Kundenbedürfnisse. Die Abhängigkeit der Prozesse von den Verantwortlichen soll ebenso wegfallen wie der manuelle Aufwand und die Inflexibilität der Systeme. Mit Hilfe einer Data Pipeline soll eine vereinheitlichte Datenbasis für die Fragestellungen der Kunden bereitgestellt werden. Standardisierung ist bei diesem Vorgehen das Stichwort. So soll es demnach eine Standardisierung der Modelle und der Datenmanipulation geben. Danach ist es möglich, neue Modelle innerhalb von zwei bis drei Wochen zu erstellen.
Ein dritter Use Case wurde von Felix Rank, Senior Consultant bei der metafinanz Informationssysteme GmbH, und Erwin Schwarzl, Geschäftsführer bei der TCG Process GmbH, vorgestellt. „Vom Papier zur digitalen Effizienz: Automatisierte Prozesse in der Krankenversicherung leicht gemacht“, hieß es im Vortrag der beiden Experten. Die Automatisierung des Inputmanagements ist kein neuer Use Case. Viele Branchenvertreter setzen hier bereits auf Automatisierung. Herausfordernd ist jedoch stets die Datenerfassung. Denn die hat ihre Grenzen. Mit dem DocProStar (DPS) soll diesen Herausforderungen begegnet werden. Die Lösung ermöglicht u. a. einen höheren Grad an Dunkelverarbeitung, die Fokussierung auf neue und vor allem komplexere Belege und eine agile Vorgehensweise für Anpassungen und Erweiterungen.
Sie haben Lust auf spannende Branchen-Insights?
Der Messekongress IT für Versicherungen findet jedes Jahr Ende November statt. Er ist der führende Branchentreff für IT-Verantwortliche der Versicherungsunternehmen und IT-Dienstleister. Dabei fungiert er als eine Plattform, um aktuelle Entwicklungen, Trends und Projekte in der Branche aufzuzeigen und zu diskutieren. Themen wie KI, neue Technologien & Trends, Cloud Computing, Legacy-Systeme, Big Data & Data Analytics, Agilität oder IT-Sicherheit stehen dabei thematisch im Zentrum des Fachprogams. Schauen Sie vorbei und diskutieren Sie mit!