Gesundheit im Wandel: Wie Prävention, neue Technologien und FemTechs die Zukunft prägen
Gesundheit im Wandel: Prävention, digitale Innovationen und FemTechs verändern die Versorgung – und eröffnen neue Chancen für Versicherer.

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Zentrale Quellen: Statistisches Bundesamt, Robert Koch-Institut (RKI), Verband der Ersatzkassen (vdek), Selfapy, HelloBetter
Inhalte im Überblick:
- Gesundheit im Wandel: Rückgang der Lebenserwartung und regionale Unterschiede
- Prävention im Fokus: Investitionen der Krankenkassen, digitale Angebote und neue Präventionsstrategien
- Technologien & Trends: Biohacking, KI-gestützte Analysen und medizinische Innovationen
- Versicherungs-Perspektive: Individualisierte Gesundheitsprogramme, datenbasierte Tarife und Datenschutz
- FemTechs: Wachsende Relevanz für Frauengesundheit, Marktpotenziale und Chancen für Versicherer
Gesundheitlich steht Deutschland an einem Wendepunkt. Die Lebenserwartung, die jahrzehntelang kontinuierlich gestiegen ist, zeigt seit der Pandemie einen leichten, aber spürbaren Rückgang. Dies bestätigen Zahlen des Statistischen Bundesamts: 2023 lag die Lebenserwartung für neugeborene Jungen bei 78,2 Jahren und für Mädchen bei 83,0 Jahren – ein Minus von bis zu 0,6 Jahren gegenüber 2019.
Besonders auffällig ist die Lebenserwartungslücke innerhalb Deutschlands. Laut Daten des Robert Koch-Instituts leben Frauen in sozioökonomisch benachteiligten Regionen im Durchschnitt 4,3 Jahre kürzer als in wohlhabenderen Gebieten; bei Männern ist der Unterschied mit 7,2 Jahren noch größer. Ursachen hierfür sind nicht nur in biologischen Faktoren zu finden, sondern auch in ungesünderen Lebensgewohnheiten sowie einer höheren beruflichen Belastung, insbesondere bei Männern. Aber auch der Bildungsgrad spielt eine zentrale Rolle: Personen mit niedriger Bildung (61,9 Prozent) sind deutlich häufiger von chronischen Erkrankungen betroffen als Menschen mit höherem Bildungsniveau (51,0 Prozent). Die Zahlen verdeutlichen, dass Bildung die Gesundheitschancen positiv beeinflussen kann – etwa durch mehr Wissen über Prävention, gesündere Lebensstile oder einen besseren Zugang zu medizinischer Versorgung. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen mit chronischen Erkrankungen. Laut RKI gibt mehr als die Hälfte der Erwachsenen an, mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, psychischen Störungen oder anderen langanhaltenden Gesundheitsproblemen zu leben.
Prävention als Schlüssel
Angesichts wachsender gesundheitlicher Herausforderungen gewinnt Prävention zunehmend an Bedeutung. Laut Zahlen des Verbands der Ersatzkassen haben die Ausgaben der Krankenkassen für Gesundheitsförderung und Prävention im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr erneut zugenommen. Sie investieren dabei in unterschiedliche Handlungsfelder. So flossen 167 Millionen Euro in Lebenswelten wie Kitas, Schulen oder Pflegeeinrichtungen, 269 Millionen Euro in die betriebliche Gesundheitsförderung und 195 Millionen Euro in individuelle Angebote zu den Themen Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung. Parallel dazu boomen digitale Angebote: Videosprechstunden, Telemedizin oder Online-Therapien wie „Selfapy” oder „HelloBetter” erleichtern den Zugang und ermöglichen eine frühzeitige Behandlung. Damit verschiebt sich das Gesundheitssystem langsam von einer reinen „Reparaturmedizin“ hin zu einer aktiven Gesundheitsbegleitung.
Auch das Thema Biohacking gewinnt zunehmend an Bedeutung. Biohacking beschreibt den gezielten Versuch, den eigenen Körper und seine Funktionen aktiv zu optimieren. Dazu können Wearables genutzt werden, um beispielsweise die Herzfrequenz, den Schlaf oder den Stoffwechsel zu überwachen. Moderne Technologien und medizinische Innovationen erweitern die Möglichkeiten. KI-gestützte Analysen helfen dabei, Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen, und Nanotechnologie oder Stammzelltherapien bieten neue Ansätze bei chronischen Erkrankungen. Für Versicherer ergeben sich daraus vielfältige Chancen: Gesundheits-Programme können individualisiert werden, Anreize für gesundheitsbewusstes Verhalten geschaffen und Tarife datenbasiert angepasst werden. Gleichzeitig ist der verantwortungsvolle Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten entscheidend, um Datenschutz und ethische Standards zu gewährleisten.
FemTechs – die neue Stimme für Frauengesundheit
Ein Innovationstreiber im Bereich der geschlechtsspezifischen Medizin sind die derzeit stark wachsenden FemTechs. Damit sind digitale Lösungen gemeint, die gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen eingehen – von Zyklus-Tracking und Fruchtbarkeit über Menopause bis hin zu Erkrankungen wie Endometriose oder PCOS. Diese Technologien schließen Versorgungslücken, die lange Zeit vernachlässigt wurden.
Der Markt zeigt dabei enormes Potenzial: 2023 lag das globale Volumen für FemTechs bei rund 52 Milliarden US-Dollar und soll bis 2029 auf mehr als 117 Milliarden US-Dollar steigen. Für Versicherungen eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten: Mit maßgeschneiderten Tarifen, digitalen Services und präventiven Angeboten können sie Frauen nicht nur besser versorgen, sondern auch enger an sich binden.
Biohacking, HealthTechs und FemTechs eröffnen Versicherern vielfältige Chancen, die über klassische Präventionsangebote hinausgehen. Durch datengestützte Prävention lassen sich individuelle Risikoprofile erstellen, sodass personalisierte Präventionsmaßnahmen gezielt angeboten werden können. Digitale Tools verbessern zudem den Zugang zu Gesundheitsleistungen und tragen zur effizienteren Versorgung bei, indem sie Qualität und Kontinuität steigern. Gleichzeitig ermöglichen diese Technologien die Ansprache neuer Zielgruppen, etwa bislang unterversorgter oder spezialisierter Kundensegmente.
Der Text orientiert sich inhaltlich an unserem Themendossier 14/2025: Zahlen & Fakten Krankenversicherung, das unsere Forenpartner kostenlos abonnieren können.
Quellen:
https://www.vdek.com/presse/daten/d_ausgaben_praevention.html
https://www.statista.com/statistics/1483460/femtech-market-size-worldwide/
https://next-mannheim.de/was-genau-ist-femtech/