Niemand verunfallt allein – Psychosoziale Auswirkungen von Unfällen

Im Interview mit Ursula Pabsch erfahren wir, warum Versicherer auch die Angehörigen von Verunfallten stärker in den Fokus rücken sollten.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Schaden & Leistung
Themen:
Personenschadenmanagement
Niemand verunfallt allein – Psychosoziale Auswirkungen von Unfällen

Zum Messekongress Schadenmanagement & Assistance spricht Dipl.-Päd. Ursula Pabsch, Systemische Familientherapeutin (DGSF) und Casemanagerin im Gesundheitswesen, im Fachforum Personenschadenmanagement über die psychosozialen Auswirkungen von Unfällen auf das soziale Umfeld. Im Interview erfahren wir, warum Versicherer auch die Angehörigen von Unfallpatienten stärker in den Fokus rücken sollten. 

Ursula Pabsch spricht am 21. März im Rahmen des Messkongresses Schadenmanagement & Assistance. 

Mehr zum Fachforum Personenschadenmanagement

Sie sprechen im Fachforum Personenschadenmanagement über psychosoziale Auswirkungen von Unfällen auf das soziale Umfeld und Hilfen zur Bewältigung. Können Sie kurz erläutern, was genau psychosoziale Auswirkungen sind?

Ein Unfall hat immer Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und im schlimmsten Fall sind auch schwere körperliche Schäden die Folge. Fast jeder Mensch ist in einem sozialen Umfeld eingebettet. Das können zum Beispiel die Eltern, Geschwister oder Lebenspartner und Kinder sein. Für alle Beteiligten bedeutet diese ungewohnte Situation einen sehr hohen Stresspegel. Dieser kann gekennzeichnet sein von

  • emotionaler Unsicherheit mit Orientierungslosigkeit, Schuldgefühlen, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen
  • Verlust von Autonomie mit dem Gefühl, dem Schicksal ausgeliefert zu sein
  • Verlust von gewohnten sozialen Kontakten und dem bisher gewohnten eigenen Lebensrhythmus
  • Existenzängste und Zukunftsängste
  • fehlende Bewältigungsstrategien für den Umgang mit dem Trauma und den körperlichen Verletzungen

Je nach Verletzung wird das gesamte Leben auf den Kopf gestellt und ein normaler Alltag ist für alle schwer vorstellbar.

Warum sollten Versicherer nicht nur die Verunfallten, sondern auch die Angehörigen auf dem Schirm haben?

Die Angehörigen geben den Verunfallten im besten Fall Sicherheit und vermitteln Zuversicht. Sie helfen bei der Alltagsstrukturierung und regeln in vielen Fällen langfristig die Angelegenheiten des Geschädigten, was sich positiv auf das Kostengefüge des Falls und die benötigten Ressourcen insgesamt auswirkt. Außerdem sind es meistens sie, die bei Pflegebedürftigkeit an vorderster Front stehen.

Diesen Aufgaben können sie aber nur gerecht werden, wenn sie selbst emotional stabil und handlungssicher sind. Jeder Beteiligte hat seinen eigenen Blickwinkel auf das Unfallgeschehen und verarbeitet es auch anders. Geht es den Angehörigen gut, kann der Verunfallte z. B. auch besser genesen, was sich sehr positiv auf die Fallschwere durch Minimierung der Genesungszeit auswirken kann.

Auf welche Unterstützungsmöglichkeiten können Versicherer zugreifen? 

Da gibt es einige. Zum Beispiel:

  • berufliche und soziale Wiedereingliederung
  • Pflegecoaching, Hilfsmittelberatung
  • Aufbau von hilfreichen Netzwerkstrukturen
  • Familientherapeutische Begleitung der Familie zur ressourcenorientierten Stärkung und Bewältigung des Traumas